Evil Genius 2: Warum jetzt der richtige Zeitpunkt für die Fortsetzung gekommen ist
"Manchmal können Pressemitteilungen etwas verwirrend sein."
Wolltet ihr schon immer mal ein Superschurken wie in den James-Bond-Filmen spielen und daran arbeiten, die Weltherrschaft zu erringen? In dem Fall dürfte das im Jahr 2004 von den Elixir Studios veröffentlichte Evil Genius genau euer Ding sein. Im gleichen Jahr begann Elixir bereits mit der Arbeit an einer Fortsetzung, doch 2005 wurde das Studio geschlossen und das Projekt damit eingestellt.
2006 kaufte wiederum Rebellion die Rechte an der Marke, doch lange Zeit passierte abseits einer Neuveröffentlichung des ersten Teils auf digitalen Plattformen recht wenig damit. 2010 erschien relativ überraschend die Facebook-App Evil Genius: WMD im Farmville-Stil, nach den negativen Reaktionen darauf folgte mit Evil Genius Online eine weitere Facebook-App. Evil Genius Online orientierte sich am Original und setzte auf Missionen, die sich gegen Geld beschleunigen oder umgehen ließen. Anfang des Jahres stellte man das Spiel ein.
Bis Anfang Juli ließ sich Rebellion dann Zeit, bevor schließlich mit Evil Genius 2 eine richtige Fortsetzung für den PC angekündigt wurde. Kein Free-to-play-Titel und kein Remaster, wie das Unternehmen extra betont. Da die Entwicklung jedoch erst im Frühjahr begonnen hat, müsst ihr noch ein Weilchen warten, bis der Titel erscheint.
Aber warum ist gerade jetzt die Zeit für ein Comeback gekommen? "Der größte Faktor ist vermutlich, dass wir 2013 damit aufgehört haben, Spiele für andere zu entwickeln. Wir waren immer ein vollständig unabhängiges Unternehmen, aber jetzt müssen wir unsere talentierten Leute nicht mehr nutzen, um Spiele zu machen, die dann jemand anderes veröffentlicht", erklärt Creative Director und Rebellion-Mitgründer Jason Kingsley im Gespräch mit Eurogamer.de.
"In der Zwischenzeit haben wir uns mit zwei Sniper-Elite-Titeln, der Zombie Army Trilogy und Battlezone (sowie weiteren) beschäftigt, aber nun haben wir Lust auf etwas Neues! Zuvor hatten wir dafür einfach nicht die nötigen Kapazitäten im Studio, obwohl wir gewollt hätten."
Evil Genius 2 nun nach dieser langen Pause seit dem ersten Teil zu veröffentlichen, sieht man dabei nicht als Risiko - oder zumindest nicht als "großes Risiko". Eine der Stärken des Unternehmens sei, dass man Spiele mache, die die Spieler auch ansprechen, und sie so direkt wie möglich über digitale Kanäle oder über Partner im Handel unter die Kunden bringt. Für Sniper Elite 4 sei zum Beispiel ein Team verantwortlich gewesen, das für Indie-Verhältnisse zwar ziemlich groß, für Triple-A-Standards aber eher überschaubar war. Letzten Endes gehe es darum, die bestmöglichen Spiele zu machen, damit man das in Zukunft weiterhin tun kann.
Evil Genius 2 ist zugleich das erste Echtzeitstrategiespiel, das mit der hauseigenen Asura-Engine entwickelt wird. Vor große Herausforderungen sollte die Adaption das Tech-Team nicht stellen, sagt Kingsley, denn das technische Grundgerüst sei sehr anpassungsfähig. Schließlich hat man bereits Schlachtfelder des Zweiten Weltkrieges, postapokalyptische Städte, japanische Motorradrennen und mittelalterliche Turnierkämpfe damit umgesetzt. Natürlich müsse man hier und da einige Dinge verändern, aber man arbeitet schon so lange mit seiner eigenen Engine, dass es kein Problem sein sollte.
Wie eben schon erwähnt, betonte Rebellion sehr genau, dass es sich hierbei um eine vollwertige Fortsetzung handelt. Kingsley dazu: "Wir wollten sicherstellen, dass wir ganz genau kommunizieren, was wir hier machen und was nicht. Manchmal können Pressemitteilungen etwas verwirrend sein. Wir wollen einfach sicher gehen und die Fans des Originals wissen lassen, dass wir zuhören! In Evil Genius 2 geht es um den Basisbau, die Errichtung von Fallen, die Weltherrschaft und einen teuflischen Sinn für Humor."
Da die Entwicklung noch nicht allzu lange andauert, müssen Fans sich aber noch gedulden. Kingsley zufolge hat man das Spiel jetzt schon angekündigt, weil man eben tatsächlich mit der Arbeit daran begonnen hat. Zuvor hatte Rebellion zwar ebenfalls schon die Absicht, eine richtige Fortsetzung zu entwickeln, sagte aber nichts, weil man nichts versprechen wollte, was man am Ende womöglich nicht halten konnte. Die Marke besitzt das Studio zwar schon länger, doch in der Community sei man hingegen relativ neu, daher wolle man erst mal die Fans kennenlernen und in Erfahrung bringen, was sie sich von einer Fortsetzung erhoffen.
Allzu sehr ins Detail gehen kann Kingsley aufgrund der frühen Entwicklungsphase zwar nicht, aber die Fortsetzung soll auf den besten Elementen des Vorgängers aufbauen: "Wir wissen, dass es in diesem Genre als Klassiker angesehen wird, daher wollen wir respektvoll mit dem Original, den Fans und dem Design umgehen, aber gleichzeitig auch neue Features, Komponenten sowie modernisierte Menüs und Kontrollmethoden hinzufügen", erklärt er. Ob man dabei weiterhin auf die 60er- und 70er-Ära als Hintergrund setzt oder das Ganze in eine modernere Epoche befördert, ließ sich Kingsley leider noch nicht entlocken.
Auf jeden Fall gibt es aber einige Dinge, die man gegenüber dem Original verbessern will. In Anbetracht der langen Zeit zwischen beiden Teilen ist es nicht verwunderlich, dass sich das Studio dafür Strategiespiele der jüngeren Jahre anschaut. Als perfektes Beispiel dafür nennt er die ersten paar Stunden des Originals, die Neueinsteiger vor eine echte Herausforderung stellen: "Es geht nicht darum, diese Herausforderungen zu entfernen, sondern die Barrieren, die zwischen dem Spieler und Evil Genius' reizvollen und komplexen Mechaniken stehen."
Alles in allem ist Rebellion aber zuversichtlich, was die Fortsetzung anbelangt: "Heute arbeiten und spielen wir in einer Branche, in der großartige Spiele ganz an die Spitze gelangen können, unabhängig vom Genre oder dem Entwicklerstudio. Der Selbstvertrieb ermöglicht uns heute, ein Genre-Spiel zu machen, das eine kleine, aber wirklich starke Zielgruppe anspricht und dennoch ein Erfolg sein kann. Was das für uns bedeutet? Das bestmögliche Evil-Genius-Spiel machen, der Rest erledigt sich von selbst", sagt Kingsley.