Blur
Exklusiv: Emotion über Präzision
Am namensgebenden "Blur", der vor allem die Gegenstände und Texturen an den Seiten des Sichtfeldes stark verschwimmen lässt, sollte Bizarre allerdings noch arbeiten. Hier verwischen zum jetzigen Zeitpunkt deutlich zu viele Details - vor allem an den Fahrzeugen.
Das mag in dieser Phase noch gewollt sein, da man die Polygonzahl der einzelnen Karossen wegen des dichteren Fahrerfeldes auf 40.000 an der Zahl herunterschrauben musste. Unser Besuch in der Auto-Designer-Abteilung von Bizarre hinterließ aber nicht gerade den Eindruck, dass sich die, in enger Zusammenarbeit mit den Fahrzeugherstellern nachmodellierten, Boliden dafür schämen müssten. Ganz im Gegenteil.
Beim Ablauf der Einzelspieler-Kampagne versucht Bizarre Creations ebenfalls etwas Neues. Eure komplette Karriere findet vor einem fiktiven Social Networking-Hintergrund statt. In einer Art virtuellem Facebook tummeln sich Eure Konkurrenten, die jeweils über eine eigene Persönlihckeit und ein spezielles Skill-Set verfügen, und kommunizieren per privater Nachricht und Kommentarfunktion mit Euch.
So werden auf hippe Weise neue Rennevents angekündigt, die nach unterschiedlichsten Regeln ausgefochten werden. Sogar eine Story soll es geben, von der Ward behauptet, dass sie selbstverständlich auf keinen Fall "cheesy" und mit barbusigen Frauen dargeboten werden soll.
Da man aber schon in den Kommentaren während der Rennen eine feiste Latina, einen Working-Class-Briten mit schwerem Akzent und mindestens einen Osteuropäer vernehmen konnte, werden wir wohl auch hier nicht ganz von Klischees verschont bleiben.
Macht aber nichts, denn dieses virtuelle Netzwerk ermöglicht noch einen weiteren, viel wichtigeren Kniff: Da es zwischen Off- und Online keinen Bruch geben soll, wird auch die Mehrspieler-Komponente vor dem Hintergrund dieses Netzwerkes präsentiert. Das soll zum Start voll und ganz in Twitter und Facebook integriert sein. Ihr werdet eigene Gruppen gründen und verwalten, private Nachrichten verschicken (auch über eine Blur-Internetseite, wenn Ihr mögt) und sogar eigene Spielmodi erstellen können.
"Die Community hat sich in PGR damals den tollen Katz- und Maus-Modus ausgedacht. Wir haben ihn dann für das nächste PGR als offiziellen Spielmodus integriert", erinnert sich Ward. "Diesmal wollen wir den Spielern alle Tools geben, eigene Modi zu erstellen." Ihr habt also die Regeln selbst in der Hand. Als Beispiele führte Ward Modi an, die zum Beispiel komplett ohne Waffen auskommen oder etwa eine Last Man Standing-Variante. Auch in Gruppen, die sich ausschließlich bestimmten Renntypen widmen, werde man sich organisieren dürfen.
Wie viel Zeit und Herzblut die Community schließlich in Blur investieren wird, hängt von einer ganzen Reihe von Faktoren ab, die sich anhand dieser sehr frühen Version noch nicht vollständig abschätzen lassen: Ja, die Rennen machen Spaß, sind intensiv und hart umkämpft! Doch das erkauft sich Bizarre mit einem extrem starken Gummiband, das das Fahrerfeld im Moment noch ein bisschen künstlich zusammen hält.
Ja, die Waffen sorgen für eine spannende taktische Komponente! Aber überwiegt dadurch bei 20 Fahrern nicht irgendwann ein Chaos, das die alten Fans verschrecken könnte? Und ja: Das soziale Netzwerk hat mehrere Kofferräume voll Potential! Jedoch steht und fällt es damit, wie "nahtlos" es letzten Endes wirklich im Spiel integriert wird.
Bizarre hat bis zum Release im Herbst noch mehr als genug Zeit, vor allem auf die so wichtigen Balance-Fragen die Antworten zu finden, die wir hören wollen. Wir sind zuversichtlich, dass es ihnen gelingt. Denn schon jetzt, nach knapp einer Dreiviertelstunde mit der frühen Version von Blur, verstehen wir, was Ben Ward meint, wenn er sagt "es geht in Blur mehr um die Emotion als um die Präzision des Fahrens". Und es klingt gut für uns.
Blur erscheint noch diesen Herbst für PS3, Xbox 360 und PC. Am Freitag gibt es an dieser Stelle ein ausführliches Interview mit Ged Talbot, einem der Lead Designer von Bizarre Creations.