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Expedition ins PlayStation-VR-Land: Tumble VR, Playroom VR, Here They Lie, Eve: Valkyrie

Klötze staunen, wie sie fallen.

Tumble VR

Entwickler: Supermassive Games - Preis: 9,99

Schon interessant, wie sehr sich die Faszination des Klötzchenstapelns auch in fortgeschrittenem Erwachsenenalter noch hält. Dinge aufzutürmen, um gezielt etwas zu bauen oder nur der Statik ein Schnippchen schlagen, ist eine anregende Übung für Hirn und Feinmotorik und Until-Dawn-Entwickler Supermassive macht in seinem zweiten VR-Spiel ein stilvolles und entspannendes Geschicklichkeitsspiel daraus. Wer die Brille aufsetzt findet sich in einem riesigen Raum voller geometrischer Formen und geschmackvoller Ausleuchtung wieder, vor ihm eine Plattform,die sich mit dem Move Controller drehen und wenden lässt, dahinter eine Art Regal, auf der Bausteine verschiedener Formen und Materialien liegen. Gewicht und Reibung spielen dank akkurater Physik eine entscheidende Rolle, wenn man die großen Schaumstoffwürfel tunlichst nicht als Basis für seinen loungigen Turmbau nutzen sollte.

Ob Minecraft, Jenga oder Duplo: Klötze gehen immer - und hier besonders gut. Geht übrigens auch mit Controller, allerdings weit weniger gut als mit Move.

Doch nicht immer nur um Höhe geht es, auch wenn das mit die spannendsten Level sind. Je nach Aufgabenstellung bringt man möglichst viele Steine auf einer kleinen Plattform unter, ohne dass etwas runterfällt, manchmal fährt ein Limbo-Stab horizontal über die Baufläche und zwingt euch, in die Breite zu stapeln und hier und da wollen sogar Brücken gebaut oder Lichtstrahlen mit Prismen zu ihrem Ziel geführt werden. Alles befeuert durch schön akkurate Eins-zu-eins-Verfolgung und ein überzeugendes Physikmodell. In den Leveln versteckte Blöcke, die euch ein paar Extra-Zentimeter aus eurer Kreation herauskitzeln lassen und das Punktesystem, das mit Bronze, Silber und Goldmedaillen belohnt, runden Tumble VR zu einem Geschicklichkeitsspiel ab, das alle wichtigen Lektionen von den großen des Genres gelernt hat. Es ist gleichzeitig entspannend und fordernd und mit nur knapp 10 Euro ein Pflichtkauf für PSVR-Besitzer, auch wenn der Show-Faktor nicht der größte ist.


PlayRoom VR

Entwickler: Sony Studio Japan - Preis: Gratis

Die Minispiele-Sammlung ist nicht allein deshalb empfehlenswert, weil sie kostenlos ist. Sony Japan hat dieser virtuellen Spielzeugkiste eine Menge Charme eingeflößt. Den Playroom bevölkern kleine niedliche Roboter mit Display-Gesichtern und alles dreht sich um diese einladende Ästhetik. Ein nettes kleines Jump-and-Run beweist, was VR mit seiner konkurrenzlos guten Tiefenwahrnehmung für klassische Game-Genres tun kann und nutzt auf lustige Weise die Bewegungserkennung des Controllers, der meist auch im Spiel in virtueller Form sichtbar ist, etwa, wenn man aus dem Controller ein Seil zu einem Block schießt, ab dem sich der eigene Roboter auf die andere Seite hangeln kann. Gleichzeitig demonstriert Playroom gut, wie man VR auch für lokalen Einzelspieler nutzen kann. Der Fernseher wird dann zum "Social Screen", auf dem die Couch-Nachbarn anderes Sehen als der Spieler mit der Brille auf der Nase.

Pflichtprogramm, nicht nur wegen des nicht vorhandenen Preises, sondern weil es durch und durch sympathisch ist.

Das setzen die Entwickler für einige leichte, aber lustige Katz-und-Maus-Spiele ein - teilweise buchstäblich oder für Kooperation, wenn die Beisitzer dem Behelmten Dinge beschreiben müssen. Alles nicht substanziell, aber für eine lustige Runde mit Freunden, denen man die Technologie vorführen will, steckt hier mehr als genug Überzeugungsmaterial drin, hübsch und sympathisch aufgemacht noch dazu.


Here They Lie

Entwickler: Sony Santa Monica - Preis: 19,99

Dieses First-Person-Horrorspiel ist ein schwieriger Fall. Gestalterisch ist das hier durchaus stark. Eine schwarz-weiße, bodenlose Alptraumstadt irgendwo zwischen Silent Hill und I Am Alive, die mit zunehmender Dauer immer surrealere Auswüchse annimmt, eine mysteriöse Schöne als unwirkliche Erscheinung, deren gelbes Kleid als einziger Farbklecks durch das Abenteuer zieht. Und die gehörten Kreaturen, die hier, wo man sich weder der Welt noch seiner selbst wirklich sicher ist, Jagd auf euch machen. Das ist eine gute Prämisse. Aber es ist auch ein First-Person-Spiel mit freier Bewegung per Controller in VR und das regt viele Spieler zum einen zu Speianfällen an.

Zwischenrufe der Art 'die verschwommene Grafik ist ein Stilmittel, die die Unwirklichkeit der Welt untermauern soll', sind nur schwerlich zu akzeptieren, wenn die Entwickler das Spiel in offiziellen Bildern in dieser Schärfe präsentiert.

Dazu kommen einfallslose Stealth-Passagen - die immerhin zeigen, wie überzeugend man sich an einen anderen Ort transportiert fühlt, wenn man mal wieder physisch den Kopf an einer Wand vorbeilehnt, um aus vermeintlicher Sicherheit einen Gang hinunterzuschauen - und ein Buch, dem ein, zwei potentere Autoren durchaus gutgetan hätten. Und dann ist da noch das leise Gefühl, dass die Hardware mit einer frei durchschreitbaren Welt dieser Ausmaße ein bisschen überfordert ist. Die Grafik ist sehr, sehr niedrig aufgelöst, was sich in längeren Sitzungen nicht gerade augenschmeichelnd auswirkt. Es ist ein interessantes Experiment, mit einigen tatsächlich sehr effektiven Spannungsmomenten, überzeugt am Ende als Spiel aber nicht wirklich.


Eve: Valkyrie

Entwickler: CCP - Preis: 59,99

Eve: Valkyrie ist mehr noch als Job Simulator als Gradmesser interessant, wie gut Umsetzungen von Oculus- und Vive-Spielen auf die ungleich schwächere Konsolenhardware funktionieren. Und auch diesmal lässt sich die Konsole technisch nichts zu schulden kommen. Valykrie läuft auch in PSVR superflüssig, die Verfolgung des Raketenaufschaltungssystems per Blickrichtung klappt bestens und allgemein ist das Cockpit-Gefühl dank ordentlicher Texturen und Ausgestaltung der Flieger immer noch ziemlich gut und beeindruckend. Das hier ist ein vollwertiges Ebenbild einer Technologie, für die viele, allen voran Palmer Luckey einst - bevor er zugab, dass Sony einen guten Job gemacht hat - nicht für möglich gehalten hätte. Kompliment noch einmal an die Ingenieure und Entwickler bei Sony.

Schmuck, schnell, spaßig: Eve: Valkyrie hat sich gut gehalten, auch wenn Wing-Commander-Fans weiter auf ihr VR-Abenteuer warten müssen.

Der Größeneffekt den dieser Weltraum erzeugt, ist nicht zu verachten, auch wenn Space-Primus Elite-Dangerous mit feiner detaillierteren Schiffsmodellen noch einen ganz anderen, gewaltigeren Maßstab erzeugt. Spielerisch bleibt's der gleiche Team-Shooter im Weltraum mit verteilten Rollen und durchaus packenden, schnelllebigen Gefechten. Das könnte sich für diejenigen, die ein Einzelspielerabenteuer im Weltraum erwartet haben, ein wenig dünn anfühlen, macht aber diese mehr als solide Sci-Fi-Schießerei auch nicht schlechter.

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