Expedition ins PlayStation VR Land: Headmaster, VR Worlds, Battlezone, Job Simulator
Einmal alles mit Soße, bitte - Teil 1
Über 30 Spiele gibt es zum Start der PlayStation VR. Nicht nur wegen des gelungenen Größen- und Tiefeneindrucks, den die neue Hardware erzeugt, kann einem da schon mal der Kopf schwirren. Nach einer Woche des nur durch die schön geschliffenen Linsen dieses Headsets Schauens, hab ich zumindest medizinische Bedenken ausgeräumt, dieses Teil könnte meine Augen ruinieren. Meine sterblichen Überreste vermache ich dann der Wissenschaft, die diese Aussagen dann auf ihren Wahrheitsgehalt prüft.
So oder so: Um den Dschungel an Veröffentlichungen ein bisschen zu lichten widmen wir uns ein paar der kleineren VR-Erfahrungen im Schnellverfahren und liefern euch eine kurze Einschätzung, ob sich der Kauf lohnt oder eben nicht.
Headmaster
Entwickler: Frame Interactive - Preis: 19,99
Ich liebe - L.I.E.B.E. - arcadige Quatschsportspiele. Freihändig, also nur mit dem Kopf in einem schrägen virtuellen Gefängnis per Kopfball Zielscheiben und später noch Einfallsreicheres zu treffen, um so Highscores nachzujagen, das gefällt mir mir also nicht nur wegen der humorvollen Aufmachung gut. Aber es hilft, dass einem nach jeder besonders gut bestandenen Prüfung ein besonders schweres oder scharfkantiges Sammelobjekt zur Belohnung an den Kopf gedonnert wird. Das hier ist die Sorte Fun-Sport, wie sie einen in der Launch-Phase des Wii an die Konsole fesselte, bis der manchmal nicht nur sprichwörtlich der Arzt kam. Nur dass man jetzt eben ein Headset hin und her reicht oder gleich seine Punktestände und gesammelten Sterne mit anderen vergleicht.
Die einzelnen Stages werden immer kurioser und obwohl man hier buchstäblich nur seinen Kopf als Eingabegerät zu meistern hat, steckt hierin einiges an Spieltiefe. Nach hinten hinaus wird's leider ein bisschen schwer. So schwer, dass man manchmal nicht sicher ist, ob's nun an einer etwas zu fordernden Ausgestaltung der Übungen liegt, man einfach nur schlecht ist oder PSVR nun doch nicht so exakt erfasst wird, wie es das Spiel gerne sähe. Aber bis dahin hat man für seine 20 Euro schon ordentlich geschwitzt, gebibbert und bei Erfolg die Hände in die Luft gerissen, obwohl sonst niemand im Raum ist, der sich mit einem freuen würde. Tolles, kleines Spiel.
PlayStation VR Worlds
Entwickler: Sony London - Preis: 39,99; im Bundle von PSVR, Kamera und Move-Controller enthalten
Das hier ist das Spielepaket, in dem auch The Heist vorkommt, das lange als Showcase für PSVR durch die Gegend geschippert wurde. Eine nette, kurze Gangster-Geschichte, wie sie von Guy Ritchie kommen könnte. Mit viel Gerede in dickem Cockney-Akzent und NPCs, die mit ihrer Lebensgröße imponieren, während man selbst eher selten Spielentscheidendes macht. Man hört viel zu, zündet sich mal eine Zigarre an und - nettes Detail - zieht sogar daran, wenn man sie zum Mund führt und ein Sauggeräusch macht. Danke Mikro! Zwischendrin immer wieder etwas belanglose Lightgun-Schießereien. Einmal durch und gut. Wenn es darum geht, Leuten zu demonstrieren, wie man in VR mit seiner Umgebung interagiert, eine nette Demo.
Über das Minispiel VR Luge, wo man auf einem Longboard liegend einen Berg hinunterrauscht und per Kopfbewegung steuert, ist jedes Wort zu viel gesagt. Die Idee ist toll, die Umsetzung, mit unsichtbaren Begrenzungen und fehlenden Finessen aber leider, wenn ich mal ganz fachmännisch werden darf, doof. Scavengers Odyssey mal wieder ein Mech Titel, der einige nette Panoramen zu bieten hat, aber so schnurstracks geradeausgeht, dass er am Ende auch ein Lightgun Shooter sein könnte. Drängt sich für mehr auf, ist selbst aber mal wieder nur ein Machbarkeitsbeweis. Und Danger Ball - nun, Danger Ball ist Pong, mit der Möglichkeit, das Spielgerät anzuschneiden. Nett, aber im Gegensatz zur Vorlage nicht für die Ewigkeit. Ocean Descent hat dagegen eine wirklich fantastisch gemachte Haibegegnung und ist damit der böse Bruder von Vives The Blue. Toll animiert, unglaublich spannend. Man merkt nicht einmal, dass man hier außer gucken eigentlich nichts machen kann.
Es ist ein durchwachsenes Paket, das als Demo für VR unterm Strich ordentliche Dienste leistet. Die knapp 40 Euro, die dafür verlangt werden, wenn man es einzeln kaufen will, sind allerdings zwei Etagen zu hoch gegriffen, besonders, wenn man bereits andere Titel kennt oder besitzt. Als kostenlose Dreingabe zum Komplettpaket PSVR mit Kamera und Moves ist es aber gern gesehen.
Battlezone VR
Entwickler: Rebellion - Preis: 59,99
Weniger ein echtes Remake, als eine Tron-artig abstrahierte und mit prozeduralen Elementen verzierte Fortsetzung des Original. Die Vektorgrafik mit moderner Beleuchtung macht diesen Krieg im Computer zu einem der eindrucksvollsten PSVR-Spiele. Man stattet seinen Panzer mit Waffensystemen und Upgrades für Schilde und Gegenmaßnahmen auf, wechselt je nach Situation zum passenden Ballermann. Gespielt wird mit Controller, die gewonnene Übersicht dadurch, dass man seinen Kopf frei über Welt und Armaturen kreisen lassen kann, versetzt einen wirksam in diese fremde Welt. Lediglich die Rauf-runter-Achse seiner Waffe steuert man mit dem rechten Stick, den Rest des Zielvorgangs übernimmt die Drehung des Gefährts. Das Gefühl in einem futuristischen Panzer zu sitzen, wird gut transportiert, auch wenn es hier zum Glück etwas leichtfüßiger zugeht.
Schön ist, dass man in der prozedural genierten Kampagne auf einem Hex-Feld selbst wählen kann, welchen Weg man zum Endboss nimmt. Will man das gewonnene Geld noch bei einem Versorgungsstützpunkt in neue Waffen stecken oder nimmt man die nächste der etwas gleichförmigen Missionen an. Immer wieder gibt es Gelegenheit die KI für den weiteren Verlauf der Kampagne zu schwächen. Insgesamt eine coole Idee, die auf die Wiederspielbarkeit abzielt, die vielen der Launch-Titel von PSVR noch abgeht. Aber es wird auf Dauer alles ein bisschen zu gleich und gerade in späteren Spielstufen ein bisschen zu chaotisch und überwältigend, wenn das Trefferdfeedback mal wieder nicht vermittelt, woran man da mal wieder gestorben ist. Also: Nett, aber zu immerhin 60 Euro nicht vollends überzeugend.
Job Simulator
Entwickler: Owlchemy Labs - Preis: 28,49
Job Simulator ist... eben Job Simulator. Das wohl bekannteste VR-Spiel, weil es zum Start der HTC Vive teilweise kostenlos beilag. Ein sehr schönes und vor allem sehr lustiges Showcase, in dem man in weit entfernter Zukunft, in der die Roboter den Menschen alle Arbeit abgenommen haben, in einem Archiv einstige menschliche Berufe von Automechaniker bis zum Koch nachempfinden darf. Natürlich alles durch die Linse der Roboter, die da so manches aus den Überlieferungen falsch verstanden haben. Ihr werft mithilfe der Move-Controller Kram durch die Gegend, manipuliert Apparatschaften und freut euch über lustige Reaktionen der Umwelt.
Eine Aufgabe nach der anderen hakt ihr ab und merkt dabei, was sich alles in einem Videospiel anstellen lässt, wenn man über zwei frei bewegliche Hände verfügt. Das ist tatsächlich eine neue Art mit virtuellen Welten zu interagieren. In meinem Fall hatte ich bei Job Simulator allerdings ziemliche Tracking-Probleme. Die Umgebung waberte ab und zu ein bisschen und manchmal wurden die Bewegungen meiner Moves nicht richtig erkannt. Ich kenne aber auch Redakteure, die diese Probleme nicht hatten. Ist wohl von Fall zu Fall unterschiedlich. Zudem verlangen einige Aufgaben von euch, euch um die eigene Achse zu drehen und wenn die Kamera die Moves nicht mehr sehen kann, weil euer Körper davorsteht, muss man sich ebenfalls kurz neu orientieren. Ansonsten auch technisch eine identische 1:1 Umsetzung des PC-Spiels. Macht Spaß, auch wenn man es nach seinem ersten Durchlauf anschließend wohl nur noch hervorholt, um Bekannten seine neueste Anschaffung zu demonstrieren.