F.E.A.R. 2: Project Origin
Erschreckend
Dabei werden viele Fragen des Vorgängers gelöst und ein spannendes Ende geliefert. Eine Story also, die auch diesmal aus dem Einheitsbrei der Action-Szenarien heraussticht und trotz der Mängel bis zum Schluss trägt. Nur die Schockmomente wollen diesmal nicht so richtig greifen.
Als Veteran des ersten Teils kennt man die unterschiedlichen Kniffe der Entwickler. Viele Elemente, wie beispielsweise ein plötzlicher Angriff von Alma samt Quick-Time-Event, wiederholen sich zu oft. Beim ersten Mal entfährt Euch noch ein kurzes Stöhnen, beim dritten Mal wird dagegen routiniert auf den Knopf gehämmert, um den fiesen Angriff abzuwehren.
Dafür präsentiert sich der Gameplay-Kern in guter Verfassung und lässt so manchen Durchhänger beim Leveldesign leichter ertragen. Der Schwierigkeitsgrad präsentiert sich zwar auf "Normal" etwas zu leicht und sollten vor allem auf dem PC von einigermaßen erfahrenen Spieler auf „Schwer“ gesetzt werden, doch sonst übt das atemberaubende Kugelballett die gleiche Faszination aus wie vor vier Jahren.
Wenn das halbe Inventar von Kugeln durch die Gegend geschleudert wird und Granaten in Zeitlupe wie unter Wasser eine gewaltige Druckwelle vor sich herschieben, ist das für Shooter-Fans ganz großes Kino. Leider fällt der motivierende Gore-Faktor bei der deutschen Fassung auch diesmal flach und sorgt damit für einen atmosphärischen Dämpfer. Eure Angreifer lösen sich nach einem eigentlich zerfetzenden Treffer einfach in Staub auf.
Ohne Blut verliert Ihr außerdem einen Teil des Trefferfeedbacks. Der Ragdoll-Effekt kommt erst beim Tod des Gegners zum Tragen. Zu spät. Zum Glück entschädigen die brachialen Schießprügel und das Zeitlupeneffektfeuerwerk etwas für die notwendigen Schnitte. Erwachsene Fans werden aber, wie so oft, auf eine EU-Version zurückgreifen.
Apropo Waffen: Monolith hat so ziemlich jede Knarre aus den Vorgängern wiederbelebt und mit einer BFG-artigen Energiekanone vervollständigt. Gerade Schrotflinte und Maschinenpistole überzeugen durch ihre satte Durchschlagskraft und ihren einmaligen Sound. Etwas enttäuschend fühlt sich dagegen der Pseudo-Flammenwerfer an, der nur eine brennende Wolke abfeuert. Auch das Laser-Gewehr fällt überraschend schwach aus. Dank der Möglichkeit, inzwischen vier Waffen zu tragen, bleibt aber immer genug Platz, um den Lieblings-Schießprügel durch die Levels zu schleppen.
Ein weiteres Pfund ist die hervorragende Gegner-KI. Sie gehört noch immer zu den besten des Shooter-Genres. Die Armacham- und Relica-Soldaten hechten von Deckung zu Deckung, versuchen Euch dort, wo Platz ist, in der Rücken zu fallen und werfen recht ordentlich Granaten. Und nochmal: Fangt gleich auf „Schwer“ an, die beiden unteren Schwierigkeitsgrade sind für erfahrene Spieler ein Witz. Leider steht ihnen aber bei ihrem aggressiven Vorwärtsgang ein neues Gameplay-Element im Weg, das den Spielfluss unnötig stört.
Euer Hauptdarsteller und die menschlichen Feinde können nämlich erstmals Gegenstände umwerfen und so eine Deckung schaffen. Ohne richtiges System dahinter verkommt diese hübsch anzuschauende Bewegung aber zum Selbstzweck. Ihr selbst benötigt die Fähigkeit praktisch nie. Stets gibt es genug Säulen, Bücherregale und Generatoren, um Schutz zu suchen. Den Bösewichten hilft es aber ebenso wenig, weil Ihr in Zeitlupe keine Probleme habt, sie hinter der viel zu niedrigen Deckung auszuschalten.
Immerhin die mangelnde Abwechslung des ersten Teils wurde konsequent angegangen. F.E.A.R. 2 präsentiert sich zwar auch über weite Strecken als Level-Schlauch, dafür gibt es immer wieder neue Locations und sogar zwei „Fahrzeug“-Abschnitte, die es in sich haben. An bestimmten Stellen dürft Ihr nämlich in eine Elite Power Armor steigen, deren zwei Gatling-Kanonen und Mehrfach-Raketenwerfer bei der ungeschnitten Version für blutige Staubwolken sorgen. Die Herausforderung in diesen Abschnitten hält sich zwar angesichts der Energie-Regeneration des Mechs in Grenzen, dafür macht es einen Heidenspaß, das halbe Level-Inventar in seine Einzelteile zu zerlegen.