Bad Neighbours, Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen 2, Orange Is the New Black
Positive Überraschung, mittelschwere Enttäuschung und stummes Staunen.
Bad Neighbours
Geständnis
Ich weiß, dass man Schauspieler niemals allein wegen ihrer Filmlaufbahn meiden sollte, doch bei Zac Efron fällt es nun einmal sehr leicht. Schließlich kennt man den Burschen nur als früheren Disney-Mädchenfang aus Highschool Musical, was er danach für eine etwas ältere Zielgruppe in diversen Romanzen wiederholte.
Dementsprechend hielt sich meine Freude für Bad Neighbours ziemlich in Grenzen. Erst die überraschend positiven Bewertungen motivierten mich letztendlich zu einem Kinobesuch. Und was soll ich sagen? Ich mag den Kerl. Sein im Film offensichtlich großartiges Talent für Comedy ging in der ewigen Rolle als Schnulzenheld vollkommen unter. Selbst im Vergleich mit Seth Rogen oder Dave Franco, die ebenfalls eine glorreiche Performance abliefern, stiehlt Efron eindeutig die Show.
Als Präsident einer Studentenverbindung zieht er zusammen mit seinen Party-Brüdern in eine ruhige Nachbarschaft. Direkt nebenan wohnt ein junges Ehepaar, das sich gerade sein Traumhaus gekauft hat und dort versucht, sich an ein normales Leben mit der neugeborenen Tochter zu gewöhnen. Nach einem ersten glücklichen Kontakt entsteht jedoch ein erbitterter Kampf, bei dem beide Parteien zu immer krasseren Mitteln greifen.
Was sich im ersten Moment wie eine typisch dämliche Komödie anhört, bietet trotz einiger obszöner Witze eine interessante Gegenüberstellung der nur auf den ersten Blick unterschiedlichen Figuren. Efron versucht sich als Präsident seiner Verbindung an einen Lebensstil zu klammern, dessen Ende unmittelbar bevorsteht, während Rogen unbedingt beweisen will, dass er noch zu den coolen Kids gehört. Beide Seiten besitzen verständliche Motivationen für ihre Streiche und gerade weil sie eigentlich perfekte Freunde sein könnten, macht es die Beobachtung ihrer Eskapaden umso interessanter. Natürlich muss man den sehr aggressiven Humor aus Filmen wie Superbad, Das ist das Ende oder Beim ersten Mal mögen. Bad Neighbours taucht sicherlich mehr als einmal zu tief ins bodenlose Niveau, doch treffen die meisten Witze voll ins Schwarze. Nicht zuletzt wegen Efron, den ich ab sofort etwas genauer im Auge behalten werde, sollte er sich öfters in für solche Rollen begeistern.
Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen 2
Kein Toy Story 2
Vielleicht muss ich die Überschrift ein wenig erklären. Toy Story 2 gilt seit seiner Veröffentlichung als bestes Beispiel für die besondere Anomalie, wenn ein Film seinen direkten Vorgänger in jeglicher Hinsicht übertrifft. Sicherlich kann man lang und breit darüber diskutieren, ob Toy Story 2 nun wirklich besser ist als Toy Story, dennoch bleibt er eine gute Referenz für Vergleiche.
Auch Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen 2 wäre gerne Toy Story 2. Und obwohl ich den Film nur als gelungen bezeichnen kann, bleibt er trotzdem eindeutig hinter seinem genialen Vorgänger zurück. Das größte Problem ist, dass WmAaF2 - ja, ich mache diese Abkürzung jetzt offiziell - keine wirkliche Verwendung für seine Charaktere findet. Bis auf Protagonist Flint hätte man die restliche Truppe komplett weglassen können, was man bis auf wenige Ausnahmen sogar tut.
Die Geschichte beginnt direkt nach dem Ende des ersten Teils. Kurz bevor Flint mit seinen Freunden den Bau eines neuen Labors beschließen kann, taucht sein Idol aus Kindertagen plötzlich auf. Chester V ist der bekannteste Wissenschaftler der Welt und möchte, dass Flint für seine Firma arbeitet, um als einer unter Tausend neue Erfindungen zu basteln. Zusammen mit dem Rest der Truppe zieht er in die benachbarte Stadt und kann sich für sein verändertes Leben nicht so recht begeistern. Doch seine alte Maschine produziert weiterhin unfreiwillig gigantische Essensmengen, die sich nun zu einem echten Ökosystem entwickelt haben. Also kehrt zu seiner Heimatinsel zurück, damit er seine Erfindung ein für alle Mal stoppen kann.
Leider haben sich seine Verhältnisse zu anderen Figuren überhaupt nicht verändert oder weiterentwickelt. Es bestehen die gleichen Beziehungen mit den gleichen Problemen, Situationen und Witzen. Zudem trägt ihre Anwesenheit kaum etwas zur Handlung bei. Flints Geschichte ist für sich genommen zwar ebenso wenig originell und stark vorhersehbar, jedoch zeigt sie als einziger Handlungsstrang einen logischen Fortschritt des Charakters. Der Rest ist nur dabei, um Vertrautheiten aus dem Erstling zu übertragen.
Womit der Titel eher punktet, ist der optische Aspekt. Das Animationsstudio ließ hier allen Gedanken freien Lauf und zauberte eine vor Kreativität platzende Tierwelt auf den Bildschirm, deren Design perfekt zur gewählten Mahlzeit passt. Beispielsweise Hamburger als Spinnen, die auf Frittenbeinen laufen und geschmolzenen Käse als Fäden verwendet. Zumindest im englischen Originalton folgt auf jedes Treffen der richtige Wortwitz, von denen nur wenige überraschen, aber dennoch Charme versprühen. Allein durch die Entdeckung der zauberhaften Insel lohnt sich der Film, selbst wenn Charaktere und Handlung nicht an das Original heranreichen.
Orange Is the New Black
Suchtgefahr
Auch wenn die ganze Welt House of Cards in den höchsten Tönen lobt, bleibe ich dabei, dass Orange Is the New Black die beste von Netflix produzierte Serie ist. Vor allem die zweite Staffel hat gerade erst gezeigt, wie viele interessante Figuren das Ensemble im Frauengefängnis für den Zuschauer bietet.
Zudem traut sich die Serie, weniger vom eigentlichen Protagonisten zu zeigen und den Fokus mehr auf die Nebenfiguren zu verlegen. Drehte sich die erste Staffel fast komplett um Piper Chapman, die wegen eines zehn Jahre alten Delikts für 15 Monate ins Gefängnis muss, zeigten die aktuellen Folgen andere Facetten der Anstalt. Ein interessanter Wechsel und für Jenji Kohen als Schöpferin der Serie nicht gerade ungewöhnlich, wenn man zuvor die ständige Verwandlung von Weeds verfolgt hat.
Jede Figur bietet eine vollkommen andere Hintergrundgeschichte mit teilweise überraschenden Motivationen, die einem mehr Verständnis für ihr Verhalten im Gefängnis verschaffen. Dabei erzeugen die Autoren stets die gewollten Gefühle beim Zuschauer. Hat man die letzten vier oder fünf Episoden eine Person sterben sehen wollen, kann sie sich anhand weniger Szenen in den neuen Lieblingscharakter verwandeln. Gleichzeitig beweist die Serie ein Gespür für absolut abartige Figuren, deren bloße Erwähnung einen flammenden Hass hervorruft.
Genauso erstaunlich ist die Vielfalt an unterschiedlichen Handlungssträngen, die sich parallel bewegen, miteinander verschmelzen oder nur kurz ihre Wege kreuzen. Dabei bleibt die Kamera niemals zu lange auf eine Geschichte gerichtet und wechselt im passenden Abstand zwischen den laufenden Ereignissen, ohne jemals für Verwirrung zu sorgen.
Daher bin ich sehr gespannt auf die bereits angekündigte dritte Staffel, in der vielleicht wieder vollkommen andere Personen ins Rampenlicht rücken oder der Fokus zurück auf Piper gelegt wird, deren Auftritte dieses Mal nur am Rande eine Rolle für das Leben der anderen Insassen spielten. Also, wer eine Serie mit frischem Ansatz sucht, die sich zudem traut, Frauen in ihren tiefsten moralischen Abgründen zu zeigen, sollte umgehend mit Orange Is the New Black anfangen.