F-Zero lernt fliegen: Aero GPX ist der Nachfolger, den Nintendo euch nicht geben will
Diesmal aber wirklich.
Am besten, ihr schaut gar nicht erst auf die Bilder, denn zumindest mich hatten die erst mal skeptisch gemacht. Bisschen sparsam, bisschen betont, ist dieses Cel-Shading auf den ersten Blick. Und dann habe ich mir die umfangreiche Demo von Aero GPX auf Steam heruntergeladen und war vom ersten Start an überzeugt: Das hier drückt exakt die richtigen Knöpfe all derjenigen, die sich seit Jahrzehnten ein neues F-Zero wünschen.
Gut, vorerst auf der “falschen” Plattform, denn bisher hat der Kickstarter-Erfolg nur den Start in den Early Access auf dem PC gesichert. Solo-Entwickler Aaron McDevitt will das Spiel jedoch auch auf die Switch und andere Plattformen bringen, wie er gegenüber Nintendolife bereits vor einer ganzen Weile betonte. Die Umsetzbarkeit hängt sicher vom Erfolg ab, den der Titel – ab sofort in seiner Frühfassung zu kaufen – auf dem PC haben wird.
Daumen drücken für mehr Versionen
Sofern es noch Gerechtigkeit in der Welt gibt, wird Aero GPX genug Freunde auf Steam finden, dass McDevitt sich die Umsetzungen auf Switch und Co. leisten kann, denn Aero GPX macht wirklich einen blendenden Eindruck. Wie oft hatten wir schon das Gefühl, zumindest in Sachen grober Richtung an ein neues F-Zero zu kommen? Aero GPX ist das erste Spiel, das den Esprit eines F-Zero X fast verlustfrei in die Neuzeit transportiert.
Und ja, das fängt bei einer Grafik an, die auf Screenshots ein wenig blank und vielleicht sogar blass erscheint. Ist man aber erst einmal mit eineinhalbtausend Stundenkilometern am Rande des kompletten Kontrollverlusts an der Außenseite einer Röhre unterwegs und saust die Landschaft nur so vorbei, passt das auf einmal so wahnsinnig gut zu meinem Bild meiner liebsten F-Zeros, dass einem fast die Tränen kommen könnten. Das, oder die sich mit Wasser füllenden Lider kommen von der Angst, auch nur einmal kurz zu blinzeln.
Das Set-up dürfte Fans vertraut vorkommen: Rennen mit großem Fahrerfeld (30 Konkurrenten hier) in Schwebefahrzeugen mit unterschiedlichen Werten, beschleunigt wird digital, während die analogen Trigger feinfühlig die unermesslich wichtigen Airbrakes steuern. Eine Rammattacke zur Seite gibt es natürlich auch, obwohl ich nie stressresistent oder ambitioniert genug war, sie viel zu nutzen. Neu ist, dass in Aero GPX auf einigen Strecken auch ein bisschen geflogen wird, was sich wirklich exzellent in den Flow der Rennen einfügt und sich gut anfühlt.
Die Boliden zitieren den Originalfuhrpark mit genügend Respekt, um nicht wie bloße Kopien zu wirken, die Cartoon-Fahrer sind nette, nach 90er aussehende Designs und das Fahrerfeld unterscheidet sich in Beschleunigung, Endgeschwindigkeit, Slides, Flugfähigkeit und Kollissionsschaden. In der Demo stehen acht der geplanten 24 Fahrzeuge zur Wahl und sie fühlen sich schon angenehm unterschiedlich an.
Röhre aus der Hölle
Das gilt auch für die Rundkurse, von denen die Probierversion satte fünf im Rahmen eines Grand Prixs zur Verfügung stellt. Die Schwierigkeit der Tracks eskaliert langsam, aber bestimmt, wenn es mit einer eher simplen Acht losgeht, dann Fliegen eingeführt wird, bevor es über die Röhre aus der Hölle geht und schließlich in einer flammenden und vielerorts unbefestigten Lava-Strecke gipfelt. Aktuell kann ich noch nicht sagen, woran es liegt, aber es ist deutlich einfacher, vorneweg zu fahren, als sich von hinten heranzukämpfen, was zwar logisch ist, mich aber ein uns andere Mal auf der Strecke verzweifeln ließ. Aber im Laufe des Early Access wird hinsichtlich der Balance noch so einiges passieren.
Spaß macht es in jedem Fall jetzt schon reichlich, wenn die Speed- und Thrash-Metal-Gitarren wunderbar gniedeln und – um Helge Schneider zu zitieren – “die Geschwindigkeit so groß wird, dass der Raum dreidimensional wird”. Bei aller Markenpflege, die Nintendo traditionell so betreibt, ist es mir unerklärlich, warum nicht auch F-Zero mal ein bisschen Liebe abbekommt. Aber wenn es Indies gibt, die derart talentiert und entschlossen sind, den Geist des altehrwürdigen Racers einzufangen, muss mich das vielleicht auch nicht mehr allzu lange grämen.
Insofern: Probiert Aero GPX aus, ich bin sicher, ihr werdet es nicht bereuen!