F1 2011
Grandios in der Pflicht, Schwächen in der Kür
Dafür bleiben nun Teile auf der Strecke liegen, genauso wie verunfallte Boliden. Blockieren sie die Ideallinie, wird der Safety Car auf die Strecke geschickt. Halt, das muss ich stärker betonen. Das... SAFETY CAR! Also Bernd Mayländer. In seinem Mercedes. In einem Videospiel, das nicht irgendeine US-Oval-Serie simuliert. Der Einsatz des Sicherheitsfahrzeugs ist dabei recht sinnvoll gelöst. Ihr werdet gezwungen, langsamer zu fahren. Seid ihr dennoch zu schnell unterwegs, werdet ihr automatisch eingebremst. Nach drei Runden ist der ganze Spuk schon wieder vorbei und die Strecke wird wieder zum Racing freigegeben. Freilich, das Safety Car ist kein großer Meilenstein oder das Feature, auf das man seit Jahren gewartet hat, aber es sorgt für diesen Funken an Authentizität, diesen Funken Realismus, der einfach gewünscht und gefordert wird.
Es verändert nicht die Welt, aber es ist schön, dass es da ist - und hoffentlich auch bleibt. Laut Codemasters ist es außerdem möglich, dass das Rennen sogar mit der roten Flagge abgebrochen wird, wenn das Safety Car nicht am verunfallten Fahrzeug vorbeifahren kann. Persönlich ist mir das aber noch nicht passiert, letztlich kam in einer vollen Saison das Safety Car aber auch erst einmal zum Einsatz. Ausgerechnet in Singapur, allerdings ohne aufsteigenden Michael Schumacher. Während der SC-Phasen bittet euch der in diesem Jahr etwas informativere Boxenfunk, in den Spritspar-Modus zu schalten. Insgesamt stehen euch drei Motormixturen zur Verfügung. Spart ihr in solch einer Phase, kann deutlich länger in Mix 3 gefahren werden, ohne dabei Gefahr zu laufen, zum Ende des Rennens in den Sparmodus zu schalten, um nicht trocken zu laufen. Eine nette Spielerei, mehr allerdings auch nicht.
Der Pflichtteil ist den Engländern erneut gelungen. Insbesondere die verbesserte Fahrphysik trägt auf jeden Fall ihre Früchte, während Dinge wie die nicht vorhandene Reifenverschleiss-Simulation der KI etwas unüberlegt und fragwürdig wirken. Auch das Strafen-System wirkt stellenweise urkomisch, wenn man beispielsweise eine 10-Sekunden-Strafe für ein illegales Überholmanöver erhält, obwohl man eigentlich nichts verbrochen hat. Oder zählt ein halbes Auto auf dem Kerb als Abkürzen der Strecke? Dann teilt mir das bitte auch mit.
Das sind alles Dinge, die man von einem Jahresupdate erwartet: Die sinnvolle Erweiterung der funktionierenden Elemente sowie das Ausmerzen der Kritikpunkte. Woran Codemasters allerdings nicht gedacht hat, ist erneut der Kürteil. Neben der Karriere hat man F1 2011 lediglich einen Trainingsmodus spendiert, der gleichzeitig auch als Time Trial herhalten muss. Persönlich halte ich noch immer eine Art Challenge-Modus, bei dem reale oder fiktive Rennszenen nachgestellt werden, für besonders spannend.
Wenn es schon ein Achievement mit dem Hinweis auf den Zweikampf von Lewis Hamilton und Jenson Button beim türkischen Grand Prix gibt, wieso dann nicht auch einen Modus, in dem genau diese Szene nachgespielt werden darf? Sich mit Lewis gegen Jenson verteidigen, als Kamui Kobayashi in Suzuka noch mehr Autos überholen, als er es 2010 sowieso schon tat, als Fernando Alonso seine Titelchancen in Abu Dhabi mit einem Überholmanöver gegen Petrov intakt halten. Die Möglichkeiten sind zahlreich.
Stattdessen dreht sich erneut alles "nur" um die eigene Karriere. Hierbei werdet ihr zwar wieder in den Fokus gerückt, im Gegensatz zum Vorjahr hat sich allerdings kaum etwas getan. Das Fahrerlager bekam einen neuen Anstrich, wirkt nun lebendiger. In eurem Motorhome lest ihr E-Mails, informiert euch über den Wetterbericht vor dem nächsten Grand Prix, erhaltet Angebote der anderen Teams, betrachtet den WM-Stand. Vor oder nach den Rennen stellt immer der gleiche Reporter noch immer relativ substanzlose Fragen, die nicht unbedingt immer etwas mit dem eigenen Rennen zu tun haben. Das alles soll zwar einen Einfluss auf etwaige Teamangebote haben, wirklich bemerken tut man es allerdings nicht. Neu ist, dass ihr von Anfang an fünf Saisons Zeit habt, Weltmeister zu werden.
Zu Beginn stehen lediglich Williams, Force India, Lotus und HRT zur Verfügung - die beiden Letzteren übrigens ohne KERS -, bei entsprechenden Leistungen, sprich dem Erfüllen der Team-internen Ziele, werden mit der Zeit Angebote der besseren Rennställe eintrudeln. Kennt man so auch schon aus dem Vorgänger, genauso wie die Entwicklung am eigenen Boliden, die man als Nummer-1-Fahrer im Team sogar selbst bestimmen darf. In der eigenen Garage werkeln nun nicht mehr zahlreiche Klone, sondern individuell für jedes Team erstellte Mechaniker. Zwischensequenzen eures Fahrers beim Ein- und Aussteigen aus dem Renner sowie beim Jubeln nach einer möglichen Top-Platzierung sorgen für zusätzliche Atmosphäre. Weshalb man neben den jubelnden Top 3 im Parc Fermé allerdings nicht an die Siegerehrung gedacht hat, ist hingegen ein wenig schleierhaft.