Skip to main content

F1 2011

Grandios in der Pflicht, Schwächen in der Kür

Neuerdings tretet ihr im Mehrspieler-Modus online mit insgesamt 16 Fahrern an, der Rest des Feldes wird von der KI aufgefüllt. Für die PC-Version hat man sogar an einen LAN-Modus gedacht, Rennen per Splitscreen sind ebenfalls möglich, dann aber mit grafischen Einbußen. Ärgerlich hingegen, dass die Online-Komponente in ihrem jetzigen Zustand nahezu unbrauchbar ist. Nicht nur das es mitunter stark lagt und die Autos teilweise über die Strecke schweben, Abstürze bei der PC-Fassung sorgen zudem für Frust. Persönlich habe ich erst zwei gehabt, aber schon von deutlich mehreren von anderen Spielern gehört.

Das größte Ärgernis ist hingegen ein Setup-Glitch, bei dem nur eine Kleinigkeit am Wagen auf einen entsprechenden Wert gesetzt werden muss, um absolut unrealistische Zeiten auf den Asphalt zu brennen. Die Bestzeitentabellen sind bereits voll mit komplett utopischen Zeiten, etwa 1:19 Minuten in Melbourne, währen der offizielle Rundenrekord in der Qualifikation von Sebastian Vettel in diesem Jahr bei 1:23 Minuten lag. Diese Probleme ziehen sich über alle drei Versionen. Codemasters würde gut daran tun, diesen Umstand so schnell wie möglich per Update auszumerzen. Zurück bleibt trotzdem die Frage, weshalb man es erneut nicht geschafft hat, eine größtenteils fehlerfreie Mehrspieler-Komponente auszuliefern.

Hervorragend funktionieren tut hingegen der neue, Online-exlusive Koop-Modus, der ironischerweise von all diesen Problemen, bis auf den Setup-Glitch, nicht betroffen ist. Zusammen mit einem Freund seid ihr hierbei in einem Team eurer Wahl unterwegs und versucht, sowohl Fahrer- wie auch die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft zu gewinnen. Zu Beginn von mir ein wenig belächelt, habe ich bereits nach den ersten Rennen den Reiz daran verstanden. Es motiviert ungemein, sich gegenseitig anzuspornen und gegen die KI zu kämpfen. So wurde unser Großer Preis der Türkei zur kleinen Regenschlacht.

Eine schlechte Qualifikation vorangehend, regnete es während des Rennens, sodass mit Intermediates gestartet werden musste. Von Runde zu Runde gewöhnte ich mich an die Bedingungen und holte mit den schnellsten Rennrunden auf meinen Teamkollegen auf. Dass wir beide ironischerweise für McLaren fuhren und das Ganze ein wenig an den Kampf Hamilton gegen Button erinnerte, sei hierbei nur am Rande erwähnt. Es kam, wie es kommen musste: Bei meinem Überholmanöver auf der Vettel-Webber-Gedächtnis-Geraden kam es zur Berührung.

F1 2011 - Gameplay-Trailer

Wir beide verbremsten uns, segelten ins Aus und fuhren uns dabei noch in den Seitenkasten. Schreiben die alleinigen Duelle mit der KI in der Karriere ihre eigene Geschichte, so sind es im Koop andere Geschichten, die man sogar mit seinem Freund teilen kann. Ein automatisch angelegter Speicherstand sorgt zudem dafür, dass man eine Meisterschaft nicht komplett am Stück fahren muss. Einziger Kritikpunkt: Die KI agiert bei den Boxenstopps etwas ungewöhnlich. So legte sie gerne mal einen unnötigen, zusätzlichen Boxenstopp ein und beraubte sich so selbst um den Sieg.

Dass an der Optik ebenfalls ein wenig geschraubt wurde, die Autos nun weniger steif wirken, die Reifenstruktur deutlich erkennbar, der abgerubbelte Reifengummi abseits der Ideallinie nicht nur optisch vorhanden ist, sondern auch spielerische Auswirkungen hat, fällt hierbei ein wenig ab. Glücklicherweise wurde der gräuliche Filter des Vorgängers nicht erneut verwendet, wodurch F1 2011 nicht nur deshalb zu einem der schönsten Rennspiele zählt. Insbesondere die Regenrennen mit dem aufspritzenden Wasser sowie den Spiegelungen gehören zum Besten, was das Genre zu bieten hat.

Codemasters hat erneut den Pflichtteil außerordentlich gut erfüllt. Man hat die diesjährige Version an den entsprechenden Stellen verbessert und einige Kritikpunkte - Thema Fake-KI-Zeiten, halten in der Boxengasse - ausgemerzt, wobei selbstverständlich die überarbeitete Fahrphysik am stärksten heraussticht. Die PS-Monster fühlen sich deutlich lebendiger als noch im Vorjahr an und erfordern auf den höchsten Schwierigkeitsgraden einiges an Fingerspitzengefühl. Enttäuschend ist hingegen der Kürteil, das Drumherum. Die Karriere hat in fast nahezu gleicher Form bereits in F1 2010 gesehen, neben dem gelungenen und absolut spaßigen Koop-Modus fehlt es an Ideen. Hinzu kommen die Probleme im Online-Multiplayer abseits der Koop-Karriere, der dringend einen Patch benötigt. Trotzdem: F1 2011 macht unglaublich viel Spaß. Es schreibt, egal ob offline oder online, seine eigenen Geschichten. Es ist gewiss kein Spiel für "die Krassen", aber das wollte es auch nie sein.

F1 2011 ist für PC, Xbox 360 und PlayStation 3 erhältlich. Ein Update zum veränderten Fahrerfeld, etwa Bruno Senna für Nick Heidfeld, wird es aller Voraussicht nach aus Lizenz-technischen Gründen nicht geben. Zumindest virtuell darf "Quick Nick" somit noch Formel 1 fahren.

8 / 10

Schon gelesen?

Jens Sobotta Avatar
Jens Sobotta: Jens, angehender Germanist und seit 2002 notorischer Spiele-Kritiker und Kritisierer, liebt das NTSC-J-Format und Autos, die ganz, ganz oft im Kreis fahren.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

In diesem artikel

F1 2011

PS3, Xbox 360, PlayStation Vita, PC, Nintendo 3DS

Verwandte Themen