F1 2012 - Alonso traut sich nicht, Lewis weiß noch nicht so recht
Ein paar Startprobleme gibt es noch, aber wenn die Ampel Ende September auf Grün schaltet, wird der Motor rund laufen.
Es ist einer der bizarrsten und irgendwie auch witzigsten Bugs, die ich bisher erlebt habe. Wir befinden uns beim Start des Rennens, die Ampel leuchtet mehrfach rot auf, bevor sie endlich auf grün schaltet und das Fahrerfeld sich mit einem lautem Dröhnen der Motoren in Bewegung setzt. Aber dann passiert das, was ich so nicht erwartet hätte: In der ersten Kurve fahren meine Konkurrenten einfach alle geradeaus ins Kies, ins Gras, ineinander. Einfach so, als wäre es die normalste Sache der Welt. Währenddessen lenke ich durchaus verwundert, mit hochgezogener Augenbraue und einem großem "wtf" in meinen Gedanken in die Kurve ein.
Das geht dann sogar so weit, dass zum Beispiel in Spa nahezu das komplette Fahrerfeld bis auf drei Teilnehmer - mich eingeschlossen - in den ersten Momenten des Rennens ausscheidet. Und dann fahren die beiden verbliebenen Widersacher nicht etwa mit mir um den Sieg, während ich ganz normal meine Runden drehe. Nein, Alonsos Ferrari steht einfach nur regungslos in der ersten Kurve von Spa herum, während Lewis Hamilton direkt daneben stets ein paar Meter vor und wieder zurück fährt. Immer und immer und immer wieder, als ob er in einer Art Zeitschleife steckt und das Ganze stets wiederholen muss. Irgendwie witzig anzuschauen.
Ja, man könnte sagen, dass die KI in diesen Augenblicken komplett versagt, wenn auch nur unter diesen bestimmten Voraussetzungen. Das passierte beispielsweise nur, wenn ich mich gerade innerhalb eines Rennens befand und das Rennen von dort aus dann neustartete. Die Intelligenz der KI geht dabei offensichtlich irgendwo im Datennirvana verloren. Startete ich hingegen ein Rennen vom Hauptmenü aus, lief erfreulicherweise alles einwandfrei und man sieht, dass das hier zum Glück kein Beispiel für das normal funktionierende F1 2012 ist. Aber okay, ist ja noch eine Preview-Version im Beta-Stadium.
Und wie gesagt, unter normalen Umständen funktioniert alles einwandfrei. Die KI agiert dort nämlich schon mal recht aggressiv, wenn sie an euch vorbeikommen will und somit wird vor allem das Abblocken schnellerer Verfolger zu einer nervenaufreibenden Angelegenheit, die euch unter Druck setzt und zu Fehlern verleiten kann. Umso befriedigender ist es jedoch, dabei die Oberhand zu behalten. Die Kontrahenten nutzen dazu jedenfalls die Breite der Strecke besser und effektiver aus, auch beim Start, wo man sich in der Vergangenheit fast immer deutlich nach vorne durchquetschen konnte.
Neu in F1 2012 ist unterdessen der Young Drivers Test, eine Art ausgedehntes Tutorial. Hier stellt man euch vor diverse Aufgaben, die euch im Umgang mit dem virtuellen Formel-1-Wagen vertraut machen sollen. Das Ganze teilt sich auf zwei Tage auf und umfasst auch mehrere erklärende Videos, deren Theorie ihr dann entsprechend in den folgenden Aufgaben in die Praxis umsetzen müsst. Euer Resultat im Young Drivers Test dürfte dann vermutlich auch bei den anfänglichen Angeboten im Karrieremodus eine Rolle spielen. In der Preview-Version stand der leider noch nicht zur Verfügung, aber er umfasst natürlich die Daten der aktuellen Saison und ihr könnt euch fünf virtuelle Jahre lang als Fahrer betätigen. Wenn ihr wollt sogar online mit einem weiteren Mitspieler. Euch steht hier das volle Programm zur Verfügung, inklusive aller aktuellen Kurse - die neue US-Strecke in Austin mit eingeschlossen - und dem üblichen Rahmenprogramm aus Trainings und Qualifyings.
Für den kleinen Hunger zwischendurch eignet sich die Season Challenge. Hierbei handelt es sich im Grunde um einen abgespeckten Karrieremodus, in dem ihr zehn Rennen zu je fünf Runden absolviert und dabei ein Ziel erfüllen müsst:. In diesen zehn Rennen müsst ihr euch gegen einen zuvor von euch ausgewählten Rivalen durchsetzen. Bei einem Erfolg habt ihr dann anschließend die Möglichkeit, euch einen besseren Rennstall auszusuchen - und somit gleichzeitig natürlich auch stärkere Rivalen. Mit der Zeit wird das Ganze also immer fordernder.
Ebenfalls neu: Auf dem Testgelände erwartet euch neben den Varianten Zeitfahren und Zeitfahrattacke der Champions-Modus. Wie der Name schon andeutet, tretet ihr hier gegen vergangene F1-Weltmeister in sieben Herausforderungen an. Wenn ihr also schon immer mal Kimi Räikkönen, Lewis Hamilton, Fernando Alonso, Sebastian Vettel, Jenson Button oder Michael Schumacher zum Duell herausfordern wolltet, ist das hier eure Möglichkeit dazu. Die Zielsetzung unterscheidet sich je nach Konkurrent. Mal müsst ihr in den letzten Runden mit frischen Reifen noch euren Teamkameraden Räikkönen überholen, dann wiederum euren Widersacher hinter euch halten und eure Position verteidigen.
Wie gewohnt könnt ihr dabei einstellen, wie realistisch F1 2012 sein soll. Ob Renndistanz, Wetter, Regelwerk oder Fahrhilfen, ihr könnt alles individuell anpassen und es euch so zusammenstellen, wie es euch am besten passt. Arbeiten sollte man allerdings noch ein wenig am Feintuning der Strafen. Das System scheint noch einige Problemchen zu haben und wirkte bei manchen Entscheidungen zumindest auf mich manchmal nicht ganz nachvollziehbar.
Grafisch gesehen hat F1 2012 auf der Xbox 360 nochmals ein wenig zugelegt und zählt definitiv zu einem der schönsten Rennspiele auf Microsofts Konsole. Die PS3-Fassung konnte ich mir leider nicht anschauen, die PC-Version lief unterdessen aber einwandfrei. Obwohl es noch eine Beta-Version war, konnte ich auf meinem Rechner (Phenom II X6 1090T 3,2 GHz, 8 GB RAM, Radeon 6850 HD) bei einer Auflösung von 1680x1050 bereits alle Details hochdrehen und das Spiel flimmerte butterweich über den Bildschirm. Gut optimiert und obendrein bildhübsch, etwa mit kleinen Spielereien wie Reflexionen der Sonne in den Rückspiegeln vor euch fahrender Wagen, so wie es PC-Spieler mögen.
Im Grunde verhält es sich mit F1 2012 wie mit jedem anderen jährlich erscheinenden Sportspiel. Es gibt ein paar nette Neuerungen, spielerisch wird alles verfeinert und die Optik ein wenig aufgehübscht. Obendrauf packt man noch die aktuellen Daten und fertig. Wenn ihr damit kein Problem habt, erwartet euch hier ein gewohnt erstklassiges Rennspiel, das schon in der Preview-Version viel Spaß macht und sich wie üblich individuell an die eigenen Wünsche anpassen lässt. Hier und da gibt es zwar noch ein paar Baustellen - etwa der von mir angesprochene Bug -, aber ansonsten lief das Spiel weitestgehend fehlerfrei. Kurz gesagt: Ein Rennspiel, das man eigentlich nicht verpassen sollte, wenn man auch nur ein kleines Fünkchen an der Formel 1 interessiert ist.