F1 2021 tritt mit seinem neuen Story-Modus in die Fußstapfen von FIFAs The Journey
"Eine spannende und dramatische Geschichte."
Man könnte meinen, Codemasters und Electronic Arts wären wie füreinander geschaffen. Der neue Story-Modus Braking Point aus dem demnächst erscheinenden F1 2021 wirkt, als hätte er sich ordentlich von FIFAs The Journey inspirieren lassen. Natürlich war das alles lange in Arbeit, bevor der Publisher Codemasters in diesem Jahr übernahm, aber was für ein Zufall.
Ob ich das Wortspiel Braking Point jetzt geil finden soll oder nicht, ich weiß es nicht... Mit ihm möchte Codemasters jedenfalls eine "fesselnde, interessante, spannende und dramatische Geschichte" bieten, betont Franchise Game Director Lee Mather während eines Preview-Events zum Spiel. Dahinter steckt ihm zufolge ein Team aus professionellen Autoren, hinzu kommen hochqualitativ in Szene gesetzte Zwischensequenzen, die sich in Sachen Grafikqualität - den gezeigten Ausschnitten nach zu urteilen - noch einmal deutlich vom normalen Gameplay abheben und wundervoll anzuschauen sind.
Ein weiterer ausschlaggebender Faktor für Braking Point war laut Mather der Erfolg der Netflix-Serie Formula 1: Drive to Survive, daher sah das Team die Umsetzung als "tolle Gelegenheit". Dementsprechend erhaltet ihr auch in Braking Point Einblicke hinter die Kulissen des Formel-1-Geschäfts, während ihr einen neuen Fahrer namens Aiden Jackson spielt.
Braking Point führt euch in F1 2021 durch drei Saisons
Braking Point erstreckt sich über insgesamt drei Saisons und beginnt mit der F2-Saison 2019, bevor ihr 2020 und 2021 in der Formel 1 fahrt. Zur Auswahl stehen dabei die Teams Racing Point/Aston Martin, Alpha Tauri, Alfa Romeo, Haas und Williams. Während eurer Reise durch die Formel-1-Welt trefft ihr auf verschiedene andere Charaktere, zum Beispiel kehrt Devon Butler, der beliebte Antagonist aus F1 2019, wieder zurück.
"Ich versuche, so wenig wie möglich darüber zu sagen, um nichts zu spoilern, denn die Geschichte von Braking Point ist fantastisch", sagt Mather. "Es ist eine wirklich schön geschriebene, wirklich gut ausgearbeitete Geschichte mit Wendungen, die du nicht kommen siehst. [...] Es wird sehr ausgefeilte Events auf der Strecke geben, Dinge, die du überwinden musst, Herausforderungen, die du auf der Strecke bewältigen musst."
Dabei habt ihr es überwiegend mit einer linearen Geschichte zu tun. Interaktionsmöglichkeiten ergeben sich durch eintreffende E-Mails oder Anrufe von anderen Charakteren. "Wie ich schon sagte, haben wir etwas geschrieben, das den Spieler auf eine bestimmte Art und Weise führen soll", erläutert er. "[...] Die Geschichte selbst ist ein lineares Erlebnis mit einem Anfang, einer Mitte und einem Ende - und Dingen, die auf dem Weg dorthin passieren." Erwartet zudem nicht, dass euch das ewig beschäftigt. Laut Mather könnt ihr von um die fünf bis sechs Stunden ausgehen. Aber hey, lieber kurz und knackig als in die Länge gezogen. The Journey in FIFA fand ich als kleine Abwechslung ganz nett, daher bin ich gespannt, wie Codemasters einen ähnlichen Story-Modus umsetzt.
Eine vollwertige Karriere für zwei Spieler
Abseits von Braking Point gibt's weiterhin den klassischen Karrieremodus. Den könnt ihr wie gewohnt alleine spielen, neu in F1 2021 ist zudem ein vollumfänglicher Zwei-Spieler-Modus für die Karriere. Hier fahrt ihr entweder gemeinsam in einem Team oder wählt unterschiedliche, wobei es natürlich möglich ist, dass ihr durch einen Teamwechsel später im gleichen Rennstall landet. Es liegt also bei euch, ob ihr von Beginn an eher kompetitiv oder kooperativ unterwegs seid. Wie Mather betont, sind alle normalen Elemente der Karriere in diesem neuen Zwei-Spieler-Modus enthalten.
Innerhalb der Karriere gibt's zahlreiche Detailänderungen, zum Beispiel bei den tagtäglichen Aufgaben. Es kann zum Beispiel passieren, dass euer Fahrsimulator ein Problem hat, was ein Upgrade erfordert. Was wiederum Geld kostet. Investiert ihr es? Wenn nicht, könnte das unter Umständen später einen negativen Effekt haben. Was die optische Präsentation anbelangt, hat sich Codemasters bei der Forschungs- und Entwicklungsabteilung von der Darstellung eines Fähigkeitenbaums, wie ihr sie aus den letzten Jahren kennt, entfernt: "Wir hatten das Gefühl, dass es an der Zeit war, das aufzufrischen und einige Änderungen vorzunehmen", erklärt Mather. "Die Präsentation, wie du dein Auto entwickelst, wie du Upgrades freischaltet und wie der Prozess, den du dabei durchläufst, dargestellt wird, hat sich also ziemlich stark verändert." Insgesamt soll alles klarer, verständlicher und übersichtlicher wirken.
Bei den Übungs-Sessions korrigiert Codemasters die Zahl der verfügbaren Programme nach unten. Ihr könnt so zum Beispiel Boosts für die Entwicklung von neuen Teilen freischalten und die Kosten reduzieren. Tut ihr das wiederholt, lassen sich die Kosten für einzelne Bereiche ordentlich nach unten drücken. Gleichzeitig gibt euch das Spiel mehr Möglichkeiten zur Individualisierung, zum Beispiel durch persönliche Sticker für das Halo-System. Eine Auswahl ist zum Start verfügbar, weitere folgen. Außerdem habt ihr mehr Decals im Multiplayer-Part und die Option, nach einem Sieg eure Freude darüber mittels eines Funkspruchs zum Besten zu geben, wie es die Fahrer in der Realität tun.
Echte Formel-1-Resultate und Experteneinstellungen
Um das Geschehen der realen Saison besser darzustellen, führt Codemasters indes den "Real-season start" als neues Feature ein. Hier könnt ihr euch einen bestimmten Zeitpunkt der Saison aussuchen und dann von dort aus unter Berücksichtigung des aktuellen WM-Standes die Saison fortsetzen. Wenn ihr euch selbst vor Herausforderungen stellen möchtet, um das Blatt für einen spezifischen Fahrer noch zu wenden, ist das eine gute Möglichkeit. Wie schnell nach einem realen Rennen die aktuellen Daten zur Verfügung stehen werden, konnte Mather noch nicht sagen.
Nachdem im letzten Jahr neue Casual-Optionen hinzukommen, folgt in diesem Jahr der "Expert Race Style", der euer Spielerlebnis individueller und - wenn ihr möchtet - anspruchsvoller gestalten soll: "Dies wird es dem Spieler ermöglichen, den Fortschritt des eigenen Spielerlebnisses zu verändern", erläutert Mather. "Vielleicht möchtest du, dass die KI schneller voranschreitet als du, sodass du hart kämpfen musst, um mehr Punkte zu bekommen, mehr F&E-Punkte, mehr XP und so weiter."
Anpassungen sind hier sowohl bei eurem Fahrerlebnis als auch bei der KI möglich. Habt ihr keine Lust auf Treffen mit der Presse oder Probleme, die sich im Laufe eines Rennens ergeben? Dann schaltet sie ab. "Wir geben dem Spieler mit den Experteneinstellungen die Möglichkeit, in Dinge einzutauchen, die wir traditionell für die Karriere ausbalancieren", sagt er. "Du kannst so exakt das ändern, was du möchtest, um dein ganz eigenes Spielerlebnis zu erhalten." Einiges davon gilt auch für die Pro-Karriere, die zugänglicher wird, zum Beispiel sollen einige Optionen verfügbar sein, die es normalerweise nicht gab. Dennoch ist die Pro-Karriere weiterhin als die "ultimative Herausforderung" angedacht.
F1 2021 wird nicht zum Sim-Racer
F1 2021 wird obendrein nicht einfach über Nacht zum Sim-Racer, laut Mather gibt es aber zum Beispiel weitere Anpassungen an einzelnen Systemen, um das Fahrgefühl realistischer zu gestalten: "Wir haben wie immer viel an der Physik im Spiel gearbeitet und das Reifenmodell definitiv mehr in diese Richtung bewegt", erzählt er. "Das Gefühl für das Auto ist viel direkter. Und wir haben auch an der Aerodynamik gearbeitet, um den Veränderungen im realen Sport Rechnung zu tragen. Wir haben auf jeden Fall einige Änderungen an den Reifen vorgenommen, um der Realität ein Stück näherzukommen."
Optimierungen gibt's auch beim Schadensmodell. Mehr Teile des Autos können sichtbare Schäden zeigen, was gleichermaßen für die Reifen gilt. Wovor Codemasters hier zurückschreckt, sind Zufallselemente, in denen euch zum Beispiel ohne Vorwarnung der Motor um die Ohren fliegt: "Es hängt immer davon ab, was du im Spiel tust, ob das in der Entwicklung geschieht, ob du mit deinem Auto irgendwo einschlägst oder wenn die Reifen einen gewissen Verschleiß haben." Anders gesagt: wenn ihr ein Rennen nicht beenden könnt, dann sollt ihr wissen, wo der Fehler lag und nicht darüber rätseln müssen.
Im Multiplayer-Modus erwarten euch neue Optionen beziehungsweise Lobbys für Anfänger und erfahrene Spieler und Spielerinnen. Ziel ist es, das Online-Erlebnis breiter aufzustellen und mehr Leute dafür zu begeistern. "Den Leuten gefiel die Struktur des Ranglistenspiels, sie wollten aber nicht den Druck eines Ranglistenmodus haben", drückt es Mather aus. Ihr bekommt zum Beispiel einen aktualisierten Server-Browser mit zusätzlichen Filtern, könnt aktive Lobbys durchsuchen oder euer eigenes, individuelles Spiel erstellen.
Was F1 2021 auf PS5 und Xbox Series X kann
Was die Konsolen anbelangt, herrscht laut Mather zwischen den Generationen Feature-Gleichheit, wenngleich F1 2021 auf Xbox Series X/S und PlayStation 5 natürlich ein paar zusätzliche Spielereien hat. Bis zu 120fps sind möglich, Raytracing ist mit dabei (aber nur in Wiederholungen, bei Übertragungen und in Showrooms), der DualSense der PS5 wird unterstützt und es gibt "buchstäblich keine Ladezeiten", was euch schneller in die Rennaction bringt. Einen VR-Modus gibt's allem Anschein nach nicht.
Bei all seiner Arbeit profitiert Codemasters Jahr für Jahr von der Zusammenarbeit mit echten Fahrern und Teams: "Ich kann nicht zu sehr ins Detail gehen, aber wir haben jetzt fantastische Beziehungen zu einigen der Teams", merkt er an. "Einer der großen Vorteile des ersten Lockdowns war, dass es eine Menge Teams und Fahrer gab, die viel mehr Freizeit hatten. Und wir konnten viel Zeit damit verbringen, Dinge mit ihnen zu besprechen. Und das hat sich nach der Wiederaufnahme der Saison fortgesetzt, wir setzen diese Diskussionen fort, wir haben regelmäßige Treffen mit ihnen."
"Wir bekommen erstaunliches Feedback, Einblicke in Dinge, die wir traditionell nicht hatten", freut sich Mather. "Wir hatten schon immer eine gute Beziehung zu den Teams, aber jetzt kommen sie regelmäßig auf uns zu und wollen mehr Einfluss auf das Spiel haben. In den letzten zwei Jahren haben wir jedes Jahr das Feedback bekommen, dass das Handling-Modell immer besser wird, immer näher an das herankommt, was sie erwarten. Wir haben im E-Sport gesehen, dass zum Beispiel George Russell sich damit beschäftigt und sein Talent im Spiel genauso beeindruckend ist wie im echten Leben. Und ich denke, das ist nur möglich, weil das Spiel jetzt das widerspiegelt, was sie gewohnt sind."
Zu guter Letzt zeigt sich Mather erfreut über die künftige Zusammenarbeit mit Electronic Arts. Seit diesem Jahr gehört Codemasters nach der Übernahme zum Publisher und stärkt dessen Rennspiel-Portfolio: "Offensichtlich war F1 2021 schon weit in der Entwicklung, bevor überhaupt über den Deal gesprochen wurde", betont er, daher ist EAs Einfluss beim aktuellen Teil nicht zu spüren. "Wir haben eine großartige Roadmap für die Zukunft des Spiels. Und das ist einer der Hauptgründe, warum EA so daran interessiert war, Codemasters zu übernehmen und mit uns zu arbeiten, denn wir haben große Pläne für den Titel. Und die Partnerschaft wird es uns ermöglichen, diese auszubauen und so viel schneller voranzukommen."