Fable 2: In die Zukunft sehen
Mini-Ausblick
„[...] werfen Sie einen Blick in Albions Zukunft.“
Nach so einer Aussage und dem Titel In die Zukunft sehen erwarte ich ja eigentlich, dass sich eben jener Download-Content für Fable 2 auch ausschließlich mit diesem Thema beschäftigt. Ich will wissen, was mich, meinen Charakter, die Welt von Albion zukünftig erwartet.
Aber das, was Lionhead letztendlich durchblicken lässt, ist jetzt keine allzu große Überraschung. Im Grunde genommen kann man sich nun auf eine indirekt bestätigte Fortsetzung freuen, die im Vorfeld – seien wir mal ehrlich – schon als so gut wie sicher galt. Das Problem dabei ist: Genau jene Schlüsselszene nimmt gerade mal fünf bis zehn Minuten der gesamten Spielzeit von In die Zukunft sehen ein. Die restlichen Aufgaben haben nämlich rein gar nichts damit zu tun. Ein kleines Vorspiel zu diesem Ausblick, der am Ende doch einen recht unbefriedigenden Eindruck hinterlässt und Fragen aufwirft.
In die Zukunft sehen verlangt zwar nur nach 560 Microsoft Punkten (wie kommt man eigentlich auf diese Summe?), doch eigentlich wären 400 Punkte der gerechtere Preis dafür. Erweiterung Nummer 2 ist sogar noch schneller durchgespielt als die Astloch-Insel. Lediglich die netten Quests abseits der Zukunftsvision fangen den Absturz in niedrigere Wertungsregionen noch ab.
Für die neuen Abenteuer greift man auf den Händler Murgo zurück, der zu Anfang des Hauptprogramms ein Foto des namenlosen Helden anfertigte. Mit In die Zukunft sehen kehrt er zum Markt von Bowerstone zurück und hat wieder allerlei magische und insbesondere verfluchte Gegenstände anzubieten.
Eine der Missionen führt beispielsweise ins Innere einer Schneekugel. Böse Schatten haben der Welt die Farben gestohlen, wodurch die gesamte Umgebung in Schwarz-weiß erstrahlt. Lediglich der Held und die Schatten bringen etwas Farbe in Spiel. Gänzlich neu ist der Schauplatz leider nicht, an einigen Stellen bemerkt man deutlich das Recycling vorhandener Landschaftselemente.
Auf der Suche nach der Kolorierung rettet man Erwachsene und Kinder, knipst die Schatten aus und macht am Ende alle glücklich. Nur schade, dass man dabei nicht den Eindruck erhält, wirklich in einer Schneekugel zu sein. Erstaunlicherweise ist nämlich alles sommerlich grün – wie man es ja von Schneekugeln kennt. Im Gegensatz zur Astloch-Insel erzählt jede der Quests eine eigenständige, kleine Geschichte und ist nicht Teil eines großen Ganzen. Obendrein sind die Ausflüge erfreulicherweise auch ein wenig abwechslungsreicher als im Vorgänger-DLC. Nicht einfach nur Dungeon säubern, zum Dorf zurücklaufen und die nächste Höhle ausräuchern. Sondern weitläufiger.
Interessant ist insbesondere auch die zweite Herausforderung, in der man verschiedene Kostüme, darunter Hohler Mann und Balverin, überstreifen muss, um sein Ziel zu erreichen. Zum Schluss bringt In die Zukunft mit dem Kolosseum noch eine weitere Arena mit sich. Unter Zeitdruck nimmt man es hier mit dutzenden Feinden auf, die, wie gehabt, nacheinander in Wellen auf den Helden losgehen. Je nach Punktzahl am Ende bekommt man anschließend mehr oder weniger sinnvolle Preise.
Verfügt man bereits über die bestmögliche Ausrüstung, stellt aber auch diese Arena keine wirklich schwierige Hürde dar. Mit seinem Schwert schlitzt sich der Schützling dann butterweich durch die Gegnermassen und tritt zwischendurch Hühner durch die Luft beziehungsweise bearbeitet Kreisel, um den Punktemultiplikator zu erhöhen.
Abgesehen davon bekommt man das, was man von einem Download-Content erwarten kann: Zusätzliche Ausrüstung, weitere Sammelobjekte und neue Erfolge. Letztere beschränken sich diesmal nicht nur auf die Erfüllung der Quests. Frische Gamerscore-Punkte erhält man beispielsweise, wenn man Gegnern 25 Mal in die Familienjuwelen schießt oder 25 Mal Beischlaf ausübt. Voyeure können auch nur dabei zusehen. Bei mir schaltete sich zuletzt genannter übrigens schon direkt zum Start frei – den zahlreichen „Aktivitäten“ im Hauptspiel sei dank. Leider versäumt es Lionhead aber, neue Investitionsmöglichkeiten für das hart verdiente Geld zu offerieren. Schön und gut, dass ich mittlerweile vier Millionen Goldstücke angehäuft habe, aber wohin damit?
Ich muss zugeben, dass die Art und Weise dieser „Ankündigung“ schon irgendwie mutig ist. Für meinen Geschmack fällt aber speziell der Ausblick viel zu kurz aus. In die Zukunft sehen verpasst die Chance, Fable 2 umfangreich und ordentlich zu erweitern. Grob zusammengefasst bekommt man also zwei nette Quests, die abwechslungsreicher ausfallen als die vier Missionen der Astloch-Insel, eine kurze Vision und eine neue Arena. Es fehlen jedoch einmal mehr die Höhepunkte, die erinnerungswürdigen Augenblicke. Die Aufgaben an sich könnte man so auch im Hauptprogramm finden, weichen sie doch im Kern kaum vom gewohnten Ablauf ab. Und das ist mehr als traurig. Fable 2 verdient Besseres.
In die Zukunft sehen ist ab sofort zum Preis von 560 Microsoft Punkten erhältlich.