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Fable 2 Pub Games

Verlieren lernen mit Molyneux

Tomen hasste diesen Teil. Er hätte es bevorzugt, zurück in die nasse, kalte Höhle zu gehen und noch einmal Hundert Orks um ihre Köpfe zu erleichtern, als wieder einmal dabei zuzusehen, wie Brom sich von drei Schurken am Spieltisch das hart verdiente Gold aus der Tasche ziehen ließ. Natürlich konnte er wieder an dieser Spelunke nicht vorbei. Wenn er wenigstens gut spielen würde oder wenigstens mal Glück hätte.

So wie Brom prasste, könnte man meinen, dass sie nicht etwa gestählte Abenteurer, sondern eher verzogene Adelssöhne wären. Morgen früh würde Brom mit einem Kater aufwachen und sich erst einmal bei Tomen 100 Goldstücke leihen. Und danach würden sie wieder irgendeinen Auftrag annehmen müssen, um Schulden an Halsabschneider, Wirte und Spieler zu bezahlen. Ein neuer Partner muss her, dachte Tomen, als er sich zurück an die Bar drehte und ein neues Bier orderte.

Fable 2 Pub Games lehrt Euch vor allem eins: Dass Glücksspiele ein teures, wenn auch kurzfristig unterhaltsames Vergnügen sind, um sein Gold loszuwerden. Das Dumme ist nur, dass Ihr das nach Peter Molyneux' Willen schon tun sollt, bevor Ihr auch nur die Gelegenheit hattet, irgendwo ein paar Monster gegen Geld zu erledigen. Stattdessen gibt es unendlich Taschengeld vom Wirt. Ich habe jedenfalls noch nicht erlebt, dass er mir mehr Kredit verweigert hätte, um ihn bei den drei Kneipenspielen zu verprassen.

Fortunes Tower: Der Held rettet die Reihe vor den beiden bösen Siebenen.

Alle drei Games sind Glücksspiele, im Falle von Spinnerbox ohne den Hauch eines Anflugs des Anscheins von Technik oder Taktik. Setzt den Mindesteinsatz, dreht die Scheiben und guckt, ob das Glück Euch hold ist. Wie aber auch die echten Slotmachines in den Kasinos und Kneipen dieser Welt, denkt das Rad gar nicht dran, Euch hold zu sein und schnell ist das Gold weg. Selbst magere Gewinne sind selten und die wirklich hohen lassen lange auf sich warten. Beeinflussen könnt Ihr den Dreh in keiner Weise, also bearbeitet Ihr stur den A-Knopf – der Euch praktischerweise auch neue Kredite per kurzer Bestätigung verschafft – und hofft das Beste. Macht Spaß. Für fünf Minuten. Wenn Ihr leicht zu unterhalten seid.

Besser sieht es bei Keystone aus. „Roulette mit Würfeln“ trifft es am ehesten, wenn Ihr auf einem Tisch nicht auf die Zahl des Rads, sondern die Augen des Würfels setzt. Einfache Kombinationen, einzelne Zahlen oder drei Gleiche bringen unterschiedlich viel Gewinne in Abhängigkeit der Wahrscheinlichkeit. Das Spiel geht so lange, bis die am runden Ende des halbkreisförmigen Tisches platzierten Steine abgeräumt sind. Die beiden Steine am Scheitelpunkt des Bogens sind die Schlusssteine, die Keystones. Sind beide weg, sprich wird eine 10 und eine 11 gewürfelt, endet das Spiel vorzeitig.

Alleine zu spielen ist hier komplett dämlich. Entweder Ihr riskiert einfach interessante Konstellationen, spielt auf sicher oder mischt ein wenig Risiko mit den sicheren Feldern. Es ist wie Roulette, das ebenfalls verschiedene Techniken bietet, mit unterschiedlicher Geschwindigkeit, sein Geld loszuwerden. Im Turniermodus mit drei Computerspielern kommt noch ein Hauch von Taktik dazu: wann muss man viel riskieren, um noch zu gewinnen, wann setzt Ihr lieber eine Runde aus. Ein Hauch von Taktik, wohlgemerkt, nur ein Hauch.

Keystone: Wenn man wenigstens die Würfel zinken könnte…

Der dritte im Bunde, Fortunes Tower, macht am meisten Spaß, aber das haben die Kartenspiele ja so an sich. Bei diesem könnte ich es mir sogar vorstellen, es als ernsthaften Black Jack – Ersatz in der Realität zu spielen. Karten mit den Werten von eins bis sieben werden in Reihen ausgelegt. Oben eine, dann links und rechts von dieser Karte nach unten zwei, in der nächsten Reihe drei, durch bis Reihe sieben.

Sobald in zwei Reihen sich zwei gleiche Karten, zum Beispiel zwei Einser, berühren, gilt die Reihe als verbrannt und das Spiel verloren. Jetzt gibt es noch die Turmkarte, Eure erste Karte an der Spitze, die Ihr gegen den Schädling eintauschen könnt. Oder in der gefährdeten Reihe tauchte auch eine Heldenkarte auf. Diese rettet die ganze Reihe.

Es klingt wie Black Jack und es spielt sich auch so. Ihr müsst wissen, wann es sich lohnt auszusteigen und hier auch welche Karten noch im Spiel sein könnten. Für eine Stunde werden Kartenfans hier durchaus Freude haben. Es gibt einen Turniermodus, doch der krankt ein wenig daran, dass es im Prinzip ein Einzelspielerspiel ist. Jeder gewinnt für sich, wer nach zwölf Runden das meiste hat, darf sich Sieger nennen. Und leider lässt sich dieses Turnier, wie auch alle anderen, nicht gegen menschliche Spieler bestreiten, sondern nur gegen den Computer. Der Onlinemodus beschränkt sich mal wieder auf die Leaderboards.

1,5 vage brauchbare Spiele, bei der zweiten Hälfte von Keystone bin ich mir nicht sicher und Spinnerbox ist eine schlichte, dröge Katastrophe. Für drei kleine Minigames in einem Fantasyrollenspiel epischen Ausmaßes nicht schlecht. Als kleines Bonusspielchen für die Vorbesteller von Fable 2 auch den Gratisdownload wert. Aber für den Rest der Welt 800 Punkte ?!? Das kann nicht ernstgemeint sein. Ich machte mich verzweifelt auf die Suche nach mehr Spielinhalt, aber da ist nichts.

Spinnerbox: Sieht nach einem spannenden Brettspiel aus, ist aber nur ne dröge Slotmachine.

In jedem der drei Spiele könnt Ihr noch viele Varianten freischalten, aber nehmt das nur nicht ernst. Es ändern sich lediglich die Wetteinsätze und ein paar winzige Regeldetails, die kaum neuen Reiz bringen. Fünfzehn Konzeptzeichnungen für Fable 2 lassen sich freischalten. Na super, weckt mich wenn es vorbei ist.

Der einzige echte Reiz liegt in der Verbindung zum demnächst erscheinenden Fable 2. Die Möglichkeit, die Gewinne Eurem Charakter zuteil werden zu lassen, solltet Ihr nicht wörtlich nehmen, denn ohne eine Riesenportion Glück gibt es nur Schulden zu transportieren. Dass Ihr daran vielleicht doch Interesse habt, liegt an fünfzehn freischaltbaren Items: Nette Wohnungseinrichtung, ein tolles Schwert, ein magischer Ring, solcher Krams halt. Im Angesicht der Tatsache, dass es solcherlei Dinge wohl auch zuhauf sowieso in Fable 2 gibt, solltet Ihr Euch genau überlegen, ob Ihr grob geschätzt ein fünftel des Preises des Hauptprogramms in dieses unspaßige Spin-Off investieren solltet.

Zumal auch die Aufmachung zu wünschen übrig lässt. Von der erhofften Schönheit des großen Spiels gibt es nicht viel zu sehen. Braunes Tavernenholz dominiert, die Kneipe und ihre Bewohner bekommt Ihr nicht zu Gesicht und wäre da nicht die nette, klischeetriefende Fantasymusik, würde ich wohl von einer Präsentationsnullnummer zu sprechen.

Solltet Ihr einen Gratiscode für Fable 2 Pub Games haben, dann ladet es Euch herunter. Ein netter, kleiner Teaser erwartet Euch, der Euch für ein Stündchen reizen wird, bevor Ihr die Kneipe für immer verlasst. Aber ein Rechtfertigung, die Pub Games in eine Reihe mit Geometry Wars, Puzzle Quest oder Poker Smash zu stellen, die ebenfalls alle für 800 Punkte zu haben sind, sehe in hier nirgendwo. Zu schnell wird selbst das Highlight – ein Wort, das hier mit Vorsicht zu gebrauchen ist – Fortunes Tower schal. Fable 2 Pub Games ist ein wenig wie echtes Glückspiel: Ihr seid um eine gute Stange Geld ärmer, könnt nichts dafür vorweisen und hattet im Nachhinein eigentlich auch nicht so wahnsinnig viel Spaß beim Verlieren....

Fable 2 Pub Games ist ab sofort für Besitzer eines Downloadcodes zu haben oder für alle die bereit sind, dafür 800 Punkte auszugeben.

2 / 10

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Martin Woger Avatar
Martin Woger: Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

In diesem artikel

Fable II Pub Games

Xbox 360

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