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Fable 2

Erzähl mir eine Geschichte

Außerhalb der Kämpfe wird Euer Leben durch das goldene Band weiter vereinfacht. Ihr wählt den Auftrag aus und auf dem Boden erscheint eine dezent glimmende Linie, der Ihr nur folgen müsst. Lästige Suchen, wohin es denn jetzt wohl gehen mag, fallen vollständig flach. Dieses sehr bequeme und an sich löbliche Feature trägt ein gutes Stück dazu bei, dass Ihr Fable II entspannt an einem Tag beenden könnt. In der oben genannten Stundenzahl löste ich nicht nur die Kampagne, sondern wurde auch Meisterschmied, kaufte drei Häuser, heiratete, zeugte ein Kind, erwarb unzählige Klamotten und Waffen und erledigte noch über ein Dutzend kleinerer Questen am Rande.

Und natürlich ging ich fröhlich mit „Poochie“ Gassi. Stets an Eurer Seite wächst Euch der inzwischen berühmte Hund ans Herz, wenn er neue Tricks lernt, einen zu Boden gegangenen Feind zerfleischt oder an der Stelle anfängt zu buddeln, um auf einen vergrabenen Schatz hinzudeuten. Spielerisch bringt er dennoch nicht so wahnsinnig viel, denn von der Graberei mal abgesehen, könntet Ihr vom reinen Standpunkt der Effizienz auch auf ihn verzichten. Aber er ist ein wundervolles, Atmosphäre schaffendes Element, das die Welt Albions mit Leben füllt und sie zu einem der schönsten Orte macht, die ein Spielkonsolen-Speicherchip je beherbergte.

Ich weiß leider nicht, ob im CoOp-Modus ein Euch besuchender Spieler auch seinen vierbeinigen Freund mitbringt. Offenbar gab es noch ein paar technische Schwierigkeiten und so werden die Server erst am offiziellen Releasetag angeschaltet. Aber die generelle Idee ist erfrischend, denn statt einer eigenen Spielumgebung holt Ihr Euch einfach Freunde oder Fremde als Gäste in Euer Albion und zieht mit ihnen um die Häuser und Dungeons.

Alles, was sie dort tun, hinterlässt einen Eindruck in Eurer Vision. Ihre Gamertags werden jederzeit und im Optionsmenü abschaltbar durch kleine Kugeln symbolisiert und können per Klick ermuntert werden, bei Euch vorbeizuschauen. Klingt gut, aber testen ließ es sich leider noch nicht.

Meine Frau, mein Hund und mein Beschwörungssaal der Dunklen Künste mit gotischen Bögen.

Ganz im Gegensatz zum Offline-CoOp, der denkbar einfach einem Freund erlaubt, das zweite Pad in die Hand zu nehmen und Euch als Handlanger zur Seite zu stehen. Entweder Ihr nehmt einfach einen generischen Helden oder wählt einen zweiten Account auf der Xbox, bevorzugt – aber nicht notwendigerweise – mit eigenem Fable II-Spielstand aus.

Offline hält sich Eure Freiheit allerdings in engen Grenzen. Die Kamera zoomt ein wenig heraus, um Euch minimal Luft zu geben, der Sicherheitsmodus jedoch, der das unabsichtliche Töten von Zivilisten verhindert, lässt sich nicht deaktivieren. Ihr sammelt Gold und Erfahrungspunkte in den Kämpfen mit dem Hauptcharakter zusammen, könnt aber sonst nicht viel tun. Trotzdem bleibt es ein genialer, kleiner Einfall, um ein traditionelles Solo-Spiel auch zu zweit erfahrbar zu gestalten.

Peter Molyneux ist ein brillanter Spieldesigner. Ich möchte die Leistung dieses Mannes in keinster Weise schmälern und ich bin mir sicher, dass er jede erfahrene Ehrung redlich verdiente. Zur Hölle, Syndicate zähle ich heute noch zu meinen Einsame Insel-Mitnehmseln. Aber er ist leider auch ein wirklich untalentierter Geschichtenerzähler.

Fable II schafft die Illusion eines künstlichen Lebens in einer imaginären Welt wie kein Solo-Spiel vor ihm. Es begeistert an jeder Ecke mit winzigen Details, Schönheit und Leben. Es erzeugt eine Spielwiese, wie ich sie mir wünschte und ich kann diese Leistung kaum genug würdigen. Fable II weckt das Rollenspielkind in mir.

Aber die Welt ist halt nicht alles. Und ich habe es noch nie wie hier erlebt, dass potentiell emotionale, bewegende und bleibende Schlüsselszenen mit einer so wegwerfenden Handbewegung abgetan und heruntergerasselt werden. Das Werkzeug beherrscht Fabel II perfekt, aber ihm fehlt das Herz, um Kunst zu schaffen. So bleibt die – ich will da ehrlich sein – wirklich lohnende Erfahrung des Lebens in Albion. Um das Erlebnis des in Albion schlummernden Epos und Dramas wurden wir jedoch grausam betrogen.

Derzeit wechselt Ihr nur auf der Xbox 360 in ein neues Leben. Eine Konvertierung auf PC sollte man aber nicht ausschließen, selbst wenn uns derzeit der Entwickler jetzt nicht einmal den Glauben an die Möglichkeit einer Chance gibt. Aber die gab es damals bei Fable ja auch nicht.

8 / 10

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Martin Woger Avatar
Martin Woger: Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

In diesem artikel

Fable II

Xbox 360

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