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Fable Fortune - Test

Nicht, dass die Marke Fable das gebraucht hätte...

Eurogamer.de - Empfehlenswert Badge
Fesselndes Fable-Sammelkartenspiel. Innoviert das Genre zwar nicht, macht aber aufgrund der vielen taktischen Möglichkeiten doch Spaß.

Ich erinnere mich ganz gern an die Fable-Rollenspiele zurück. Nicht so sehr aufgrund der Hintergrundgeschichte ihrer Welten, sondern aufgrund der von Peter Molyneux vorab mal wieder ins Unermessliche übertriebenen Möglichkeiten, seine Figur zu entwickeln. Das war am Ende zwar weitaus trivialer als zunächst angekündigt, aber es war nett, im Spiel heiraten zu können, Kinder zu kriegen (ab Teil 2 dann...), ein Haus zu bauen und ohne große oder komplizierte Umschweife dann doch einfach wieder nach draußen zu gehen und das Haus zu verlassen. Was Fable aber wirklich nie geschafft hat und vielleicht auch gar nicht wollte, war der Aufbau eines wirklichen Universums, einer Spielwelt. Umso seltsamer, dass sich Entwickler Mediatonix ausgerechnet Fable als Grundlage für ein virtuelles Sammelkartenspiel herausgesucht hat. Das Gute: Fable Fortune funktioniert zwar nicht aufgrund, wohl aber trotz seiner Lizenz.

Welche Fähigkeit sich gerade auf welche Karte auswirkt, zeigt Fable Fortune immer recht deutlich an. (Fable Fortune - Test)

Fable Fortune bedient sich einer Spielmechanik, die sich nicht grundlegend von der anderer Sammelkartenpiele unterscheidet. Ihr habt verschiedene Karten, die jeweils einen Angriffs- und einen Verteidigungswert haben. Greift ihr mit einer Karte einen Gegner an, zieht ihr dem genau so viel von seinem Verteidigungswert ab, wie ihr Angriffswert habt, umgekehrt geschieht das Gleiche. Zusätzlich hat jeder Spieler einen Avatar mit 30 Lebenspunkten - sinkt dieser Wert auf null, hat der Spieler verloren. Um zu verhindern, dass der Avatar direkt angegriffen wird, lassen sich die einzelnen Karten auf Guard setzen. Der Gegner muss dann zwangsläufig diese Karte attackieren, bevor er den Avatar selbst oder eine andere Karte angreifen kann. In jeder Runde habt ihr ein paar mehr Punkte zur Verfügung, für die ihr jeweils wertvollere Karten aus eurem Deck ziehen könnt. Zum Ende hin kann eine Runde Fable Fortune also ziemlich eskalieren.

Gerade darin liegt aber ein gewisser Reiz. Spielt ihr noch zu Anfang Karten aus, die gerade mal zwei Goldstücke kosten, und versetzt dem Gegner so kleine Nadelstiche, kann es sein, dass in der Spätphase bereits mächtige Verteidigungseinheiten auf dem Spielfeld liegen, die euch daran hindern, den Gegner anzugreifen. Bricht eine solche Verteidigungsstrategie dann in sich zusammen, ist es für den Gegner schneller zu Ende als er Peter Molyneux sagen kann - denn bis dahin könnt ihr durchaus auch Standard-Karten mit einem Angriffswert von neun aus eurem Deck ziehen.

Vor jedem Spielstart könnt ihr bestimmte Karten in eurem Deck noch einmal gegen zufällige andere tauschen. (Fable Fortune - Test)

Standardmäßig gehören zu einem Deck 30 Karten, wobei ihr die je nach Klasse anders zusammenstellen müsst. Grundlegende Karten darf jede Klasse verwenden, je nachdem, ob ihr aber einen Alchemisten, einen Shapeshifter, Gravedigger, Knight, Mechant oder Prophet spielt, habt ihr aber weitere Karten zur Verfügung, deren Einsatz eine gewisse strategische Anpassung verlangt. Als Prophet greift ihr beispielsweise eher auf Heilfähigkeiten zurück, was sich durch Einheiten gut ergänzen lässt, die sich selbst duplizieren, wenn sie geheilt werden. Wer die Merchant-Karten in seinem Deck also klug kombiniert, kann sich innerhalb kürzester Zeit eine ganze Klon-Armee der immer gleichen Einheiten zusammenbasteln, die - entsprechende Guard-Attribute vorausgesetzt - für den Gegner unter Umständen ein unüberwindbares Bollwerk darstellen. Es sei denn natürlich, er hat die entsprechende Gegenstrategie. Denn die gibt es in Fable Fortune irgendwie immer.

Dass das so ist, wird in den kleinen, aber feinen Singleplayer-Kampagnen deutlich. Die gibt es für jede Klasse und in ihnen tretet ihr durchaus auch mal gegen Gegner an, die nicht nur 30 Lebenspunkte haben, sondern deutlich mehr. Und die teilweise recht unorthodoxe Strategien an den Tag legen - etwa, indem sie überhaupt keine Karten aufdecken, sondern lediglich Zaubersprüche einsetzen, mit denen sie euren Avatar direkt angreifen. Wenn ihr zu Beginn noch glaubt, dass es völlig unmöglich ist, diese Gegner zu bezwingen, stellt ihr nach drei bis vier Versuchen fest: Es geht eben doch. Allzu oft braucht ihr dafür noch nicht einmal ein allzu intelligentes Deck. Standard-Kartenkombinationen genügen bisweilen um selbst den ausgefallensten Strategien zu begegnen.

Macht wie bei jedem Sammelkartenspiel besonders viel Spaß: das Deck-Building. (Fable Fortune - Test)

Und weil offenbar auch der Entwickler der Meinung war, dass ein Fable-Sammelkartenspiel irgendwas mit Fable zu tun haben sollte, wurden die Gut-Böse-Mechanismen des Action-Rollenspiels auch ins Kartenspiel integriert. Das fühlt sich letztlich allerdings nicht wirklich bedeutend an: Zu Beginn eines Spiels könnt ihr aus drei Quests wählen. Das sind Aufgaben wie: Spielt drei Karten aus, die weniger als vier Gold kosten oder setzt drei eurer Karten auf Guard. Macht ihr das, bekommt ihr eine Belohnung und könnt dann zwischen der vermeintlich guten oder der bösen Belohnung wählen. Typischerweise hat die Gute irgendwas mit einer Heilung zu tun und die Böse teilt Schaden an Gegner aus. Wirklich konsistent ist das nicht, praktisch auch nicht - denn auf die fragliche Fähigkeit zugreifen könnt ihr ohnehin nur, wenn ihr wieder Gold dafür ausgebt.

Wer kooperativ spielen will, findet in Fable Fortune besondere Herausforderungen. (Fable Fortune - Test)

Die weit größere Innovation findet sich bei Fable Fortune im Koop-Modus. Zusammen mit einem anderen Spieler könnt ihr wechselnden Herausforderungen begegnen, die die Entwickler für euch bereithalten. Ihr habt dabei jeweils Zugriff auf die Karten des anderen Spielers, sofern diese bereits auf dem Spielfeld liegen. Und: Ihr könnt per Signal anzeigen, was ihr für einen schlauen Zug haltet. Verbale Kommunikation ist allerdings nicht möglich. Dadurch kommt es zwar einerseits zu Missverständnissen - andererseits sagt euch auf diese Art auch kein 14-Jähriger, was er gern mit eurer Mutter machen würde und das hat schließlich auch was für sich. Im Test hat die Zusammenarbeit selbst mit wildfremden Spielern erstaunlich gut funktioniert.

Und ja, wir haben es hier mit einem Free-to-play-Spiel zu tun. Ihr könnt ohne Probleme mehrere hundert Euro ausgeben, um euch neue Karten zu kaufen. Alles, was ihr auf diese Weise erreichen könnt, ist aber auch erspielbar. Und gerade, weil die oben erwähnten Singleplayer-Kampagnen Spaß machen, aber auch weil der Koop-Modus Freude macht und weil ihr manchmal sicher auch Lust haben werdet, euch mit irgendeinem anderen Gegner zu messen, wird das kein Problem sein. Sammelt einfach auf diese Weise 1.000 In-Game-Silbermünzen und kauft euch dafür neue Karten. Klappt genauso gut. Und weil ihr im PvP in verschiedene Ligen eingeteilt werdet und so nie gegen allzu übermächtige Gegner antretet, ist es auch nie frustrierend, wenn ihr nicht gerade das perfekte Deck für eine Klasse habt. Das perfekte Deck - das dürfte übrigens ein Wunschtraum bleiben. Ihr könnt endlos an euren Kartenkombinationen herumschrauben, ganze Tage darin versenken und doch werdet ihr immer nur wieder feststellen, dass eure Karten in der ein oder anderen Kombination eben sowohl Vor- als auch Nachteile haben.

Vor jedem Match könnt ihr euch für eine bestimmte Quest entscheiden. (Fable Fortune - Test)

Fable Fortune ist kein Ersatz für den nächsten vollwertigen Fable-Teil - eigentlich bräuchte das Spiel die Lizenz überhaupt nicht. Ein wirklich nettes und faires Sammelkartenspiel wie dieses hat es aber trotzdem nicht verdient, missachtet zu werden, nur weil es sich einer dahinsiechenden Lizenz bedient. Das Zusammenbasteln eures Decks kann euch allein schon Stunden beschäftigen, das anschließende Ausprobieren im PvP sorgt für eine stete Schleife aus Versuch und Irrtum - und je mehr ihr euch verbessert, desto befriedigender fühlt sich das Spiel an. Gerade weil Fable Fortune Free-to-play ist, sei daher allen, die etwas für Sammelkartenspiele übrig haben, dringend geraten, es mal auszuprobieren. Wirklich, es macht Spaß.


Entwickler/Publisher: Mediatonix, Flaming Fowl Studios/Mediatonic - Erscheint für:PC, Xbox One - Preis: Free-to-play - Erscheint am: erhältlich - Getestete Version: PC - Sprache: englisch - Mikrotransaktionen: Ja

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Markus Grundmann Avatar
Markus Grundmann: Seine ersten Videospiele konsumierte Markus auf dem Game Boy. Heute spielt er so ziemlich alles, bei dem er auf Knöpfe drücken kann – mit besonderer Vorliebe für Nintendo und extravagante Indie-Titel.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

In diesem artikel

Fable Fortune

Xbox One, PC

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