Falcon and The Winter Soldier: Folge 4 bringt die Serie wieder in die Spur… - Serienkritiker
Wenn der Schild zu schwer wird.
Diese Kritik enthält Spoiler und soll vor allem als Diskussionsgrundlage dienen. Wer ohne Handlungsdetails wissen will, wie ich die letzte Folge fand: Ziemlich gut und vor allem spannend, nachdem ich letzte Woche schwer enttäuscht war ob einiger Retcons und bequemer Zufälle in der Handlung. Diese wirken sich zwar immer noch auf den aktuellen Serienverlauf aus, aber das war dennoch richtig packend, was hier passierte.
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Wow, was für ein Ende einer Folge voller extrem angespannter Szenen. Bei der letzten Einstellung war ordentlich Gänsehaut dabei - das Blut am Schild! - und es war die finstere Krönung einer insgesamt ziemlich spannenden Folge. Klar, sie steuerte im Grunde die ganze Zeit auf eine Katastrophe zu, und ich werde nicht so tun, als wäre die Entwicklung des "neuen Cap" überraschend gewesen. Es kam, wie es angesichts der erzählerischen Komponenten (Supersoldatenserum!) und der Comics kommen musste und John Walker fiel der Stoff in die Hände, der ihn zu einem würdigen Erbe des Schildes machen könnte - so dachte er zumindest.
Letzten Endes triumphierte Walkers jedoch aufbrausendes Temperament über seinen moralischen Kompass - etwas, das Steve Rogers auszeichnete -, und vermutlich spielte auch ein mehr als nur angedeutetes Afghanistan-Trauma mit in seine Tat am Schluss hinein, bei der, getreu dem Titel der Episode, die ganze Welt zuschaute. Es ging ein wenig schnell, seine eigentliche Entscheidung für und Transformation durch das Serum klammerte die Folge aus, was zwar einen gehörigen "Oh-No..."-Effekt ermöglichte, aber dann doch wieder ein wenig nach der Logik fragen lässt (sprach Karli nicht von Höllenqualen, die das Serum verursachte? Wir bekommen nicht einmal ein Gefühl für die Zeit, die seit dem entscheidenden Gespräch zwischen Walker und Hoskins verstrichen war). Aber ja, insgesamt ist nach Episode vier mein Glaube an die Serie wieder hergestellt. Das war gutes Kino, auf dem kleinen Bildschirm.
Auch wenn der zentrale Fixpunkt der Folge - Walkers Entscheidung - nicht ohne Ansage kam, gab es gleich mehrere Überraschungen. Im Kampf gegen die Dora Milaje ist eine Menge Gift versprüht worden, Bucky und seine ehemaligen Beschützer aus Wakanda gingen erstaunlich böse auseinander. Daniel Brühls Zemo blieb durchaus verblüffenderweise seinem Kodex treu und versuchte, unter Einsatz seines Lebens das Serum zu zerstören, anstatt es sich selbst zu krallen und überhaupt waren zwischen ihm und dem titelspendenden Duo wieder mehr Spannungen zu spüren, die er in der letzten Folge mit der Jovialität eines Bond-Bösewichtes irritierend überspielte. Da war selbstverständlich das Drehbuch schuld, nicht Brühl, der mit der Rolle sichtlich Spaß hat, aber dennoch störte es letzte Woche noch.
Der Handlungsfaden um die Flag Smasher scheint zum Großteil abgewickelt, nun, da sie nicht mehr über das Serum verfügen. Erzählerisch haben sie wohl ihre Schuldigkeit getan und durch Walkers Supersoldatenwerdung kann sich die Serie wieder auf das eigentliche Thema konzentrieren: Wer das Erbe von Captain America antreten soll und wie. Es würde mich wundern, spielten Morgenthau und ihre Mitstreiter im Finale noch eine Rolle.
Ich bin nicht sicher, ob jemals jemand für mich Cap ersetzen kann, Evans war perfekt besetzt und seine Origin-Geschichte war einfach zu nachfühlbar. Tony war das Hirn und das lose Mundwerk der Avengers, Cap das Herz, dessen Fehlen nun schmerzt (und sein Verbleib wird wohl das letzte Rätsel sein, das diese Serie lüftet). Aber zuzuschauen, wie Bucky und Sam sich zähneknirschend daran machen, es trotzdem zu versuchen, das macht schon eine Menge Spaß.
Sah ich dieser Episode noch mit aus Stress halb abgekauten Nägeln und ohne große Vorfreude entgegen - ich mochte Folge drei wohl noch weniger, als ich es wahrhaben wollte -, bin ich jetzt wieder guter Dinge und freue mich sehr darauf, wie es weitergeht.