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Fanatec - Rückschlag für Gründer & Hauptaktionär in vermeintlichem Machtkampf: Übernahme durch Corsair geplant

Ausgebremst.

Der Vorstand der Endor AG, Eigner der Marke Fanatec, hat in einer gestrigen Mitteilung bekannt gemacht, dass man mit Corsair “über die Restrukturierung des Unternehmens” verhandeln wird. Die Restrukturierung soll nach dem Gesetz über den Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmen für Unternehmen (StaRUG) durchgeführt werden.

Notwendig wurde dieser Schritt, da Fanatec, bekannt vor allem als Hersteller von Hardware für Rennsport- und andere Simulationen, zuletzt in wirtschaftliche Schieflage geraten war und akuten Zahlungsverpflichtungen in Höhe von knapp 28 Millionen Euro nicht nachkommen konnte.

Das StaRUG-Verfahren erleichtert es angeschlagenen Unternehmen, Veränderungen vorzunehmen, mit denen sie erneut profitabel werden können. Es stellt ein Mittel dar, um eine Insolvenz zu verhindern. Mithilfe von Corsair soll nun also dafür gesorgt werden, Fanatec in die Erfolgsspur zurückzuführen.

Bemerkenswert ist das aus folgendem Grund: Thomas Jackermeier, Gründer, Hauptaktionär und bis zu seiner Abberufung Ende März 2024 auch Geschäftsführer der Endor AG, hatte ebenfalls ein Konzept zur Refinanzierung vorgelegt und gemeinsam mit einer Investorengruppe gut 48 Millionen Euro dafür aufgeboten, um Fanatec zu rekapitalisieren.

Laut einer Pressemitteilung, veröffentlicht am 25. April, beschreibt Jackermeier zudem: „Wir sind weiterhin auf Wachstumskurs und wieder profitabel. Die vielen Einmaleffekte rund um die Chipkrise sind weitgehend Geschichte und wir arbeiten jetzt einen Maßnahmenkatalog ab, um uns organisatorisch deutlich zu stärken damit wir das Wachstum auch weiterhin stemmen können.“

Deshalb und weil der Endor AG ein Angebot des Investors Birkenstein Capital vorlag, als dessen Folge die Enteignung sämtlicher Aktionäre befürchtet wurde (Jackermeier habe unter anderem genau das verhindern wollen), geriet der aktuelle Vorstand in den vergangenen Tagen in die Kritik. Einen großen Teil der Gründe deckt zum Beispiel das folgende Video ab.

Hinzu kam, dass der seit November als CFO bei Fanatec tätige Matthias Kosch sowie ein Managing Partner von Birkenstein Capital, Tobias Hoffmann-Becking, bis Oktober vergangenen Jahres noch gemeinsam bei einem anderen Unternehmen tätig waren.

Daraus entstand die Vermutung, dass Kosch und Hoffmann-Becking gemeinsame Sache machen, sprich das angeschlagene Fanatec kleinreden wollten, damit Birkenstein Capital es günstig übernehmen, sanieren und später teurer wieder loswerden könne. Nachdem bei anderen Firmen im Rahmen eines StaRUG-Vorgangs eben so verfahren wurde, nährte das die Befürchtungen um die Motive von Kosch und Hoffmann-Becking.

Hinter den Kulissen scheinen Jackermeier und andere Kräfte also einen Machtkampf auszutragen, bei dem der Gründer und frühere CEO um die Existenz seines Unternehmens kämpft, während Andere am Erwirtschaften eines einmaligen Gewinns interessiert sind, der mit dem Verkauf von Simracing-Hardware wenig zu tun hat. Vieles davon wurde unter anderem in dem folgenden Thread auf X zusammengefasst.

Was sich nun aus den Verhandlungen mit Corsair ergibt, wird sich zeigen. In der Pressemitteilung von Endor heißt es jedenfalls: „Teil des Restrukturierungsplans ist ein teilweiser Verzicht der Banken und eine vollständige Kapitalherabsetzung, die zu einem entschädigungslosen Ausscheiden der derzeitigen Aktionäre aus dem Unternehmen und zu einem Delisting der Endor AG-Aktien vom Open Market führen würde.“

Ob nun Birkenstein Capital oder Corsair: Leer ausgehen könnte somit, wer auf dem Aktienmarkt auf Fanatec gesetzt hat – sowie alle, die leidenschaftlich gerne virtuellen Motorsport betreiben.

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Benjamin Schmädig Avatar
Benjamin Schmädig: Für ihn ist WipEout 2097 der Grund, aus dem es Videospiele gibt – aber auch Indiesachen, Shooter sowie fast alles, das mit Weltraum zu tun hat. Sucht gute Storys, knackige Herausforderungen und freut sich, wenn die grauen Zellen nicht unterfordert werden.
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