Faszination Call of Duty
Seit gefühlten Jahrzehnten die Nummer 1 im Multiplayer - warum ist das so?
Zu Call of Duty hat bekanntlich so ziemlich jeder eine Meinung. Und wenn es nach der Zahl der jährlich wiederkehrenden User geht, die sich mit jeder Version aufs Neue hunderte Stunden lang Feuergefechte mit online oder anderweitig vernetzten Konkurrenten liefern, ist die mehrheitlich auf der guten Seite des Spieler-Gefühlsspektrums zu verordnen. So oder so, was es macht, macht Call of Duty einfach ausgezeichnet und in formvollendet ausgereifter Fasson. Es ist eine Serie, auf die man sich in aller Regel verlassen kann - und das ist auch über Genre-Grenzen und persönliche Geschmäcker hinweg eine unbestreitbare Qualität, die lange nicht jede Spielereihe mitbringt.
Selbst Gamer, die im Allgemeinen nicht auf schnelle Action gebürstet sind, sehen nach einem kurzen Erstkontakt schon, was hier richtig läuft: Call of Duty weiß einfach, wohin es will und wie es dorthin kommt. Und es weiß, welche Kompromisse es nicht bereit ist, einzugehen. Wo viele andere Spiele, gerade im Action-Sektor, für optischen Pomp und schnelle, häufig aber zugleich kurze Wow-Effekte die Hardware bis an die Grenzen ausreizen und dabei ins Stottern bringen, steht bei Call of Duty das Spielerlebnis im Vordergrund. Die mittlerweile drei im Wechsel für Call of Duty verantwortlichen Studios stecken auch das letzte Bisschen Leistung noch in eine unbeirrbar schnelle Performance von 60 Bildern pro Sekunde.
Auch ein CoD soll natürlich gut aussehen - aber weder von Treyarch noch von Sledgehammer Games oder Infinity Ward wird man jemals Sätze der Marke, in "30 Bildern pro Sekunde sieht es filmischer aus" oder "30FPS reichen für die Sorte Spiel, die wir machen wollen" zu hören bekommen. Kaum eine Serie verpflichtet sich fester den stabilen 60 Bildern pro Sekunde als Call of Duty, weil die Entwickler verstehen, dass nur so dieser gewisse, den besten Spielen dieser Machart eigene irre Spielfluss aufkommt, in dem Gehirn und Finger im tödlichen Gleichschritt übers Schlachtfeld marschieren. Darin liegt eine ganz eigene Schönheit, eine technische Eleganz und Sauberkeit, die zu erkennen eine Wagenladung blendender, aber die Hardware auch bremsender Effekte nur hinderlich sind. Das übersetzt sich reibungslos auf ein Arcade-artiges, schnelles Spielgefühl mit einer ganz eigenen, instinktiven und universellen Ergonomie. Die ist sowohl problemlos für stundenlange tägliche Sessions geeignet, als für kurze Scharmützel, ohne sich groß in die Handhabung einzuarbeiten. Wie man hier aus vollem Sprint durch den Dreck schlittert, um die Ecken der aktuellen Map rennt oder das Sturmgewehr hochreißt, das dann satt klingt und mit beachtlicher Wirkung das Ziel zu Boden schickt, das ist seit Jahren unverwechselbar.
Dabei ist die Rolle der jährlichen Veröffentlichungen nicht zu unterschätzen: Auch und gerade dadurch, dass man sich alle zwölf Monate auf eine neue Version von Activisions Action-Blockbuster verlassen kann, kommt dieses vertraute Gefühl einer lieb gewonnenen Angewohnheit oder eines leidenschaftlich ausgeübten Sports auf. Call of Duty zu spielen, ist wie Lieblingsschuhe anziehen, aufs Fahrrad zu steigen oder sich für einen Freizeit-Kick auf den Fußballplatz zu stellen - ein unmittelbar vertrauter, fast selbsterklärender Akt, der mit hohem Tempo und schnellen Erfolgserlebnissen Dauerspielern wie Ab-und-zu-Zockern gleichermaßen entgegenkommt. Das ist ein Spagat der nur den wenigsten Spielen gelingt.
Und klar, der niemals enden wollende Sog nach Level-Aufstiegen, Perks und Waffenbauteilen, den dieses Spiel maßgeblich mit erfunden und etabliert hat, ist sehr hilfreich, Spieler in Scharen an sein zum Volkssport angewachsenes Spektakel zu binden. Die Systeme, nach denen das passiert, sehen in jedem Jahr ein bisschen anders aus und jeder hat so seine eigene Vorstellung davon, in welchem Teil es nun am besten gelöst war. Egal, welches auch der persönliche Favorit sein mag, die Anpassungen halten das Erlebnis Jahr um Jahr frisch und die Spieler im steten Wettbewerb miteinander. Entwicklereigene Modi, die man dann nur alle paar Jahre zu sehen bekommt, wie etwa der Zombie-Modus der Treyarch-Spiele, sind weitere Unterscheider, die jedem einzelnen Call of Duty trotz des hohen seriellen Wiedererkennungswerts und der unbestreitbaren Ähnlichkeiten eine eigene Note verleihen.
Es ist einfach nur beachtlich, wie viele Menschen sich hinter einem Spiel versammeln können, wenn dessen Basics und Regelwerk nur ausgereift genug, seine Identität dermaßen gefestigt und definiert und sich seine verlässliche Art - die Server Architektur gehört zu den besten der Welt, das Tempo, mit dem Activision auf Probleme reagiert, ebenfalls - seit Jahr und Tag bewiesen hat. Call of Duty liefert die Marke schneller, befriedigender Action, auf die sich alle einigen können.