Fat Princess
I like big butts and I can not lie...
„Aufgepasst Leute, ich erkläre die Taktik nur einmal!! Ihr vier hier drüben seid für die Rohstoffe zuständig! Schafft Holz und Steine bei, aber etwas Trillipampi, wenn ich bitten darf. Ihr anderen vier lenkt den Gegner ab. Macht einfach ein bisschen Rabatz. Währenddessen schleichen wir und meine Kollegen hier in die gegnerische Burg und schnappen uns die Prinzessin. Ihr anderen schiebt Wache. Was willst du? Der Gegner hat gerade selbst die Prinzessin befreit?! Das darf doch nicht wahr... Alle hinterheeeeeeer...!“
Damit sind die beiden elementaren Bestandteile von Fat Princess, dem lang erwarten PSN-Spiel der Titan Studios, bereits angerissen. Ohne die richtige Taktik seid ihr in Fat Princess schnell aufgeschmissen. Aber egal wie detailliert und cleverer eure Planung auch ist, irgendwann ist dann doch der Punkt erreicht, an dem das Ganze in eine fulminant chaotische Hauerei mit extra-großem Schadenfreude-Bonus ausartet.
Zu Beginn der Schlacht findet ihr euch in eurer geschützten Basis wieder. Dort sucht ihr euch schnell eine Kopfbedeckung, um einen von fünf Jobs anzunehmen. Kämpfer, Magier, Heiler, Jäger und Arbeiter stehen zur Auswahl. Während ersterer ordentlich austeilt und einsteckt, hat der Jäger beispielsweise praktische Distanzattacken und der Arbeiter kann Ressourcen zum Aufbessern der einzelnen Klassen sammeln. Jetzt gilt es, nach und nach Vorposten einzunehmen und euch zur Basis des Gegners vorzuarbeiten. Denn darin ist eure Prinzessin gefangen, die es zu befreien gilt.
Ob ihr das Tor beharkt oder euch mit Hilfe von improvisierten Belagerungsmaschinen Zutritt verschafft, ist euch überlassen. Seid ihr erst mal drinnen, heißt es, die Prinzessin zu schultern und wohlbehalten zurück zu eurer Basis zu bringen. Ist die Dame rank und schlank, ist das kein Problem, wurde sie dagegen vom Gegner gut gemästet, schafft ihr das kaum ohne Hilfe – Teamwork ist angesagt. Und während ein paar eurer Leute die Prinzessin dann nach Hause wuchten, muss der Rest die Verfolger abwehren.
Die Kämpfer bilden dann die vorderste Front, Jäger und Magier beharken den Gegner aus sicherer Entfernung und die Heiler flicken die angeschlagenen Recken wieder zusammen. Trotz superflüssiger Steuerung hat nämlich auch der fingerfertigste Angreifer keine Chance gegen eine gegnerische Übermacht und findet sich, ehe er sich versieht, am letzten Respawn-Punkt wieder. Ohne Teamwork seht ihr folglich im zentralen Mehrspieler-Modus von Fat Princess kein Land.
Selbiger bildet übrigens das Kernstück des Spiels. Abseits davon findet sich zudem ein Solo-Modus mit einer durchgehenden, sympathisch auf deutsch erzählten Handlung ein, aber die Missionen sind letzten Endes kaum mehr als die Vorbereitung auf den Mehrspielermodus. Mal gilt es, die Prinzessin zu befreien, mal wollen alle Vorposten erobert oder sämtlich Gegner besiegt werden. Während dieser Schlachten übernimmt die KI eure Kameradentruppe aus 15 Figuren. Theoretisch könnt ihr euch im Einspielermodus dann auch mal entspannt zurücklehnen, meist schaukeln eure KI-Kumpels die Sache im Alleingang schon ganz souverän.
Anders sieht's natürlich im Mehrspielermodus aus, bei dem es besser ist, sich per Headset zu verständigen und mit der Zeit so manche komplexere Karte kennen zu lernen. Denn gerade wenn ein Level durch sinkende und steigende Lava immer wieder sein Layout ändert, hat ein Spieler mit Ortskenntnissen klare Vorteile. Und dann zeigt das auf den ersten Blick oft hektische Gekloppe auch seine Tiefe. Die Klassen sind toll ausbalanciert, die Karten clever entworfen und verschiedenste Taktiken – Überraschungsangriffe, Ablenkungsmanöver oder der wilde Sturm auf die gegnerische Festung - können zum Sieg führen.
Kurzum: Fat Princess ist ein Spiel, dem man regelrecht ansieht, dass das Grundkonzept von ein paar ordentlich betüdelten Designer in einer feuchtfröhlich-durchzechten Nacht ausgeknobelt wurde. Eine dicke Portion klassischer Brawler, ein winziger Hauch von RPG, eine Prise Taktik und klassische „Capture the Flag“-Elemente werden mit einer satten Portion Humor zu einem ebenso spaßigen wie originellen Multiplayerspiel zusammengerührt, bei dem wahrlich kein Auge trocken bleibt. Die kleinen roten und blauen Männchen mit den grimmigen Gesichtern wetzen durch die kunterbunten Zeichentrick-Szenarien, schlagen sich in albern-blutiger Monty Python-Manier die Köpfe ein, krakelen mit schrillen Schlumpfstimmen herum und heben an der gemästeten Prinzessin fast einen Bruch – wer da nicht grinsen muss, der geht auch sonst zum Lachen in den Keller.
Natürlich solltet ihr schon etwas für zünftige Online-Spiele, bei denen es nicht nur auf flinke Finger, sondern auch auf Kommunikation und Teamwork ankommt, übrig haben. Für notorische Einzelgänger eignet sich Fat Princess trotz liebevollem Comiclook und viel Humor nur sehr bedingt. Aber wenn ihr erst einmal als eingespieltes Team unterwegs seid, dann vergeht die Zeit tatsächlich wie im Flug und bevor ihr euch verseht, graut der Morgen. Die oft lange hin- und herwogenden Schlachten um die adipösen Königstöchter werden euch und eure Mitspieler in der Tat lange Zeit wach halten.
Fat Princess ist ab sofort für 14,99 im PlayStation Network erhältlich.