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F.E.A.R.

Blutige Überraschung

Zu F.E.A.R. habe ich eine ganz besondere Bindung. Dank der Konvertierungswut von Vivendi, durfte ich mir gleich alle drei Versionen samt Erweiterungspack zu Gemüte führen. Nach einem Einstieg rund um das Thema Angst, einem Einwurf zu bösen kleinen Mädchen und einer kleinen Abhandlung zum Entwickler Monolith, gehen mir nun aber langsam die Ideen aus. Was kann man noch zu einem Titel sagen, der seit seinem Debüt auf dem PC 2005 nahezu inhaltsgleich auf allen Next Generation-Konsolen veröffentlicht wurde? Für die Xbox 360-Fassung gab es nur ein paar kosmetische Änderungen wie zum Beispiel einen Instant-Action-Modus und eine Bonus-Waffe. Auf der Playstation 3 wurde lediglich der zusätzliche Spielprügel ausgetauscht. Sonst herrscht gähnende Konvertierungs-Langweile. Doch Vivendi besitzt noch ein Ass in der Hinterhand, das jeden Shooter-Fan strahlen lässt: Blut!

Bevor ein Aufschrei durch die besorgte Leserschaft geht: Nein, wir sind nicht blutrünstig geworden und ja, wir wissen welche Probleme es in Deutschland gibt. Trotzdem muss ich schändlicherweise gestehen, dass es bei einem Shooter ganz hilfreich sein kann, wenn Blut spritzt. Das so genannte Trefferfeedback ist gerade unter ambitionierten Hobby-Shootern von entscheidender Bedeutung. Besonders bei einem Titel wie F.E.A.R., der sehr viel Wert auf spannende und fordernde Feuergefechte legt, ist es kein unbedeutender Faktor. Zu sehen, ob die Kugel auch wirklich ankommt, kann den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen. Bei der Fassung für Microsofts Konsole fielen die Körpersäfte komplett weg. Stattdessen gab es nur ein leichtes Ragdoll-Zucken, das gerade bei weit entfernten Gegnern schwierig zu erkennen war. Nun präsentiert uns Vivendi einen schicken Blutschwall, der sich selbst in dunklen Abschnitten die Reaktion erleichtert.

Überraschend unverbrauchtes Gameplay

Sie will doch nur spielen!.

Aber keine Sorge, es gibt weder abgetrennte Gliedmaßen noch sonstige Unappetittlichkeiten. F.E.A.R. bleibt ein Horror-Shooter, bei dem der Spieler viele Shockmomente überleben muss, mutiert aber nie zu einem Gore-Spektakel. Auch auf der Playstation 3 lebt der Titel mehr von Andeutungen, dunklen Ahnungen und diffusen Erscheinungen. Der Spieler selbst als psychisch begabter Super-Polizist, der dank gesteigerter Reflexe die Umgebung verlangsamen kann, ist zwar genau wie die Klon-Soldaten keine Ausgeburt an Persönlichkeit, doch die Gegenspieler - allen voran der irre Killer Fetel - bringen genug schauriges Charisma mit. Wer zu faul ist, unseren Test der Xbox 360-Fassung zu lesen, bekommt eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Gameplay-Elemente.

Wie eben erwähnt spielt man einen Super-Polizisten, der zusammen mit der namensgebenden Spezialeinheit F.E.A.R. immer dann gerufen wird, wenn die normale Polizei nicht weiter weiß. Beim aktuellen Fall missbrauchte ein ehemaliges Militärmitglied seine geistigen Fähigkeiten und bringt eine Klon-Armee in seine Gewalt. Klar: Ihr müsst ihn aufhalten. Und wie immer hockt die Regierung selbst tief in der Scheiße. Die Story wird dabei durch gruselige Zwischensequenzen und In-Game-Erlebnisse vorangetrieben, die auf eine große Verschwörung hindeuten. Ihr bekommt vor der Mission einen Auftrag und müsst Euch dann durch intelligente Gegner-Horden und einfache Schalter-Rätsel schlagen. Eigentlich ein ausgelutschter Ansatz, doch Monolith ist es gelungen, durch die einfache Mischung aus perfekt abgestimmten Waffen, fordernden Kontrahenten, taktischer Zeitlupe und einem gewaltigen Effektfeuerwerk einprägsame Schusswechsel zu produzieren. Selbst am Ende der rund 10 Stunden andauernden Story sitzt man noch gebannt vor der Konsole und fiebert bei jedem Feuergefecht mit. Außerdem sorgen die Schock-Momente für eine gelungene Horror-Atmosphäre, die sich vom üblichen Shooter-Allerlei deutlich absetzt.

Böse, hinterhältig und gemein – diese Gegner sind auch auf der Playstation 3 harte Brocken.

Das Gameplay ist also auch nach zwei Jahren voll konkurrenzfähig. Ganz anders sieht es da bei der Grafik aus. Schon 2005 enttäuschten einige Abschnitte mit langweiligen Texturen und ausgiebigen Wiederholungen. Doch die zerlegbare Umgebung und eine aufwändige Ausleuchtung hievten den Titel trotzdem in die grafische Oberklasse. Nun, zwei Jahre später und ohne irgendwelche maßgeblichen Verbesserungen, sieht der Titel in vielen Abschnitten wirklich alt aus. Einige Texturen sind - genau wie auf der Xbox 360 - sogar schlechter als das PC-Vorbild. Da hilft auch keine einigermaßen konstante Framerate. Andere Hersteller haben ihren Umsetzungs-Job deutlich besser gemacht. Immerhin überlebte die düstere Sound-Untermalung samt ihrer perfekten Aussteuerung. So können sich alle Surround-Besitzer auf eine deutlich dichtere Atmosphäre freuen und das Action-Spektakel unbeeinträchtigt auf sich wirken lassen.

Wieder so ein PS3-Test, der mir Schmerzen bereitet. Für sich betrachtet ist F.E.A.R. ein fantastischer Shooter mit einer abnehmbaren Grafik und einer vernünftigen Spieldauer. Im Vergleich zu PC und Xbox 360 hat sich rein gar nichts getan, weshalb Spieler mit einer solchen Version die Finger davon lassen sollten. Zumindest die Integration der PC-Erweiterung wäre nach solch einer langen Zeit Pflicht gewesen. Trotzdem bleibt mir nichts anderes übrig, als eine langweilige 8 für all die Next Generation-Einsteiger da draußen zu zücken. Mangels wirklich bahnbrechender Alternativen also ein Pflichtkauf für die Playstation 3. Nur der Vollpreis für solch eine alte Kamelle ist wirklich dreist.

F.E.A.R. erscheint am 27. April für die Playstation 3.

8 / 10

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