Fehlermeldung: Ihr hättet den Surgeon Simulator 2013 für 3,39 im Steam Sale eigentlich kaufen müssen!
"Es hat noch nie jemand überlebt, dem wir eine Leber entnommen haben!"
Ich weiß! Dieser Tage ist es schon schwierig genug, seinen Haushalt am Laufen zu halten, ohne dass einem der Newell mit seinem Steam Sale von hinten die Kreditkarte aus der Tasche fummelt. Aber Surgeon Simulator ist eines dieser Spiele, bei dem ich keine Ahnung habe, warum ich es mir nicht schon früher geholt habe. Der gestrige Abend war mit Abstand einer der lustigsten, die ich seit einer ganzen Weile hatte - und das, ohne ein Gramm Spaß im traditionellen Sinne gehabt zu haben.
Um vielleicht zunächst mal das grundlegendste potenzielle Missverständnis mit dem Titel aus dem Weg zu räumen: Das Wörtchen "Simulator" im Namen interpretiert der in nur 48 Tagen entwickelte Titel von Bossa Studios zugleich extrem lose und doch sehr genau. Sehr genau, weil ihr jeden Finger einzeln bewegen müsst und lose, weil ihr hier nicht vor trockener Kulisse einen bierernsten, Leben rettenden Halbgott in weiß spielt. Nein, ihr verkörpert eine Mischung aus den Organspende-Helfern aus Monty Pythons "Sinn des Lebens" und dem dänischen Koch der Muppet Show.
Mir fällt keine treffendere Analogie ein und ich glaube auch nicht, dass es eine gibt. So unkontrolliert-brachial wie gut gelaunt überlegt ihr kurz, ob ihr den Brustkorb des comichaft überzeichneten Patienten traditionell mit der Kreissäge öffnen sollt. Dann entscheidet euch doch dazu, ihn mit dem hygienisch vollkommen korrekt daneben platzierten Kaffeebecher einzuschlagen, wie altes Porzellan, nur weil das Steinzeug der einfacher zu greifen war. Dann heißt es, 'alles raus, was keine Miete zahlt!', bis ihr zum zu transplantierenden Herz vorgedrungen seid. Durchtrennt die Blutgefäße - Abklemmen ist was für Leute, die Trapper John M.D. gucken - werft die neue Pumpe rein, basta! Sieht gut aus, ich denke, er kommt durch!
Dabei muss man durchaus zugeben, dass es wohl eines der Spiele ist, die beim Zuschauen mehr Spaß bereiten, als beim eigentlichen Daddeln. Was anderes als volle Absicht kann das aber nicht sein, wenn man wie im ebenso legendär wie absichtlich unspielbaren QWOP jeden Finger der linken Hand mit AWER und der Leertaste (für den Daumen) einzeln greifen lässt, während man den Arm selbst mit der anderen, also der Maushand, steuert. Es ist unintuitiv per Design und das Resultat ist, dass man sich beim Gemetzel auf dem OP-Tisch vorkommt, wie eine Marionette, bei der die Schnüre irgendwie verheddert sind. Was das im Zusammenspiel mit der wunderbar purzeligen Physik ergibt, ist Butterfinger-Slapstick ersten Grades, bei der man beinahe Leslie Nielsen durch den OP stolpern hören kann. Das alles wird nur noch ins Extrem getrieben, wenn man mal wieder aus Versehen in einer der aufgezogenen Spritzen gefasst hat und der Rausch einer nicht näher spezifizierten Substanz einsetzt.
Ironischerweise habe ich derart halluzinogengeladen mein bisher bestes OP-Ergebnis erzielt. Für ein A ++ hat es nicht gereicht - daran hat sich dann im Anschluss direkt mein bis dahin so cleverer und hämischer Zaungast gewagt. Flüche, Blutfontänen und groteske Altmetallsammlungen in neu geschaffenen zentralen Körperhöhlen waren die Folge. Ein großer (Lach-)Krampf für alle Beteiligten (minus dem armen Teufel, der nach viereinhalb Minuten und fünf verlorenen Litern Lebenssaft sein vorzeitiges Ende auf dem Tisch fand). Ich mir irgendwie nicht vorstellen, jemals so weit zu kommen, dass ich mich an die späteren OPs in einem fahrenden Krankenwagen wage - dann wiederum, auch diese Leben beenden sich nicht von selbst ...
Mein Vorschlag ist also, ihr kauft es entweder direkt - die vollen 6 Euro sind auch nicht die Welt - oder setzt es auf die Wunschliste, damit Steam euch beim nächsten Sonderangebot darauf aufmerksam machen kann. Wo sonst kann man derart sorglos einen Dr. Frankenstein mit zwei linken Händen spielen, die weniger brauchbar sind als Füße? Richtig. Also, tut euch den Gefallen!