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ParaWorld

Das Dino-Kombinat

Perfekt verwaltet

Meine Einheiten finde ich alle auf Anhieb im ausklappbaren "Army-Controller" am linken Bildschirmrand - egal wo sie sich gerade auf der Karte herumtreiben. Fein säuberlich aufgelistet, nach Leveln sortiert. Ein Doppelklick genügt und ich bin vor Ort, um beispielsweise einem dösenden Arbeiter mit einer neuen Aufgabe auf die Sprünge zu helfen. Außerdem erkenne ich auch im wildesten Schlachtengetümmel, wer sich gerade zu nahe an der Schwelle zwischen Leben und Tod befindet. Ich wähle den Verletzten einfach an und schicke ihn mit einem Rechtsklick zur Heilung in den Tempel zurück.

Was am Army Controller ebenfalls deutlich wird: "Rusher" haben in "Paraworld" keine Chance - mit einem Massenaufgebot an Streitkräften ist keine der Missionen zu gewinnen. Die Zahl der Einheiten, die ich gleichzeitig in die Schlacht schicken kann, ist sehr begrenzt. Da heißt es ordentlich mit den Kräften haushalten und sich genau überlegen, welche Spezialisten mit der bevorstehenden Herausforderung am besten klar kommen werden.

Mehrstufige Zermürbungstaktik

Mit einem Trick lockt man Fleisch fressende Echsen in die gegnerische Festung und lässt von ihnen den Weg frei räumen.

In den meisten Fällen funktioniert es hervorragend, wenn ich mich außer Sichtweite so nah wie möglich am Stützpunkt des Gegners verschanze und in aller Ruhe ein bunt gemischtes Häufchen aus Bogenschützen, Pikenieren, Ankylo-Katapulten und bemannten Stego-Transportern zusammenstelle. Sobald meine Truppe ihre volle Stärke erreicht hat, greife ich in mehreren Wellen an. Dazwischen ziehe ich meine Kämpfer immer wieder zur Erholung zurück oder produziere Nachschub für Gefallene. Normalerweise nehmen meine Mannen von selbst die optimale Schlachtordnung ein: die Kräftigsten nach vorne, dann die Katapulte und ganz hinten die schwachen Bogenschützen samt Helden und Schamanen. Lediglich die Protagonisten Cole, Bela, Stina & Co. tanzen manchmal aus der Reihe, sind kurz vor dem Abnippeln, wollen sich aber partout nicht aus der Schlacht abziehen lassen. Der gestresste Tester wird hektisch und beginnt zu fluchen...

Feinde niederzuzwingen ist ein Kräfte zehrendes und zeitaufwändiges Geschäft in "Paraworld". An manchen Missionen sitze ich mehrere Stunden - nicht nur wegen der harten Kämpfe, sondern auch weil die Handlung immer wieder neue überraschende Wendungen nimmt. Damit steht eins schon mal vor dem offiziellen Release am 15. September fest: Man bekommt in "Paraworld" verdammt viel Spiel fürs Geld. Sechzehn epische Einzelspielermissionen plus Tutorial und ein vielseitiger Mehrspielermodus, der sogar für e-Sports-Ligen taugt, sollten genug Spaß für Monate bieten.

Konkurrenz für die Genre-Referenzen

Die Stegosaurier verarbeiten das gegnerische Tor zu Kleinholz, während der Druide im Hintergrund verletzte Einheiten sofort heilt.

In Sachen Missionsdesign kann sich "Paraworld" mit den Größten des Echtzeitstrategie-Genres messen. Auch wenn das Grundschema dem alten Muster "Basisaufbau, Kartenerkundung und Angriff" folgt und das Einheiten-Balancing auch nur auf dem vielfach bewährten "Stein-Schere-Papier"-Prinzip basiert, gewinnt SEK diesen Elementen wieder neue Facetten ab. Bis Mission 10 bleibt der Spannungsbogen ungebrochen. Auch wenn es oft scheint, als habe der Gegner eine unbezwingbare Übermacht, sind doch alle Hürden irgendwie zu schaffen.

Mission 11 schickt die Helden dann in die Arena, wo sie sich in vielen Runden gegen ein zahlenmäßig kontinuierlich wachsendes Gewimmel an immer stärkeren Gegnern behaupten müssen. Ab hier wird "Paraworld" höllisch schwer, und was als Spiel gedacht ist, artet bis zum Finale in Schweiß treibende Arbeit aus. Bezeichnenderweise bildet ein Vulkan mit mächtigen Strömen glühender Lava den Schauplatz des großen Showdowns. Vielleicht sollte SEK hier noch einmal in sich gehen und den Schwierigkeitsgrad der letzten Missionen etwas herunterschrauben, damit auch weniger hartnäckige Spieler nicht vor der Endsequenz das Handtuch werfen.

"Paraworld" ist eines der großartigsten Stücke Software "Made in Germany", das ich jemals gesehen habe - echte Konkurrenz für Genre-Platzhirsche wie "Age of Empires 3" und "Warcraft 3". Die Einzelspieler-Kampagne ist spannend bis zum Ende und voller abwechslungsreicher Herausforderungen. Lediglich im letzten Drittel hat SEK beim Schwierigkeitsgrad eine Spur zu dick aufgetragen. Das enorme Potenzial der Mehrspieler-Varianten lässt sich gegenwärtig noch gar nicht richtig abschätzen. Ich wünsche dem Spiel jedenfalls einen Siegeszug durch alle e-Sports-Ligen!

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