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Field of Glory 2: Medieval ist ein Fest für Tabletop-Strategen

Aber auch nur für die.

Field of Glory 2: Medieval ist was für die Harten unter euch! Für die, bei denen es nicht zwingend ein besonders schmuckes Drumherum sein muss. Denn rein technisch betrachtet hätte das Spiel gut und gerne vor zehn oder mehr Jahren erscheinen können. Aber wie heißt es so schön? Die inneren Werte zählen und das gilt für manche Menschen ebenso wie für Videospiele, die technisch keine Bäume ausreißen, aber spielerisch überzeugend sind.

Inhalt:

Womit ich nicht sagen möchte, dass Field of Glory 2: Medieval jedermanns Sache wäre. Das ist es nicht. Es ist für die gedacht, die Spaß an Tabletop-artigen Spielen haben und nicht den größten Wert auf die Technik legen. Musik? Gibt's nicht. Grafik? Ist vorhanden. Das Interface ist weitestgehend simpel gehalten. Aber darauf kommt's nicht an, es geht allein darum, die Einheiten übers Schlachtfeld zu schieben und die richtigen taktischen Entscheidungen zu treffen, um am Ende als Sieger dazustehen.

Historische Genauigkeit im Mittelalter

Schlachten des Hochmittelalters stehen dabei im Fokus des Geschehens, die, so sagen es die Entwickler, "historisch genau recherchiert" wurden. Falls euch diese also was sagen: mit dabei sind unter anderem die Schlacht bei Hastings (1066), die Schlacht an der Kalka (1223) sowie die Schlacht auf dem Peipussee (1242). Das sind drei Namen, die euch einen kleinen Eindruck davon vermitteln, womit ihr es hier zu tun habt.

Außerhalb der Kampagnen könnt ihr in den Szenarien zudem eure bevorzugte Seite wählen, in den Kampagnen nehmt ihr eure Armee von einem Kampf zum nächsten mit. Die jeweiligen Gefechte laufen rundenbasiert ab und hier ihr euch hangelt euch von Kampf zu Kampf, es gibt keine Übersichtskarte à la Total War oder so. Es kommt zu kleineren Scharmützeln, die nicht viel Zeit in Anspruch nehmen, auf der anderen Seite stehen ausufernde Schlachten, die sich über die ein oder andere Stunde ziehen.

Auf in den Kampf.

Währenddessen müsst ihr euch zum einen mit den Regeln des Kampfes zurechtfinden. Bevor ihr zuschlagt, ist es zum Beispiel nötig, dass die jeweilige Einheit in die richtige Richtung guckt. Tut sie nicht? Dann dreht euch. Und schwupps sind eure Aktionspunkte für die Runde verbraucht. Solche taktisch bezogenen Dinge gilt es bei jedem Zug zu berücksichtigen. Das ist nichts, was ihr in "normalen" Strategiespielen habt, da dreht sich jeder eigenständig in die jeweilige Richtung, wenn es erforderlich ist. Woanders tauchen auf einmal Truppen auf, die sich in einem Wald versteckten, das Terrain nimmt ein wenig Einfluss auf das Geschehen. Die Moral spielt ebenso eine Rolle dabei, ob eure Truppen im Kampf bleiben oder lieber die Beine in die Hand nehmen. Davon abgesehen bildet natürlich das Stein-Schere-Papier-Prinzip ein wichtiges Rückgrat des Kampfes. Berittene Einheiten durchbrechen feindliche Linien, während Lanzenträger besagte Reiter von ihren Pferden holen. Und so weiter, ihr kennt das.

Und das Moralsystem ist komplexer, als ihr vielleicht denkt. Es wirkt sich nicht allein auf den betroffenen Trupp aus. Im Gegenteil: Zu sehen, wie verbündete Einheiten den Rückzug antreten, löst unter Umständen eine Kettenreaktion aus, was in der Nähe befindliche Verbündete ebenso dazu veranlasst, den Rückwärtsgang einzulegen. Es nicht dazu kommen zu lassen, ist ein wichtiger Aspekt des spielerischen Ablaufs. Findet die Schwachstellen eures Gegenübers und nutzt sie aus. Am Ende ist es immer besser, wenn euer Feind den Rückzug antritt und nicht ihr.

Freiheiten und die inneren Werte von Field of Glory 2: Medieval

Das Schlachtfeld lesen und verstehen, das ist hier die Devise. Achtet aber darauf, dass eure Einheiten nicht so in Ekstase sind, dass sie flüchtende Gegner bis zum Rand des Schlachtfeldes und darüber hinaus verfolgen, sonst nützen sie euch im Kampfgetümmel nicht mehr viel. Ab und an mangelt es den Schlachten zudem an Dynamik, zum Teil aufgrund fehlender Optionen. Wenn sich Truppen einmal zurückziehen, kehren sie in den wenigsten Fällen zurück, wenn sie ihre Nerven wieder im Griff haben. Euer Gegner lässt sich auch nicht locken, selbst wenn ihr es offensichtlich versucht.

Stellt euch eigene Schlachten zusammen.

Trotz aller historischer Genauigkeiten lässt euch das Spiel ein wenig Freiheit, was individuelle Schlachten anbelangt. So ist es möglich, die Mongolen gegen Engländer oder die Schweden gegen die Franzosen kämpfen zu lassen, wenn ihr das möchtet. Das Ganze ist dann noch weiter anpassbar, von der Map-Größe über die Art der Schlacht bis hin zur Armeegröße und dem Terrain (Steppe, verschneit, und so weiter). Multiplayer gibt's indes allein in Form einer asynchronen Variante und es ist nichts, was ihr an einem Abend löst.

Die inneren Werte des Spiels sind es zugleich, die dafür sorgen, dass sich ein Sieg über den Gegner unabhängig von allem anderen immer befriedigend anfühlt. Gelingt es euch schnell, die Schwachstelle der feindlichen Armee zu finden und auszunutzen, sorgt das gleichermaßen für Glücksgefühle wie eine lange Hängepartie, deren Schicksal sich erst nach längerer Zeit zu euren Gunsten wendet. Ja, Field of Glory 2: Medieval ist mit Sicherheit nichts für alle, aber wenn ihr euch darauf einlasst und Freude an solchen Titeln findet, dann schaut euch das doch mal näher an - auf Steam werdet ihr fündig.

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