FIFA 10
Es geht noch besser
Wer den Spielstil seiner Mannschaft gerne individualisiert, wird sich über die „Set pieces“ freuen. Mit diesen kann man für Freistöße und Eckbälle eigene Spielzüge einstudieren und abspeichern – je Profil bis zu 32 Stück. Im Trainingsbereich wählt man dafür schlicht die Option „create set piece“, wodurch das Spiel eine entsprechende Situation vorgibt. Hier ist es nun möglich, einzelne Spieler auszuwählen, sie zu bewegen und ihre Laufwege aufzuzeichnen. Für die bessere Planung hilft ein sofortiges Playback, das die Auswirkungen so darstellt wie ihr es zuvor vorgesehen habt.
Die Gestaltung eigener Varianten ist zweifellos ein nettes Gimmick, da man auch in der Realität immer wieder ein paar unkonventionelle Versuche zu Gesicht bekommt. Gleichzeitig ist es spielerisch sinnvoll und fördert gewissermaßen die Kreativität der Spieler. Durch die eigene Planung kann man möglicherweise den Gegner entscheidend ausspielen und durch das Überraschungsmoment wichtige Tore erzielen. Ein Abruf der jeweiligen Vorgaben ist später direkt im Spiel möglich, darüber hinaus kann man jedwede Taktik später erneut laden, anpassen und wieder abspeichern, bis man dann irgendwann zufrieden damit ist. Wer wirklich auf Perfektionismus Wert legt, wird damit wohl eine Menge Zeit verbringen.
Viel Liebe hat EA Sports in den Manager-Modus gesteckt. Rund 50 Verbesserungen sollen für mehr Authentizität und Realismus sorgen. Speziell die Simulation von Partien soll glaubwürdiger ausfallen. Zugleich verspricht man eine bessere Spielerentwicklung mitsamt angepasster Transferpolitik. Ein Spieler wird nicht mehr länger nur die Kohle im Auge haben, sondern betrachtet ebenso das interessierte Team. Selbst wenn also zum Beispiel Kaiserslautern genügend Geld haben würde, wäre ein Christiano Ronaldo wohl kaum für einen Wechsel in die 2. Liga zu begeistern.
Alleine die Next-Gen-Versionen stecken also schon voller Änderungen. Wie anfangs bereits geschrieben, handelt es sich verstärkt um Details als um wirklich viele neue Features. Ende Juni zeigte Electronic Arts in München aber auch noch die PC- und Wii-Varianten.
Auch auf dem PC fährt FIFA 10 umfangreiche Anpassungen auf. Das Ziel besteht hier insbesondere in der Verbesserung des Gameplays und der Optik. Neu hinzugekommen sind etwa die „Team Styles“. Jede Mannschaft verfügt über eine einzigartige Spielweise, etwa Flügel- oder Konterspiel. Ersteres ist zum Beispiel beim FC Bayern München der Fall, während Hoffenheim vornehmlich mit letzterer Taktik agiert. Anhand von 14 Optionen kann man den Spielstil auch den eigenen Wünschen entsprechend anpassen, zudem informiert ein Scout vor jeder Partie über das bevorzugte Vorgehen des Gegners und ihren wichtigsten Spieler. Die eigene Taktik lässt sich dadurch optimal ausrichten, etwa indem man eben jenen zentralen Kicker eine besondere Bewachung zuteilt.
Was das Gameplay betrifft, verspricht man ein verbessertes Kollisionssystem, neue Zweikämpfe in der Luft, eine Ausweichmechanik bei Grätschen sowie eine direktere Kontrolle. Mit dem neuen Schusssystem gestalten sich schwächere Schüsse merklich präziser, härtere Torversuche gehen gerne mal daneben und sind weitaus schwieriger zu kontrollieren. Das alles funktioniert auch wunderbar, in punkto Spieltempo bewegt sich FIFA 10 auf dem PC aber weiterhin hinter den Konsolenversionen. Optisch bietet man eine neue Beleuchtung, einen kleineren Ball und eine realistische Umsetzung der Zuschauerzahlen. Wenn im Manager-Modus lediglich 200 Personen angegeben werden, zeigt das Spiel auch nur diese Menge auf den Rängen.
Auf Nintendos Wii widmet sich EA Sports mehr einem actionorientierten Gameplay, das in Richtung Arcade geht. Welche Spielmodi genau enthalten sein werden, will man aber erst später verraten. Klar ist nur, dass sie den sozialen Aspekt unterstützen sollen. Mit dem „auf die Wii ausgerichteten Design“ und einer „sofortig zufriedenstellenden, aber schwierig zu meisternden“ Steuerung will man die Spieler vor den Bildschirm locken und ihnen viele „WOW-Momente“ bescheren. Außerdem sind 2vs2-Online-Partien möglich.
Manch kleiner Kritikpunkt springt einem erst ins Auge, wenn man FIFA wochen- oder monatelang regelmäßig zockt. Zum Beispiel die angesprochenen Durchbrüche mit Pässen in den freien Raum oder das häufige Abseits. Nichts exorbitant Schlimmes, aber dennoch erwähnenswert. Und umso besser, dass sich die Macher dieser Dinge annehmen. Ob es auch funktioniert, wird aber vermutlich erst wieder das Spielen über längere Zeit hinweg zeigen. Mit dem 360-Grad-Dribbling und den individuellen Freistoß- und Eckball-Taktiken bringt man aber ebenso echte Neuerungen ins Spiel, die sich gut anfühlen und mit den weiter verfeinerten Animationen und Bewegungsabläufen die Dynamik und die Unberechenbarkeit in FIFA auf die nächste Ebene befördern. FIFA 10 wird nochmal realistischer und könnte trotz, oder besser gesagt wegen dieser Detailänderungen zum bislang besten FIFA avancieren. Ein würdiger Nachfolger steht in den Startlöchern.
FIFA 10 erscheint voraussichtlich am 1. Oktober für PC, Xbox 360, Nintendo DS, Wii, PlayStation 3, PlayStation 2 und PlayStation Portable.