FIFA 11
Karriere und Persönlichkeit
Zu diesem Zweck brachte man der KI bestimmte Spielzüge oder auch Bewegungen bei, die man bislang kaum gesehen hat, dazu zählen etwa 360-Grad-Spins im Angriff oder andere Tricks. Auch soll das Verhalten insgesamt organischer wirken, der Computer denkt darüber nach, was als nächstes passieren könnte und geht dementsprechend vor, sucht öfter mal eins-gegen-eins-Situationen oder den direkten Abschluss, wenn ihr ihm vor eurem Tor zu viel Platz lasst. In der Verteidigung passt sich die KI mit der Zeit euren bevorzugten Spielzügen an und wird entsprechend reagieren. David Rutter vergleicht es in etwa mit einer Partie Schach, nur eben ohne die zum Teil langen Wartezeiten.
Die Spieler selbst sollen dabei über weitaus mehr Persönlichkeit verfügen, was man als „Einsatzfreude“ für jeden einzelnen von ihnen bezeichnet. Ein Beispiel wäre etwas Cristiano Ronaldo, der gerne vorne mitspielt, sofern er nicht gerade mal wieder auf dem Boden liegt und verzweifelt zum Schiri schaut, weswegen seine Einsatzfreude in der Offensive höher ist als in der Verteidigung. Dementsprechend kommt er nicht so schnell zurück, wenn der Gegner in den Angriff übergeht.
Manche Akteure agieren also wie Ronaldo hauptsächlich aktiv im Angriff und arbeiten dort verstärkt mit, andere wiederum sind ständig auf Achse und helfen auch in der Verteidigung mit aus. Ähnliches gilt natürlich für die Torhüter, deren reale Persönlichkeit den virtuellen Spielstil und seine Fähigkeiten im Strafraum beeinflussen sollen. Mit genügend Sprungkraft wird ein Keeper etwa auch noch kritische Bälle erreichen, die Reflexe bestimmen unterdessen die Reaktionszeit.
Deutlich bemerkbar machte sich auf dem Platz unterdessen das verstärkte und verbesserte Abschirmen des Balls durch die Spieler, egal ob sie nun schon das Spielgerät am eigenen Fuß haben oder einen Raum vor sich abdecken. Wenn genügend Zeit vorhanden ist, bewegt sich der Kicker beispielsweise nach vorne, um eben jene Position, zu der der Ball kommen wird, vor heranstürmenden Kontrahenten abzusichern und das Leder selbst zu bekommen. Überhaupt soll die Abwehr in FIFA 11 besser als Einheit zusammenspielen. Speziell die Außenverteidiger werden nach Angaben der Macher eher nach vorne gehen, um Stürmer effektiver ins Abseits laufen zu lassen als im letztjährigen Teil.
Gleichzeitig verbesserte man das Abschneiden der Stürmer in den Zweikämpfen, da sich hier die Abwehrspieler im Vorgänger zumeist erfolgreich durchsetzen. Noch intensiver wird das alles dadurch, dass die Spieler sich nun auch leicht stoßen. Sprintet ihr heran und trefft von hinten auf einen anderen Akteur, landet dieser mitunter am Boden, was auch nicht immer gleich in einem Freistoß resultiert. Die Berechnungen dafür umfassen die vollen 360 Grad, damit es auch möglichst genau funktioniert und der Betroffene exakt in die Richtung taumelt, in die der Schubser läuft.
Im Zusammenspiel mit dem ebenfalls überarbeiten Passsystem stellt euch FIFA 11 dadurch erneut vor eine neue Herausforderung, denn mit den „Ping Pong“-Pässen ist nun Feierabend. Während man sich in FIFA 10 teilweise noch mit Direktpässen bis zum oder in den gegnerischen Strafraum dribbeln konnte, sorgt eben auch das Abschirmen der Spieler abseits des Balls hier für mehr Dynamik und fordert von euch eine genauere Planung des nächsten Vorgehens. Es ist längst nicht mehr so „einfach“, den Ball gezielt zum eigenen Mann zu bringen, speziell für Kicker mit niedrigeren Fähigkeiten als Messi und Co.
Auch die Tatsache, wie lange man den für einen Pass zuständigen Button betätigt, wird nun wesentlich genauer beachtet. Das System dahinter nennt sich "Pro Passing" und bezieht neben der Stärke des virtuellen Spielers zusätzlich Spielsituation und Druck des Gegners mit ein. Alles in allem fühlt sich das Spielgeschehen dadurch nochmal etwas dynamischer und unberechenbarer an, als es in FIFA 10 der Fall war.
Ebenso toll: Wiederholungen lassen sich in FIFA 11 nun endlich auch erstmal lokal abspeichern – selbst aus Online-Spielen. Besonders praktisch in Situationen, in denen man gerade einen genialen Spielzug vollführt oder ein spektakuläres Tor erzielt hatte, dann aber dummerweise nicht auf die Server zugreifen konnte oder gerade nicht mit dem Internet verbunden war. Und überhaupt unterbricht man somit nicht den Spielfluss und hat die Möglichkeit, sich später in Ruhe darum zu kümmern.
EA Sports arbeitet also auch weiterhin an der Verbesserung des grundsoliden FIFA-Basispakets. Allen voran der Ersatz des Karriere-Modus mit allerlei Änderungen dürfte sicher viele Spieler glücklich machen, sofern man denn dadurch wirklich einige Schwierigkeiten beseitigen kann, etwa mit der zuweilen unglücklichen Ansetzung der Partien. Ansonsten spielt sich auch FIFA 11 wieder anders, dynamischer, unberechenbarer und besser. Die derzeit zu 70 bis 75 Prozent fertige Fassung hat zwar noch einige Bugs – laut Producer David Rutter sogar eine ganze Menge –, aber das Ganze sieht schon jetzt äußerst viel versprechend aus und setzt den vor einigen Jahren eingeschlagenen Weg konsequent fort. Weitere neue Features will man übrigens in nächster Zeit noch enthüllen, man kann also gespannt sein.
FIFA 11 erscheint am 30. September für Xbox 360, PC, PlayStation 3, PSP, Wii, PlayStation 2 und Nintendo DS.