UEFA Euro 2012 - Test
Würde gerne in der gleichen Liga spielen wie Deutschland oder Spanien, kommt aber nur mit Glück über die Gruppenhase hinaus.
Der Sommer ist für die Fußball-Fans die schlimmste Zeit. Wochen-, monatelang kein Fußball. Und plötzlich so viel mehr Freizeit am Wochenende, wodurch man gar nicht so recht weiß, was man mit der ganzen Zeit nun anfangen soll. Zum Glück gibt es da alle zwei Jahre ein kleines Turnier, um die Wartezeit auf die neue Saison ein wenig zu überbrücken.
In diesem Jahr kämpfen also diverse europäische Nationen wieder um den Titel des Europameisters. Und traditionell darf das passende Spiel dazu natürlich nicht fehlen - wenn auch diesmal in etwas anderer Form als zuvor. UEFA Euro 2012 ist nämlich nicht als eigenständiges Produkt erschienen, sondern als Download-Inhalt für FIFA 12.
Gute Entscheidung? Schlechte Entscheidung? Nun, es gibt in jedem Fall einige Streitpunkte, bei denen man auch noch geteilter Meinung sein kann. Am schwersten wiegt vermutlich die Tatsache, dass ganze 24 der insgesamt 53 Nationalmannschaften ohne die Original-Namen auskommen müssen. Bei kleineren Ländern wie Zypern und Co. stört mich das persönlich eher weniger - zumal ich die Namen der dortigen Spieler sowieso nicht kenne -, aber alles in allem kann man von einem offiziellen Produkt zur Euro 2012 wohl eigentlich auch erwarten, dass alle Namen enthalten sind. Besonders verwundert das natürlich bei den beiden Gastgeberländern Ukraine und Polen.
Über die Gründe kann man aber nur spekulieren. Laut EA musste man dazu mit jedem einzelnen Fußballverband verhandeln und hat das dann wiederum von Marktgröße und anderen Dingen abhängig gemacht. Warum dann aber ausgerechnet die Gastgeber nicht dabei sind, ob das Ganze dem vermutlich aufgrund der DLC-Form niedrigeren Budget geschuldet ist? Wer weiß ... Beim Spiel zur WM 2014, das so sicher sein dürfte wie das Amen in der Kirche, und egal, ob es nun als DLC oder eigenständiges Spiel erscheint, sollte man hier jedoch wieder nachbessern.
Die Teams sind also schon mal der erste Wermutstropfen. Fans der Qualifikation werden mit UEFA Euro 2012 aber auch nicht glücklich, denn die fehlt schlicht und ergreifend. EAs Lead Producer hatte das damit begründet, dass die Qualifikation sowieso nur von einem kleinen Teil der Käufer gespielt wurde. Und dennoch gehört sie doch genauso zu einer Europameisterschaft dazu wie die Endrunde. Einen solchen Modus einzubauen, wäre sicher nicht die komplizierteste beziehungsweise aufwendigste Sache der Welt gewesen. Bleibt also einerseits die Endrunde, bei der ihr vor dem Start immerhin manuell die Teams der Gruppen austauschen könnt.
Als gewisser Ersatz dient zudem der Expeditionsmodus. Hier erstellt ihr zu Beginn euer eigenes Team mitsamt Heim- und Auswärtstrikots und Logo, könnt sogar euren Virtual Pro als Kapitän übernehmen. Darüber hinaus wählt ihr eine der Qualifikationsgruppen als Startpunkt für eure Mannschaft. Wenn ihr in diesem Spielmodus einen Gegner besiegt, könnt ihr nicht nur einen zufälligen Spieler dieses Landes in eure Mannschaft befördern und damit einen vorhandenen Kicker ersetzen - je öfter ihr das Land besiegt, desto besser der Spieler, den ihr bekommt -, ihr baut obendrein Straßen auf einer Europakarte, die euch zu einem weiteren Land dieser Gruppe führen. Aber Vorsicht: Bei einer Niederlage gegen das Team, das ihr euch somit zugänglich macht, kann diese Straße wieder "abgerissen" werden.
Im Verlaufe des Expeditionsmodus schaltet ihr somit nach und nach auch die restlichen Gruppen frei, tretet alles in allem also gegen alle Mannschaften aus der Qualifikation an. Warum gibt es gleich noch mal keine normale Qualifikation? Wie auch immer, für ein wenig Motivation sollen die 180 Mosaikstückchen sorgen, die ihr euch durch Siege freischaltet (drei pro Team) und die natürlich auch mit einem entsprechenden Erfolg verknüpft sind, wenn ihr das gesamte Bild zusammensetzt.
Unterhaltsam ist der Expeditionsmodus aber auch so. Es fühlt sich ein wenig an wie Ultimate Team, wenn ihr euch Stück für Stück eine bessere Mannschaft erarbeitet. Allerdings bleibt es nur bei den Spielern und erreicht nicht den Umfang von Ultimate Team mit seinen diversen Aktionskarten und so weiter. Unentschieden gibt es in der Expedition übrigens nicht. Verlängerung und möglicherweise Elfmeterschießen entscheiden über Sieg oder Niederlage, wenn beide Mannschaften nach 90 Minuten die gleiche Zahl an Toren haben.
Neben dem Sofortspiel gibt es schließlich noch die Herausforderungen, die man im Grunde bereits aus dem Hauptspiel kennt. Dabei handelt es sich um bestimmte Situationen, zum Beispiel aus der Qualifikation, die ihr erfolgreich bewältigen müsst. Etwa wenn ihr Spanien kontrolliert, gegen Tschechien zurückliegt und euch noch 30 Minuten bleiben, um das Spiel zu drehen.
Die jeweilige Challenge steht wie gewohnt nur für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung, bis sie gegen die nächste ausgetauscht wird. Im Gegensatz zum Hauptprogramm könnt ihr hier aber vorab den Schwierigkeitsgrad wählen und entscheidet so auch über die Menge an Erfahrungspunkten, die ihr bei einem Erfolg für euer Profil bekommt.
Einzelne Sofortspiele sind online nicht möglich, stattdessen gibt es lediglich ein Turnier. Ihr tretet nach und nach gegen drei stets zufällig ausgewählte Gegner an und entscheidet so, ob ihr in die nächste Runde oder bis ins Finale kommt oder nicht. Der Online-Modus macht allerdings auch Probleme. Wollte ich nach vier von vier Spielen ein weiteres Match via Internet starten, fror bei drei Versuchen das Spiel ein - es war noch möglich, durch Auswerfen der Disc wieder ins Dashboard zu gelangen -, bei einem Versuch hingegen gleich die komplette Konsole. Hier besteht dringend Korrekturbedarf .
Auf der technischen Seite hat sich kaum etwas getan. Grafisch gibt es keine Veränderungen, in den EM-Stadien geht es ein wenig atmosphärischer zu und vor dem Start wird ein Teil der Nationalhymne des Heimteams abgespielt, aber das war es auch schon. Keine verbesserten Gesichter und so weiter, auch keine neue Musik in den Menüs. Das gilt ebenso für den spielerischen Aspekt, wobei ich das in dem Fall eher begrüße. Zumindest muss ich mich so innerhalb eines Jahres zwischen FIFA 12 und FIFA 13 nicht gleich dreimal an ein neues Gameplay gewöhnen. Als erfahrener FIFA-12-Spieler kann man sich also direkt ins Getümmel stürzen und kommt wunderbar zurecht.
UEFA Euro 2012 ist ein zweischneidiges Schwert. Dank des bewährten FIFA-12-Gameplays macht das Ganze spielerisch natürlich den gewohnten Spaß, aber dennoch bemängeln die Spieler beim Preis der Erweiterung (ca. 20 Euro) allen voran die vielen fehlenden Lizenzen und auch den nicht vorhandenen Qualifikationsmodus. In jedem Fall sind das berechtigte Kritikpunkte, lediglich bei den nicht vorhandenen Änderungen am Gameplay würde ich nicht zustimmen und halte das sogar für die bessere Wahl.
Auch der Expeditionsmodus ist unterhaltsam und gut aufgebaut, motiviert durch die Freischaltung von Mosaikstückchen und neuen Spielern. Aber ist das neben der Endrunde der EM für den Preis genug? Sagen wir es so: UEFA Euro 2012 ist ein nettes Extra, wenn ihr unbedingt ein EM-Spiel haben wollt, aber keineswegs ein Pflicht-Download für die FIFA-12-Spieler.