FIFA 13 - Vorschau
Zur EM muss das Runde mal wieder ins Eckige. Und auch sonst ändert sich nicht so viel.
Mit Sportspielen hat man es immer schwierig. Gewisse Dinge bemerkt man einfach erst so wirklich richtig, wenn man es über Monate hinweg intensiv beziehungsweise regelmäßig spielt. Das sind zumeist kaum Game Breaker, auf die man langfristig stößt, aber es sind doch Dinge, die man besser lösen könnte, natürlicher. Ein Beispiel bei FIFA 12 wäre etwa, und das wurde einem eben erst mit der Zeit bewusst, dass kurz nach dem Anpfiff oder vor einem Schlusspfiff - egal ob zur Halbzeit oder zum Spielende - scheinbar die Wahrscheinlichkeit für ein Tor steigt. Jedenfalls meinem Empfinden nach. Ich will nicht wissen, wie viele Tore ich in diesen Zeiträumen schon selbst geschossen oder kassiert habe. Es waren viele, teilweise auch sehr frustrierende, wenn der Gegner wirklich mit dem letzten Spielzug den Siegtreffer erzielt.
Ist das realistisch? Nun, zum Teil sicherlich. Auch im echten Leben rafft man sich vielleicht zum Ende hin noch mal auf oder profitiert am Anfang davon, dass der Gegner noch nicht richtig wach ist, aber in FIFA 12 kommt es dann doch langfristig gesehen recht häufig vor. Das raubt dem Spiel ein wenig diesen natürlichen Spielfluss. Man bekommt richtig Angst, wenn der Gegner wenige Minuten vor Schluss einen guten Angriff spielt, einen Eckball oder einen Freistoß bekommt. Zugegeben, auch das gehört zum Teil zum Fußball dazu. Wer das Champions-League-Finale gesehen hat, weiß, wovon ich spreche. Es kommt aber immer auf die Häufigkeit an. Oftmals hat man den Eindruck, dass es nicht reiner Zufall ist, sondern ein gewisses Momentum, das dahintersteckt und ein bisschen zu viel Einfluss hat - übrigens auch in anderen Situationen. Ich erinnere mich da an ein Spiel, in dem ich 4:0 führte, dann kaum mehr einen vernünftigen Angriff zustande brachte und 4:5 in Rückstand geriet, aber am Ende dank eines Last-Minute-Treffers doch noch 6:5 gewann.
Wie das in FIFA 13 wird, kann man jetzt natürlich noch nicht sagen. Was man aber sagen kann, ist, dass in diesem Jahr auch wieder die Verfeinerung den größten Stellenwert einnimmt. Keine großen Revolutionen oder was auch immer - was sollte man denn auch groß revolutionieren? Fußball bleibt nun mal Fußball. Echte Fortschritte in Sachen KI, Physik oder Grafik kann man wohl erst in den nächsten Konsolengeneration erwarten.
Was nicht heißt, dass die KI jetzt schlecht wäre. Und EA Sports tut sein Möglichstes, um diese weiter zu verbessern, ihre Abläufe realistischer, natürlicher umzusetzen. Das gilt in diesem Jahr insbesondere für den Angriff. Bei Vorstößen nach vorne sollen sich eure KI-gesteuerten Mitspieler besser freilaufen, intelligenter die Räume ausnutzen und so insgesamt das Angriffsspiel verbessern.
Einfacher wird es dadurch allerdings nicht unbedingt, zumal EA die Zweikämpfe weiter ausarbeitet (gleichermaßen natürlich auch die Player Impact Engine) und die Spieler menschlicher macht. Nobody is perfect, das gilt selbst für einen Lionel Messi. Wenngleich die Technik der Spieler auch Einfluss darauf hat, wie gut sie in FIFA 13 mit dem Ball umgehen, ihn kontrollieren und annehmen. Und da hat ein Messi im Vergleich mit irgendeinem Kicker aus der 2. Bundesliga nun mal Vorteile. Umgekehrt haben Verteidiger mehr Chancen, bei schlecht angenommenen oder versprungenen Bällen in Ballbesitz zu kommen.
Bei Pässen und dergleichen spielen viele Faktoren eine Rolle, etwa die Geschwindigkeit des Balls, wie genau man ihn annimmt, ob er vielleicht noch mal aufspringt und all das. Es ist diese erste Berührung, die mitentscheidend ist. Gute, präzise und mit der richtigen Stärke durchgeführte Pässe bringen also auch gute Resultate. Man will es euch nicht mehr ganz so einfach machen und euch die halbe gegnerische Mannschaft auf dem Spielfeld ausdribbeln lassen, denn jede Ballberührung birgt auch ein gewisses Risiko. Und wenn ihr Pech habt, geht euer Dribbling eben schneller in die Hose, als ihr Messi sagen könnt.
Selbstverständlich sind hier noch einige weitere Anpassungen mit von der Partie. Spieler blicken nun nicht mehr stur in ihre Laufrichtung, sondern dank Complete Dribbling vielmehr in Richtung des Tores, während sie allerlei Dinge mit dem Ball anstellen. Ober- und Unterkörper agieren mehr oder weniger unabhängig voneinander. So besteht etwa die Möglichkeit, einen Gegenspieler auszugucken. Vorbild war gewissermaßen die Dribbling-Steuerung aus dem jüngsten FIFA Street, wobei man gespannt sein darf, wie sich die Mechanik im realistischeren FIFA 13 auswirkt.
Weiter verfeinert wird ebenfalls das Tactical Defending. Wer FIFA 12 gespielt hat, weiß, dass man durch Drücken und Halten der A-Taste einen Spieler quasi als Eskorte für den ballführenden Gegner abstellte. Grätschen und Tacklings waren zwar möglich und zum richtigen Zeitpunkt auch effektiv, aber hielt man nur A gedrückt, passierte nicht viel. Es entstand kein allzu großer Druck, während euer Gegenüber weiter munter über den Rasen lief und meist durch eine unbedachte Bewegung den Ball verlor. In FIFA 13 soll das anders werden. Man will euch die Möglichkeit geben, mehr Pressing auszuüben, den Gegner schneller zu Fehlern zu verleiten, während euer Spieler dabei etwa am Trikot zieht. Nur sollte man es damit nicht übertreiben, ansonsten werdet ihr nicht nur mit Freistößen bestraft, sondern auch mit Karten.
Und apropos Freistöße. Hier gibt es weitere Neuerungen. Allen voran stehen euch mehr Optionen zur Verfügung, und zwar sowohl auf Seiten der Angreifer wie auch der Verteidiger. Einen zweiten Kicker konnte man ja bereits zum Freistoß dazu holen, nun sind noch mehr möglich. Mit denen kann man etwa einen Schuss antäuschen, über den Ball laufen oder ähnliche Varianten ausprobieren. Das Ziel dürfte klar sein: Freistöße unberechenbarer machen. Umgekehrt darf man nun endlich die Mauer ein wenig bewegen, sie erweitern, einen Spieler nach vorne sprinten lassen oder sogar ein paar Meter nach vorne marschieren. Hierbei gilt aber das Gleiche wie beim Trikotziehen: Übertreibt ihr es, schreckt der Schiedsrichter nicht davor zurück, einen Spieler zu verwarnen. Überhaupt sollen die Schiedsrichter Vorteile und Abseitsstellungen besser beurteilen können. In FIFA 12 gab es da hin und wieder einige Situationen, die man nicht hätte abpfeifen müssen. Wenn man dann noch dafür sorgt, dass nicht mitten in einem möglicherweise vielversprechenden Konter abgepfiffen wird, wäre das auch eine tolle Sache.
Abseits der zentralen Punkte wird verständlicherweise an den Details gefeilt. Diverse neue Animationen soll es etwa geben für die verschiedensten Situationen auf dem Feld. Auf der Xbox 360 kommt zusätzlich die Nutzung von Kinect hinzu. Über Sprachkommandos kann man Auswechslungen tätigen, Formationen wechseln oder Spielern Kommandos zurufen, ohne dafür irgendwelche Tasten zu drücken oder durch die Menüs zu navigieren. Eine nette Idee, muss man so doch nicht mit dem D-Pad herumfummeln oder das Spiel pausieren. Belohnen will man obendrein die FIFA-Spieler mit ihrem Football-Club-Profil. Erfahrungspunkte und Level werden in FIFA 13 übernommen, ihr bekommt Boni und überhaupt werdet ihr euch zusätzliche Trikots, Jubelanimationen und "Hunderte weitere Dinge" freischalten können. Eine Erweiterung des Football Clubs auf iPad, iPhone und Android ist ebenso geplant. Ihr merkt schon: Alles wird vernetzter, sozialer.
Wie ich anfangs schon geschrieben habe: Manche Dinge werden einem erst so richtig bewusst, wenn man Monate mit einem Spiel verbringt. Dementsprechend ist es auch schwierig, vorherzusagen, wie sich die Veränderungen in FIFA 13 langfristig auswirken werden. Auf dem Papier klingt das aber alles recht gut. Mehr Abwechslung, cleverer agierende Spieler, mehr Realismus und mehr Möglichkeiten bei den Freistößen sind jedenfalls mehr als Willkommen. EA Sports setzt seinen Weg der Verfeinerung konsequent fort und verbessert das Spiel Stück für Stück. Jetzt bitte nur noch den Karrieremodus etwas erweitern und ich wäre schon zufrieden.