FIFA 19 (Switch) - Test: Der kleine Bruder
Spielerisch gute Umsetzung, inhaltlich fehlt manches.
Die Handheld-Versionen der FIFA-Reihe hatten es nie leicht. In bestimmten Punkten ziehen sie gegenüber den größeren Brüdern auf den Konsolen und dem PC immer den Kürzeren. Auf der Switch ist das nicht anders. Letztes Jahr lieferte EA Sports mit der Version für Nintendos Konsolen-Handheld-Hybrid einen soliden Grundstein ab, dem es an einigen Inhalten aus den anderen Fassungen mangelte. In manchen Aspekten haben die Entwickler in diesem Jahr nachgebessert, in anderen unverständlicherweise nicht.
Nachdem das Spiel im letzten Jahr mehr an die Last-Gen-Versionen erinnerte, legt EA Sports mit der neuesten Version ein wenig was drauf und es sieht alles leicht besser aus. Es ist nichts, was in der Lage wäre, mit den 4K/HDR-Versionen auf Xbox One X und PS4 Pro mitzuhalten, aber viel mehr ist nicht zu erwarten. Das ist nicht als großer Kritikpunkt gedacht. FIFA 19 sieht auf der Switch gut aus - im Handheld-Modus mehr als auf dem großen Fernseher - und es ist okay so und ansehnlich. Nichts Weltbewegendes.
Das alles unterwegs zu spielen, zum Beispiel am vergangenen Wochenende im Zug auf dem Weg zur EGX Berlin, macht Spaß und funktioniert gut. Und doch fühlt es sich anders an als auf den anderen Plattformen. Der Grund ist, so nehme ich an, der Mischmasch aus dem alten, im letzten Jahr mit der individuellen Switch-Engine eingeführten Grundgerüst und einigen der übernommenen Neuerungen aus den anderen Versionen. Dazu zählt zum Beispiel das neue Schuss-Timing, bei dem ihr die Schusstaste erneut betätigt, um euren Schuss zu verbessern - oder nicht, wenn ihr es vermasselt. In seiner Gesamtheit merkt ihr, dass es nicht zu 100 Prozent zusammenpasst, sich merkwürdig anfühlt, nicht wie aus einem Guss. Das trifft dann zu, wenn ihr die anderen Fassungen kennt. Wenn nicht, fehlt euch dieser Vergleich. Es ist aber nichts, woran ihr euch nicht gewöhnen würdet.
Es ist mehr als ein simpler Neuanstrich mit den aktuellsten Mannschaften und Trikots und gleichzeitig versprüht FIFA 19 auf der Switch nicht das Gefühl, komplett neu zu sein. Zugegeben, auf PC und PS4 beziehungsweise Xbox One erfindet EA Sports nicht in jedem Jahr das Rad neu, die Änderungen fallen aber spürbarer ins Gewicht als hier. Das zieht sich bis hin zu den Spielmodi. Die tollen neuen Varianten für den Anstoßmodus, darunter der Survival-Modus oder die Hausregeln, sind auf der Switch mit dabei. Dafür fehlt erneut der Story-Modus The Journey, kein kleiner Teil des Spiels. Der Karrieremodus lässt einige Dinge vermissen, die im letzten Jahr in FIFA 18 hinzukamen. Wobei ich überlege, ob ich die interaktiven Transferverhandlungen in irgendeiner Form vermisse. Eher nicht. Im Grunde entspricht die Karriere den Versionen für Xbox 360 und PS3 - ja, die gibt es noch.
Kurz noch was Positives: Im letzten Jahr dafür kritisiert, sind in FIFA 19 Spiele gegen andere Nutzer von eurer Freundesliste in normalen Partien und FUT möglich. Weiter geht es mit besagtem Ultimate-Team-Modus, der erneut mit von der Partie ist. Alles andere wäre angesichts der Tatsache, dass EA damit viel Geld verdient, eine Überraschung. Ein vollwertiges Gefühl hinterlässt er dabei nicht. Es fehlen zum Beispiel der neue Division-Rivals-Modus, Weekend Leagues finden hier nicht statt und die Squad Battles sind ebenfalls nicht vorhanden. Letzteres ist vor allem aufgrund der geringeren Spielerzahl auf der Switch unverständlich.
Es bleiben euch im Einzelspieler-Bereich von FUT die Saisons und Turniere, der Draft und die Squad Building Challenges. Online gibt es ebenso Saisons, Turniere und Drafts. Darüber hinaus tretet ihr in Einzelspielen oder Freundschaftsspiel-Saisons gegen andere Spieler an. Das alles beschäftigt euch für eine Weile, ist aber schlicht und ergreifend nicht das komplette Paket wie auf PS4, Xbox One und PC.
Erhofft ihr euch von FIFA 19 auf der Switch eine gleichwertige mobile Alternative zu den anderen Versionen, seid ihr hier fehl am Platz. Spielerisch flutscht EA Sports' Ballgeschiebe gut und unterhaltsam über den virtuellen Rasen. Inhaltlich gibt es erneut zahlreiche Einschränkungen und fehlende Modi wie The Journey oder die Squad Battles in FUT. Was am Ende übrig bleibt, ist eine solide Handheld-Version. Eine, die Spaß macht und vernünftig spielbar ist. Wer exklusiv auf der Switch spielt und ein Fußballspiel haben möchte, hat hier keine großen Alternativen. Habt ihr die Wahl zwischen dieser und einer der anderen Versionen, dann greift lieber zu FIFA 19 auf PC, Xbox One oder PS4.
Sucht ihr junge und fähige Spieler für den Karrieremodus? Dann schaut mal hier vorbei:
Entwickler/Publisher: EA Sports/Electronic Arts - Erscheint für: PC, PS4, Xbox One, Switch - Preis: ca. 55 Euro - Erscheint am: erhältlich - Getestete Version: Switch - Sprache: Deutsch, Englisch und andere - Mikrotransaktionen: ja (Ultimate Team)