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FIFA 21 Test - Guter Fußball, aber weiter mit Pay-to-win-Mechaniken

Ein klassisches Update vor dem Next-Gen-Start.

Gutes, spaßiges Fußballspiel ohne revolutionäre Neuerungen und mit vielen Toren, in FUT sind weiter die Pay-to-win-Mechaniken ärgerlich.

Spiegeln die Pay-to-win-Mechaniken in FIFA 21 (und früheren Titeln) nicht einfach den modernen Fußball wider? Die reichsten Klubs geben viel Geld aus, um sich die teuersten Spieler zu sichern, mit denen sie ihre Vormachtstellungen zementieren. Wenn das nicht pay-to-win ist, was dann? Klar gibt es immer Ausreißer - Leicester City in England vor ein paar Jahren -, aber im Großen und Ganzen dominieren die bekannten, großen Vereine das nationale und internationale Geschehen.

Womit ich mich natürlich nicht für diese (Mikro)Transaktionen aussprechen möchte, sie sind immer noch der große, schwarze Fleck auf der weißen FIFA-Weste. Also die des Spiels, nicht die der echten FIFA, die hat wahrscheinlich viel mehr schwarze Flecken. Dieser Gedanke daran, einfach so lange Geld zu investieren, bis ein starkes Team vorhanden ist, hält mich Jahr für Jahr davon ab, Ultimate Team trotz des im Kern interessanten Konzepts intensiv zu spielen. Warum normal spielen, wenn andere so viel Kohle reinstecken und sich alles zusammenkaufen? Nein, sorry, nach Spaß klingt das nicht. Und wenn ich Videos davon sehe, wie Leute hunderte oder tausende Euro dort reinstecken, vergeht mir gleich komplett die Lust darauf. Warum nicht stattdessen eine Art Battle Pass mit rein kosmetischen Belohnungen? Aber der kommt mit Sicherheit nicht, solange die Lootboxen in vielen Ländern weiter nicht als Glücksspiel gelten. Schade.

Macht's gut, Fitnesskarten, keiner vermisst euch

Und dabei haben wir dieses Jahr im Grunde wirklich sinnvolle Neuerungen in FUT. Die Fitnesskarten gibt's nicht mehr, ihr verbringt somit mehr Zeit mit dem Spielen und weniger damit, die Fitness eurer Mannschaft im Auge zu behalten und Verbrauchsgegenstände anzuwenden. Ihr lasst somit euer mühsam zusammengestelltes Team einfach spielen, anstatt teure Spieler auf der Bank versauern zu lassen, weil ihr ihnen zum Beispiel aus Fitnessgründen eine Pause gönnt. Allein das ist viel wert und steigert den Spaß an eurem Team.

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Im Großen und Ganzen erwarten euch im diesjährigen FIFA viele Detailänderungen, vor allem der Karrieremodus hatte ein paar nötig. Abseits dessen fehlt die eine, große Neuerung, die ins Rampenlicht rückt. Es entsteht der Eindruck, als herrsche hier Ruhe vor dem Next-Gen-Sturm. Ob der heftig oder mehr ein laues Lüftchen wird, sehen wir in FIFA 22. Bis dahin zeigt sich FIFA 21 im normalen Spielverlauf aktuell sehr unterhaltsam und vor allem sehr torreich.

An Toren mangelt es FIFA 21 nicht

Ich hatte bisher eine Menge Spiele, in denen fünf und mehr Tore fielen. Das macht anfangs Spaß, gleichzeitig entsteht aber nach einer Weile eine Form der Langeweile. Wenn so viele Tore zum Standard verkommen, fühlt sich ein 5:0 nicht nach dem außergewöhnlichen Moment an, der er sein sollte. Ich bin überzeugt, EA nimmt hier in nächster Zeit noch einige Detailanpassungen vor, denn die Abwehr lässt sich zum Teil ganz einfach von den schnellen Angreifern aus- und umspielen, Torschüsse sind gefährlich und landen häufig im Netz.

Technisch gesehen tat sich wenig, warten wir gespannt auf die nächste Generation. (FIFA 21 Test)

Ein zentrales neues Feature auf dem Platz ist in diesem Jahr - neben erneut verbesserten Dribblings, Bewegungen und Kollisionen, das Übliche also... -, das, was EA als "kreative Läufe" bezeichnet. Es gibt euch die Möglichkeit, mithilfe des rechten Sticks die Laufrichtung von Mitspielern zu beeinflussen, wenn diese einen Lauf nach vorne absolvieren oder ihr einen Doppelpass vollführt. Oder ihr drückt beide Sticks und wechselt dann schnell zum auserwählten Spieler, um dessen Kontrolle zu übernehmen. Klingt nicht einfach, eröffnet euch aber neue Möglichkeiten und lohnt sich somit für euch, wenn ihr euch tiefgehender damit befasst. Gleichzeitig müsst ihr es nicht, wer möchte, spielt einfach so wie immer - funktioniert auch. Die Werkzeuge für kreativere, detailliertere Spielzüge sind da, ob ihr sie nutzt, ist eure Sache. Es könnte sich aber noch zu einem wichtige(re)n Faktor im Angriff entwickeln, wenn EA weitere Anpassungen in puncto Abwehr und Zahl der Tore vornimmt.

Karriere trifft Football Manager, zumindest ein wenig

Und nachdem der Karrieremodus im letzten Jahr sein Fett weg bekam, hat EA für dieses Jahr ein paar Neuerungen integriert und andere Dinge überarbeitet. Es gibt zum Beispiel eine neue, interaktive Spielsimulation. Hier seht ihr das Geschehen anhand von Punkten, die sich aus der Vogelperspektive über den Platz bewegen, wie in einem Managerspiel. Der Clou: ihr könnt jederzeit per Tastendruck eingreifen, egal ob ihr einfach mitten im Spielzug einsteigt, bei einem Elfmeter, einem Eckball oder einem Freistoß. Und ist eure Arbeit getan, geht's zurück zur Simulation. Das eignet sich gut für Spiele, die ihr wahrscheinlich so oder so gewinnt - und wenn's doch nicht läuft wie geplant, helft ihr schnell aus.

So simuliert ihr jetzt Matches in der Karriere. (FIFA 21 Test)

Weiterhin plant ihr die Aktivitäten des Teams in der Woche, ob sie sich ausruhen oder trainieren, was jetzt mit mehr Spielern zeitgleich möglich ist. Und die Entwicklung lässt sich ebenso detaillierter beeinflussen, wodurch ihr zum Beispiel rechte Außenverteidiger zu Flügelstürmern macht, wenn es nötig sein sollte. Auch Volta Football und Pro Clubs haben Überarbeitungen erfahren, wobei Volta nach wie vor wenig Begeisterung in mir hervorruft. Nice to have ist es, aber auch nichts, was ich vermissen würde, wenn es nicht da wäre. Den Story-Modus The Journey fand ich interessanter. Viel wichtiger: wie wäre es mal wieder mit einem echten FIFA Street?

Sinnvolle FUT-Neuerungen, aber FIFA bleibt in der Vergangenheit hängen

Und um noch einmal auf Ultimate Team zurückzukommen: neben dem Rauswurf der Fitnesskarten erwarten euch weitere Neueren und Anpassungen, die ich euch nicht vorenthalten möchte. Squad Battles und Division Rivals hat EA angepasst und belohnen euch weniger, wenn ihr eine bestimmte Zahl an Spielen pro Woche erreicht habt, damit Vielspieler keine zu großen Vorteile haben. Und für all die Karten, die neben den Fitnesskarten wegfielen, kamen eine Menge neue hinzu, mit denen ihr künftig euer FUT-Stadion individuell anpasst, von Fangesängen über Farben bis hin zu Choreographien. Die Kartenpacks müssen ja gefüllt werden. Zugegeben, es sieht aber cool aus, sein eigenes Stadion zusammenzustellen.

Stellt in FUT euer eigenes Stadion zusammen. (FIFA 21 Test)

An anderer Stelle gibt es nun einen Koop-Modus für Squad Battles und Division Rivals. Eine schöne Ergänzung mit den gleichen Belohnungen wie im Solo-Spiel, allerdings ohne Matchmaking, es ist eine Einladung an einen Freund oder eine Freundin dafür erforderlich. Und das im Jahr 2020. Das gilt ebenso für andere Dinge, die mittlerweile als etabliert gelten könnten. Ich denke da an Crossplay oder den Transfer von Fortschritten über Plattformen hinweg. Fortnite, Call of Duty und Co machen es vor, FIFA hängt in der Vergangenheit fest, vor allem bei FUT hat keiner Lust darauf, bei einem Plattformwechsel von vorne zu beginnen. Vielleicht ja nächstes Jahr.

FIFA 21 Test - Fazit

Auf dem Papier gibt's einige Änderungen, wenngleich sich FIFA 21 zum großen Teil wie der Vorgänger anfühlt - sieht man von der derzeit noch vielen Toren ab. Spielerische, inhaltliche und technische Revolutionen braucht ihr nicht zu erwarten, mit einem größeren Sprung technischer Natur ist wohl erst auf Xbox Series X und PS5 zu rechnen, wenngleich ich da für die Next-Gen-Version von FIFA 21 auch nicht viel erwarte, FIFA 22 dürfte da hoffentlich interessanter werden.

Abseits dessen trüben die Pay-to-win-Mechaniken in FUT trotz sinnvoller Änderungen und Neuerungen in diesem Modus weiterhin das Geschehen. Als Normalspieler fällt es einfach verdammt schwer, mit denen mitzuhalten, die viel echtes Geld darin investieren. Und das ist kein schönes Gefühl und angesichts dieses im Kern interessanten Modi einfach schade. Zugleich gilt wie im letzten Jahr: das merkt ihr allein in Ultimate Team. Abseits dessen gibt's viel zu erleben und zu spielen, das sich gut anfühlt und Spaß macht, von der Karriere über die Champion's League bis hin zur Conmebol Libertadores. Reicht euch das aus, ist FIFA 21 auch in dieser Saison einmal mehr ein unterhaltsamer Zeitvertreib. Wenn ihr allerdings letztes Jahr ausgesetzt habt und euch FUT egal ist: FIFA 20 gibt es für passende 20 Euro und ist nicht wirklich schlechter...


Für PS4 kaufen: Standard Edition (69,99 Euro), Champions Edition (89,99 Euro) und Ultimate Edition (99,99 Euro) im PlayStation Store.

Als Handelsversion kaufen: FIFA 21 bei Amazon.de.


  • Entwickler / Publisher: EA Sports / Electronic Arts
  • Plattformen: PC, PS4, Xbox One, Nintendo Switch, PS5, Xbox Series X (gespielt auf Xbox One X)
  • Release-Datum: 9. Oktober 2020
  • Sprache: Deutsch, Englisch und weitere
  • Preis: zirka 70 Euro

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Benjamin Jakobs Avatar
Benjamin Jakobs ist Leitender Redakteur, seit 2006 bei Eurogamer.de und schreibt News, Reviews, Meinungen, Artikel und Tipps.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

In diesem artikel

FIFA 21

PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X/S, PC, Nintendo Switch

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