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FIFA bleibt FIFA, es geht nicht anders

Aber das heißt nicht, dass die FIFA diese FIFA bleiben sollte.

Es dürfte kaum jemandem der FIFA-Skandal der letzten Tage entgangen sein, dessen krönender Höhepunkt, die Wiederwahl des Fußballpaten Sepp Blatter, heute noch kommen wird. Es ist inzwischen fast offiziell, dass das System FIFA korrupter ist als es der italienische Staat in der 80er-Hochphase der Mafia war, dass er die Systeme der organisierten Kriminalität nutzt, dass er alle belohnt, die sich diesem System fügen, und die abstraft, die kein Interesse daran haben, sondern einfach nur den Fußball organisieren wollen. Angefangen bei Schmiergeldern, versumpften Hilfsgeldern für die ärmsten Staaten, bis hin zu durch und durch korrupten Absprachen und das inzwischen sogar auf dem Rücken von tausenden lebenden Arbeitern, die praktisch als Sklaven in Katar gehalten werden, und hunderten Toten Kollegen von ihnen steht der verkommene Dreckhaufen, der von der ehemals so stattlichen FIFA noch geblieben ist.

Die FIFA ist kein Name mehr, mit dem man noch assoziiert werden möchte, wenn man auch nur einen letzten Rest von moralischem Selbstverständnis pflegen möchte. Die arrogante Machtmaschine des kommerziellen Fußballs an sich ist schon schlimm genug, aber die FIFA krönt dies noch mit einer Verkommenheit, die dem so schönen Sport und seinen eigentlich so glanzvollen Großereignissen einen dunklen Schatten überwirft, der sich nicht mehr ignorieren lässt. Das dringt nun immer mehr auch zu den Sponsoren der FIFA durch. Emirates und Sony verließen diesen Kreis schon 2014, andere, darunter VISA und Adidas, machen schon erste Andeutungen, dass sie sich das ganze Theater nicht mehr endlos angucken werden, da sie beginnen, um ihren Ruf zu fürchten. Wer möchte schon mit einem Großereignis in Verbindung gebracht werden, das von einer korrupten Clique verkauft und von nicht weniger korrupten oder zumindest in ihrem Machtbewusstsein mörderisch rücksichtslosen Autokraten gekauft wird. Vielleicht Electronic Arts?

FIFA, das Videospiel, ist seit 20 Jahren ein fester Bestandteil der Spielewelt, der Name steht stellvertretend für Fußball-Videospiele schlechthin. Es ist fast zu einem Namen geworden, der so eigenständig ist, dass man ihn fast von seinem Namensgeber losgelöst betrachten könnte. Sollte man aber nicht. Mit jedem verkauften FIFA - und das sind ja durchaus ein paar - wird der Apparat der FIFA-Mafia weiter gefüttert, der wahrscheinlich einzigen Non-Profit-Organisation, die über eine Milliarde Dollar auf der hohen Kante hat. Trotzdem, FIFA ist eine bekannte Marke und das ist für Electronic Arts unglaublich viel wert. Es ist eines ihrer sicheren Standbeine, das Überleben des Konzerns ist zu einem gar nicht so kleinen Teil mit einer solchen Marke verknüpft.

Die Frage ist: Würde sich ein Spiel, das „Super Soccer 2016 - From the Makers of FIFA" schlechter verkaufen? Wohl kaum, da EA in der glücklichen Position des Quasi-Monopolisten steht. Der einzige Konkurrent hat immer noch nicht seine Online-Probleme aus der Welt bekommen und schwächelt jedes Jahr auf die eine oder andere Weise. Es ist also nicht so, dass alle FIFA-Käufer zu anderen Spielen abwandern könnten. Und doch ist es nicht so einfach, denn EA zahlt ja nicht nur den Namen FIFA, sie zahlen auch für alle Rechte, die Namen der Spieler, Länder und Vereine nutzen zu dürfen. Und hier ist die FIFA nun mal der einzige Anbieter, der gleichzeitig alle Namen verkaufen kann. Ansonsten müsste man zur UEFA und den anderen Organisationen gehen, von denen einige, nicht zuletzt besagte UEFA, durchaus kaum weniger fragwürdiges Geschäftsgebaren an den Tag legen, und dort die Spielernamen einsacken. Und selbst dann hätte man nicht die Rechte an der Weltmeisterschaft.

So einfach wird es also nicht. So sehr es mich wurmt das zu sagen, die FIFA - oder zumindest eine Welt-Dachorganisation - wird gebraucht, um ein Spiel wie die aktuellen FIFAs umsetzen zu können. Solange es nur die FIFA gibt, gibt es am Ende doch keine Alternative und keine Chance für Super Soccer 2016. VISA und Sony kann das egal sein, sie taten das Richtige oder werden es hoffentlich tun, indem sie das Geld aus diesem Moloch abziehen. EA hat diese Möglichkeit nicht, solange wir ein Fußballspiel haben wollen, das all die guten Seiten des Weltfußballs, die ja auch reichlich vorhanden sind, einfängt. FIFA, das Videospiel, wird also bleiben. Man kann nur hoffen, dass der Sturm, der nun hoffentlich über diesen Namen zieht, es schafft, ihn ein wenig reinzuwaschen.

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Martin Woger Avatar
Martin Woger: Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
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FIFA 16

PS4, Xbox One, PS3, Xbox 360, PC

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