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Fight Night Round 4

Ich. Hiebe. dich!

Schon in der ersten Runde am Pad reibt Fight Night Round 4 Spielern des dritten Teils damit so schmerzhaft wie offensichtlich unter die Nase, was am letzten Spiel nicht gestimmt hat. Allein durch seine Flinkheit ist FNR4 schon ein deutlich besseres Spiegelbild des Sports, als es die Serie je war.

Durch die Physik kehrt tatsächlich auch endlich die versprochene Taktik in die Serie ein: Eine ganze Reihe unterschiedlicher Haltungs- und Schlag-Stile wird vom Spiel untereinander zu ziemlich individuellen Kämpfern kombiniert, bei denen endlich auch Größe und die Länge der Arme (von „kurz“ bis „sehr lang“ gibt es vier Stufen) eine gewichtige Rolle spielen. Die Jungs, die in der Schule wegen der Länge ihrer Greifer noch als Orang-Utan gehänselt wurden, modellieren weniger üppig ausgestatteten Fightern von außen das Gesicht zu einem täuschend echten Picasso um und diktieren damit - wenn sie die Distanz halten können - Tempo und Rhythmus des Kampfes nach Belieben.

Kurzärmlige Schläger hingegen suchen mit geschickten Kopfbewegungen den schnellsten Weg dorthin, wo es wehtut, um mit ihrer Geometrie gerechten Haken und Uppercuts die große Reichweite ihres Gegners in einen gehörigen Nachteil zu verwandeln: Mit langen Armen ein nah stehendes Ziel mit voller Kraft zu treffen, ist zwar nicht ganz so schwer wie mit seiner Zungenspitze den eigenen Ellbogen zu berühren, aber nah dran.

Diese Gesetzmäßigkeiten entsprechen dem Realo-Vorbild ziemlich genau und sorgen für höchst taktische und faire Kämpfe, die jederzeit kippen können. Die Balance ist EA Canada im Großen und Ganzen ausgesprochen gut gelungen. Die nun prominenter vertretenen „Flash Knock-downs“, die einen Boxer mit nur einem Schlag ohne Vorwarnung und vorherige Angeschlagenheit auf die Matte schicken, sorgen dafür, dass man einen Teufel tut, die Deckung länger als nötig fallen zu lassen.

Fight Night Round 4 – Legacy-Modus HD

Und auch in Sachen Logik hat sich einiges getan. Vorbei die Zeiten, in denen sich chancenloses KI-Fallobst sieben Mal wieder auf die Beine stellt, um sich vom Spieler auf die Intensivstation befördern zu lassen. In meiner gesamten Spielzeit waren vier Knock-downs in einem Fight das Maximum und ich habe sogar einige Kämpfe in der ersten Runde nach zwei oder weniger Niederschlägen gewonnen. Diese Blitz-Siege werden mit dem Voranschreiten der Karriere naturgemäß seltener, weil man es mit immer stärkeren Gegnern zu tun bekommt; aber es gibt sie.

Gleichermaßen werden einige enge Kämpfe über die volle Distanz geführt und am Ende von den Punktrichtern entschieden, was in der Vergangenheit eher die Ausnahme als die Regel war. Wer einen Knock-out will, muss richtig arbeiten, aggressiv und hoch konzentriert spielen. Besonders erfreulich ist die Möglichkeit, die Spielbalance ähnlich wie mit den Gameplay-Sliders der NBA-2k-Reihe, nach den eigenen Vorstellungen anzupassen.

Ihr findet, das Geschehen ist zu blutig oder nicht blutig genug? Guckt ins Menü! Ihr findet den Champion-Schwierigkeitsgrad zu schwer, Pro aber zu einfach? Dann bleibt auf Pro und setzt den Schlagoutput, Offensiv- und Defensiv-Talente der KI herauf! Der Ringrichter bricht euch auch Kämpfe mit schweren Verletzungen zu selten ab? Auch dafür gibt es endlich einen fein justierbaren Slider. Diese Anpassungsfähigkeit ist vielleicht der größte Verdienst eines in der Default-Einstellung schon gut funktionierenden Spiels und entkräftet gleichzeitig die meisten Bedenken bezüglich des Ablaufs zwischen den Seilen. Einen solchen Komfort sollten in Zukunft alle Sporttitel bieten.

Eine Änderung, die man gutfinden kann, aber nicht muss, ist das neue Corner-Game. Anstatt wie damals mit einem Kühleisen eine halbe Minute das Gesicht seines Schützlings zu bügeln, erboxt man sich in der laufenden Runde nun Punkte für hohe Trefferquoten, Knock-downs und Wirkungstreffer Punkte, die man per Menü in die Erholung der drei Bereiche Gesundheit, Ausdauer und Schaden investieren kann. Meiner Meinung nach vielleicht keine aufregende, aber eine gelungene Ergänzung. Schließlich kommt so tatsächlich noch eine Prise zusätzlicher Taktik ins Spiel.

Alexander Bohn-Elias Avatar
Alexander Bohn-Elias: Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

In diesem artikel

Fight Night Round 4

PS3, Xbox 360

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