Filco Majestouch 2 Keyboard - Minimalismus und Perfektion
Und der hohe Preis, den man dafür bezahlen muss.
Ich liebe diese Tastatur. Ich liebe jeden einzelnen Anschlag, jedes Klicken, das die Tasten so lautstark von sich geben. Es ist die perfekte Tastatur für Leute wie mich, die keine einzige Zusatzfunktion der anderen Gaming-Keyboards wirklich nutzen oder nur wollen. Die Filco Majestouch 2 ist Purismus pur und auch das liebe ich an einer Tastatur. Die Frage ist nur: Kann Liebe allein den Preis von 170 Euro rechtfertigen?
Bevor es zur Antwort geht, erst einmal ein Blick auf das Außen- und Innenleben des denkbar harmlos und von Weitem wie eigentlich auch von Nahem eher wie das 20-Euro-Standard-Modell erscheinenden Keyboards. Lediglich beim Anheben der 1,2 Kilo zeigt sich, dass hier mehr verbaut sein muss und auch die generelle Haptik bestätigt dies. An der Majestouch 2 wackelt und klappert nichts. Oder zumindest fast. Die beiden Füßchen erfüllen zwar ihren Zweck, aber in ihrem Leichtplastik ohne Mechanik zum Feststellen fallen sie gerne um, wenn ihr das Keyboard mal von euch schiebt. Schade, gerade bei dem Preis. Aber sonst macht hier nichts den Eindruck, als würde es jemals auseinanderfallen. Nur das, was am Keyboard dranhängt, ist keine Meisterleistung. Ein simples Gummikabel, das mit knapp anderthalb Metern viel zu kurz geriet, sollte nicht sein. Mein PC steht neben dem Schreibtisch und selbst auf diese Strecke wird es schon knapp. PS/2- und USB-Verlängerungskabel kosten 3 Euro, ist jetzt nicht so wild, aber bei dem Preis hätte gleich eines dabei liegen sollen.
Im Inneren finden sich Cherrys MX-Tasten, die wahrscheinlich berühmtesten Tasten, seit es Keyboards gibt. Natürlich nur in mechanischen Keyboards. Die meisten Keyboards heutzutage nutzen kapazitive Kontakte. Hier liegt - simpel gesagt - unter der Taste eine kleine leitende Fläche, die auf einer unter den Tasten liegenden Leiterfläche Kontakte überbrückt und so ein Signal sendet. Für den Widerstand der Tasten gibt es verschiedene Techniken, angefangen von einer einfachen Folie, die heruntergedrückt wird bis hin zu Einzelfederungen, meist ist es eine Gummimatte. Bei einem mechanischen Keyboard ist jede einzelne Taste ein Baustein aus einer Federung bestimmten Widerstandes, die dann bei Kontakt ein Signal aussendet. Dieser Kontaktpunkt lässt sich innerhalb eines solchen Bausteines exakt bestimmen und kann zum Beispiel auch schon weit vor dem Kontakt mit dem Endpunkt des Federweges liegen. Cherrys MX-Tasten gelten als mit die Besten ihrer Art, insoweit als dass sie praktisch ewig halten (50 Millionen Anschläge) und sehr präzise und gleichmäßig arbeiten, was den Widerstand der Federwege der einzelnen Tasten angeht.
Die Majestouch 2 kommt in verschiedenen Varianten daher. Hier liegt eine mit blauen MXs als Testmuster, es gibt auch noch braune und schwarze MX-Keys. Das hat nichts mit besser oder schlechter zu tun, lediglich mit Vorlieben. Auch nicht mit der Farbe der Tasten außen, sonden nur der Mechanik im Inneren, die ihr normalerweise nicht zu Gesicht bekommt. Von außen sind sie alle Schwarz. Die (im Inneren) Blauen haben einen sehr geringen Widerstand am direkten Anschlag und geben schon nach 2 Millimetern einen Kontakt, der mit einem gut hörbaren Klicken quittiert wird. Wer schon mal ein altes IBM Model M benutzte, weiß ziemlich genau, wie sich das anfühlt, nur hier noch etwas leichtgängiger. Auf dem Weg nach unten nimmt der Widerstand zu. Dies sind keine Tasten, auf dem ihr die Finger auf den Tasten ruhen lassen könnt. Schnelles Tippen dagegen, schnelle WASD-Bewegungen, solche Dinge funktionieren perfekt. Die braunen MX-Mechaniken haben fast die gleichen Eigenschaften, nur dass das Klick-Geräusch auf ein absolutes, fast unhörbares Minimum reduziert wurde. Die schwarzen schließlich unterscheiden sich deutlich. Auch sie klicken kaum und der Weg des Widerstands von Anfang bis Ende des Federweges beginnt schon relativ hoch im Vergleich zu den blauen Tasten und steigert sich noch ein wenig. Ihr könnt hier bequem die Hand auf den Tasten ruhen lassen und müsst keine Angst haben, dass ein paar Gramm Belastung etwas auslösen. Beim Hersteller Diatec in Japan wird auch schon eine Version mit den roten MX-Tasten angeboten, die eine leichtgängige Version der schwarzen darstellen. Leider habe ich bei diesen noch kein deutsches Layout für die Majestouch 2 gesehen, aber es dürfte wohl auch noch kommen.
Wie schon gesagt, von der Qualität her ist es keine Frage, nur eine eurer persönlichen Vorlieben. Auch der Preis ist der gleiche, ihr müsst euch nur vor dem Kauf entscheiden. Die zweite Entscheidung, die ihr treffen müsst, ist, wie viele Tasten ihr gleichzeitig anschlagen wollt. Ein USB-Anschluss verkraftet maximal 6 Tasten plus gleichzeitig zwei Switch-Tasten (Alt, Strg, Shift). Ein PS2-Anschluss, der alle Ereignisse in Echtzeit sendet, statt auf passives Polling zu setzen - nicht ganz ohne das Thema, wer will kann sich einlesen - kann theoretisch alle gedrückten Tasten gleichzeitig verarbeiten. Das wird wohl keiner tun, aber ihr wisst selbst wie viele Tasten ihr in euren Lieblings-MMOs beispielsweise gedrückt halten wollt. Vor allem müsst ihr wissen, ob euer Mainboard überhaupt einen PS2-Anschluss hat, denn ohne den funktioniert das nicht. Mit einem PS2-USB-Adapter könnt ihr auch gleich zur USB-Version greifen.
Den klassischen Tastentest - haltet beide Shift-Tasten gedrückt und gebt dabei "THE QUICK BROWN FOX JUMPS OVER THE LAZY DOG" Taste für Taste ein - bestand das USB-Majestouch erwartungsgemäß perfekt und es lies sich auch sonst keine Kombination innerhalb des Limits der 6+2-Tasten-Regel finden, bei der eine Taste versagt hätte. Damit ist die Majestouch ein sogenanntes n-key-rollover-Keyboard. Damit wäre aber auch schon alles an Special-Features der Majestouch gesagt. Es gibt keine Sondertasten, keine Media-Tasten, keine Treiber-Spielereien, kein gar nichts. Anschließen und fertig.
Die Bauweise ist in der Breite recht kompakt, 44 cm schmal in der Version mit numerischen Block, 35 cm in der Tenkeyless-Version ohne diesen. Kein Zentimeter extra wird verschwendet, das gilt auch in die Tiefe. Was die Höhe angeht, liegt sie mit 2,5 cm an der vorderen Kante durch die mechanische Bauweise bedingt relativ hoch, was Laptop-Keyboad-Liebhaber abschrecken könnte. Ich bin es so gewöhnt und kann ohne Probleme über Stunden damit arbeiten, wer das anders sieht ... Pech. Ist halt so bei der Mechanik.
So, was die Majestouch 2 auszeichnet, hätten wir geklärt, nun ist es an der Frage, ob das Ding sein Geld wert ist. 170 Euro sind richtig Schütte für ein Keyboard, noch dazu eines, das keine Extras in der üblichen Form zu bieten hat. Ja, mechanische Tastaturen sind immer etwas teurer, aber das hier ist schon das obere Limit im gerade noch normalen Bereich. Würde ich es privat ausgeben? Ich würde zögern, ich würde ein Weilchen um das Majestouch virtuell herumschleichen, aber am Ende ... Ich weiß es nicht. Ich verbringe am Tag acht, neun, zehn oder mehr Stunden an diesem Gerät, ich lege keinen Wert auf Specials, habe so gut wie nie eine Sondertaste wirklich genutzt und alles, was ich will, ist der perfekte Anschlag, stabile Verarbeitung und Verlässlichkeit. Die Filco Majestouch 2 erfüllt alle diese Voraussetzungen. Andererseits, eine Cherry G80-3000 (60 Euro) hat auch die blauen Tasten, jedoch keinen n-key-rollover. Diesen hat die Qpad MK-50 (80 Euro), die aber eine weniger robuste Verarbeitung bietet, gleiches gilt für die Raptor K1 (70 Euro), deren etwas klapprigere Haptik einfach nicht so richtig Liebe auslöst. Rechtfertigt das den Preis der Majestouch 2? Vielleicht. Sie ist die Verbindung aller guten Eigenschaften in einem Paket, der Aufpreis dafür liegt bei bis zu 100 Euro. Viel Geld. Und trotzdem: Ich liebe dieses Keyboard. Es hat keine Mängel. Es ist perfekt.
Und teuer.
(Ok, die Aufstell-Füßchen sind Semi-Schrott, aber die sind bei so ziemlich allen Konkurrenten auch nicht besser. Muss eine Art Verschwörung sein.)
Die Filco Majestouch 2 wird in Deutschland über getdigital.de vertrieben. Hier findet ihr die verschiedenen Versionen der Majestouch, sowie seltsames Tastatur-Zubehör wie den lange gesuchten Any-Key oder den Panic-Button.