Final Fantasy 1 bis 6 im Bundle für nur 75 Euro! Das wäre ein Mega-Deal...
...wenn wir 1995 hätten.
Mann kann aus der Nostalgie richtig Geld machen. Limited Run Games weiß davon ein Einnahmen-Spreadsheet-Lied zu singen, wenn sie die nächste Castlevania-Müllsammlung für 180 Euro in Richtung nostalgisch verklärter Seelen werfen, zusammengeklaubt aus dem Feinsten, was die Werkstätten von Aliexpress so hergeben.
Final Fantasy 1 bis 6 zeigt nun, dass solche Umweltsauerei gar nicht nötig ist und im Laufe der kommenden Jahre keine Schildkröte mehr an einem Monkey-Island-Collector's-Strohhalm sterben muss. Man kann das auch komplett digital abwickeln. Zum Beispiel, indem man die mittlerweile zig Jahre alten, optisch nicht mal halb gelungenen Remaster der Mobile-Versionen von Final Fantasy nimmt, ihnen eine Minimal-Politur verpasst und unter um ein "Pixel" erweitertem Namen neu raushaut.
Das Ergebnis nennt sich Final Fantasy Pixel Remaster und es ist im Grunde das, was ihr bekommt, wenn ihr einen NES / SNES-Emulator anwerft, ein paar Einstellungen zur Pixel-Skalierung anschaltet und so lange daran rumfummelt, bis die Klassiker aussehen, als hätte sie jemand im RPG Maker nachgebaut. Das klingt doch nach dem, was mir im Final-Fantasy-Leben noch gefehlt hat und für das ich doch glatt, nun, sagen wir mal 10 Euro hinlegen würde. Ja, alle sechs Spiele, von denen das Jüngste 25 und das Älteste 34 (!) Jahre alt ist, zusammen für 10 Euro, warum nicht.
Ich würde es immer noch mit einem gewissen Widerwillen spielen, denn was auch immer man genau hier getrieben hat, das Ergebnis ist grausig. Diverse verschiedene Auflösungen und Skalierungen tummeln sich in einem einzelnen Screen. Ganz, als wäre ein Team für die alten Pixel, eines für Helden und Monster, eines für die Text-Boxen und eines für die Schriftart zuständig gewesen. Diese Teams wussten nichts voneinander, während ein fünftes alles irgendwie zusammenpfriemelte.
Um darüber hinwegzutrösten, dass die Spiele selbst hässlicher sind als je zuvor, gibt es ein paar Verbesserungen in den Menüs, Zeitraffer, einen Auto-Kampf - den euch jeder Emulator mit Dauerfeuer und Zeitraffer auch liefert - und einen neu arrangierten Soundtrack. Der ist sicher wirklich gut, da gab es nie viel dran zu rütteln und angesichts des visuellen Schleudertraumas bin ich ob solch opulenter Verbesserungen fast zu Tränen gerührt.
Für diese Mischung aus dezenter spielerischer Bereinigung, gefälliger Akustik und einem Look, der zeigt, was passiert, wenn der Scaler kaputt ist, zahlt ihr auf Steam komplett nur 75 Euro. "Nur", weil das immer noch besser ist als die 96 Euro, die die Spiele beim Einzelkauf kosten würden. Die ersten beiden liegen bei knapp 12 Euro, die anderen vier bei 18. Und damit keiner sagt, man kriegt ja nicht nur das Spiel: Den Soundtrack und ein paar Wallpaper gibt es immer noch dazu.
1995, 96 oder 97 wäre ein solches Bundle ein Killer-Angebot gewesen, das noch einmal den Verkauf von Super Nintendos angekurbelt hätte - und die Grafik wäre auch noch zumindest kohärenter gewesen. Heute... Square Enix kann das besser. Sie sind nie ganz billig, wenn es um ihre Klassiker geht. Siehe das aktuelle Legend of Mana Remaster, aktuell für auch recht stolze 30 Euro, aber das sieht wenigstens gut aus und ist viel neuer. Von wann ist das eigentlich? 1995?!... Es gibt so viele legendär gute Indies für die Hälfte dessen.
Konami zeigt mit seinen Retro-Bundles, wie es besser geht. Und wenn Konami 2021 im Gaming-Bereich jenseits von Fußball und Sammelkarten irgendwas besser macht, dann sollte das einem zu denken geben.
Sollte Interesse bestehen: Final Fantasy 1-6 Pixel Remaster auf Steam