Final Fantasy 13-2 und Lightning Returns: Weit besser als ihr Ruf
Zeit für eine zweite Chance auf dem PC
Der Name Final Fantasy hat viel von seiner einstigen Kraft zur Hochzeit in den späten 90ern verloren. Konnte man sich damals noch sicher sein, dass jeder Titel ein garantierter Hit sein würde, steht die Fan-Gemeinde jedem neuen Spiel der Reihe heute äußerst skeptisch gegenüber. Der Fall des Vertrauens begann wahrscheinlich auf der PlayStation 2 mit Final Fantasy 10-2 sowie Final Fantasy 12. Obwohl es sich in beiden Fällen um äußerst gelungene Spiele handelt, änderten sie ihre Grundmechaniken zu stark, was vielen Anhängern nicht gefiel. Auch ich gehörte damals zur enttäuschten Gruppierung. Mittlerweile kann ich die Titel rückblickend und ohne meine arbiträren Anforderungen an bestimmte spielerische Elemente als das betrachten, was sie sein wollten, ohne sinnlose Erwartungen in den Vordergrund zu rücken. Manchmal ist es für das eigene Vergnügen besser, wenn man sich vom Namen und dem damit verbundenen Ballast entfernt, um das eigentliche Spiel genießen zu können.
Mit einer ähnlichen Herangehensweise könnten auch die in meinen Augen zu Unrecht gehassten Einträge Final Fantasy 13-2 sowie Lightning Returns - nun auch auf PC für jeweils ca. 15 Euro erhältlich - mit zeitlich gewonnenem Abstand von vielen besser aufgefasst werden. Vergesst am besten ihren Serienhintergrund und betrachtet sie als eigenständige Spiele, obwohl die Handlung selbst an den jeweiligen Vorgänger gebunden ist. Da die Geschichten jedoch vollkommen banal, schwachsinnig und auf unterstem Anime-Niveau sind, interessieren mich die narrativen Zusammenhänge relativ wenig. Nur sollten Leute mit einer unüberwindbar starken Präferenz für handlungsbetonte Rollenspiele weiterhin großen Abstand halten. Sowohl in 13-2 als auch Lightning Returns ist die Story lachhaft schlecht.
Stattdessen solltet ihr die kürzlich erschienenen Neuveröffentlichungen beider Titel auf Steam nutzen, um euch in ihre schönen Welten mit zwei fantastischen Kampfsystemen zu begeben. Zwar sind die Mechaniken in beiden Spielen grundlegend verschieden, doch symbolisieren beide eine Art Verschmelzung zwischen rundenbasierten Gefechten und Echtzeitkämpfen. Final Fantasy 13-2 spielt sich für einen rundenbasierten Titel überraschend flott und verlangt auf dem normalen Schwierigkeitsgrad die ständige Nutzung der richtigen Taktik. Besiegt ihr zumindest in der Anfangsphase noch problemlos alle Feinde mit ein wenig Knopfdrücken, müsst ihr spätestens ab dem dritten oder vierten Boss die richtigen Schwachstellen finden und sie mit den passenden Zustandsveränderungen sowie Zaubern ausnutzen. Dazu wechselt ihr blitzschnell zwischen zahlreichen Jobklassen und seid zu jeder Sekunde aktiv in den Kampf verwickelt. Wer ältere rundenbasierte Systeme zu langweilig oder wenig interaktiv fand, hat hier wahrscheinlich eher seine Freude. Der Teil ist bis auf ein paar optionale Monster nicht schwer, trotzdem müsst ihr aktiv an den Gefechten teilnehmen und schnell die optimalsten Aktionen wählen. Es bleibt also interessant, ohne zu überfordern.
Obwohl ihr nur zwei Hauptfiguren das gesamte Abenteuer in eurer Gruppe habt, dürft ihr normale Monster als eine Art Pokemon-Ersatz fangen, sie trainieren und als drittes Mitglied zu euch in den Kampf holen. Somit gibt man euch die Möglichkeit, verschiedene Team-Konstellationen zu kreieren, ohne ständig mehrere Hauptcharaktere abwechselnd aufzustufen, damit keiner den Anschluss verliert. Schließlich steigt der Monster-Level in den Umgebung mit an und da ihr nur eine aktive Kreatur in der Gruppe haben könnt, jongliert ihr kein halbes Dutzend Viecher gleichzeitig. Es nimmt sich praktisch das Beste aus beiden Welten, wobei sich der einzige Kompromiss in einer leicht reduzierten Komplexität zeigt.
Auch der Weltenwechsel ist recht unkonventionell. Final Fantasy 13-2 nutzt als zentrale Prämisse die Thematik von Zeitreisen. Statt eine große, zusammenhängende Welt abzubilden, durften die einzelnen Areale in sich geschlossen sein. Keine Angst. Im Gegensatz zum Vorgänger sind das keine stupiden Levelschläuche. Eher kleine Hub-Areale mit verschiedenen Wegen. Erkundung ist demnach gewünscht und wird vom Spiel durch zahlreiche Nebenaufgaben gefördert. Für manche müsst ihr sogar einzelne Gebiete zu unterschiedlichen Zeiten bereisen und zukünftige Ereignisse beeinflussen. Optionale Inhalte fühlen sich nicht wie überflüssige Aufgaben für das End-Game an. Stattdessen sind sie ein Teil der Hauptkampagne und thematisch einheitlich mit dem restlichen Spiel.
Beim Nachfolger Lightning Returns erwartet euch ein vollkommen anderer Aufbau. Ich konnte die teils starke Kritik zur Veröffentlichung vor zwei Jahren gut verstehen, trotzdem gefielen mir die einzigartigen Elemente so sehr, dass ich im damaligen Test sehr positiv über meine Erfahrung sprach. Lightning Returns ist fast so etwas wie das Gegenstück zum Start der Trilogie. Statt sehr konventionelle Inhalte auf Hochglanz zu polieren, vermischt es eigenartige Mechaniken ohne spürbare Politur. Es sieht von allen Teilen am schlechtesten aus, bietet die wenigsten Orte und ist für mich dennoch das interessanteste Final Fantasy der vergangenen zehn Jahre.
Hauptmerkmal ist ein ständiger Zeitdruck während des Abenteuers. Effektiv stehen euch nur wenige Tage zur Rettung der Menschheit zur Verfügung, bevor die aktuelle Welt zerstört und eine neue aus ihrer Asche erschaffen wird. Sofort sollte jeder nachvollziehen können, warum so viele Leute dieses Spiel verabscheuen. Allein der Gedanke an eine Befristung verbinden wenige Personen mit Spaß. Ganz besonders in einem knapp 30 Stunden andauernden Rollenspiel.
Aber gerade diese Eigenschaft gefällt mir an Lightning Returns so sehr. Da fast alle Nebenaufgaben nur zu bestimmten Zeiten aktiviert werden können und ihre Voraussetzungen ebenso das Zeitelement nutzen, fügt sich alles zusammen. Selbst Kämpfe können für zusätzliche Stunden auf eurer Uhr taktisch genutzt werden. Diese heben sich ebenso von der restlichen Serie ab und haben mehr Gemeinsamkeiten mit den sehr unterschätzten Valkyrie-Profile-Spielen. Wechselt zwischen unterschiedlichen Kostümen und setzt ihre Attacken durch das Management der jeweiligen Aktionsleiste ein. Neben der strategisch korrekten Auswahl der Manöver müsst ihr zudem das richtige Timing abwarten, um den größten Nutzen zu erzielen.
Alles ist ein wenig holprig umgesetzt und würden mehr Spiele diese Mechaniken verwenden, wäre meine Freude an ihnen nicht so groß. Das gilt gleichermaßen für Final Fantasy 13-2. Man merkt deutlich, dass beide nicht das gigantische Budget von Final Fantasy 13 hatten und verglichen damit auch in kürzester Zeit entwickeln wurden. Aber sie versuchten abseits der dämlichen Geschichten, neue Wege zu gehen und für die Serie unbekannte Mechaniken einzuführen.
Falls ihr die Teile damals auf den Konsolen verpasst habt oder euch wegen falscher Erwartungen an den Namen nicht über die befremdlichen Eigenschaften ungehindert freuen konntet, solltet ihr den Spielen auf dem PC eine zweite Chance geben. Ich sage nicht, dass sie plötzlich vollkommen vom Hocker reißen, aber spielerisch dennoch überraschen können. Für den gefragten Preis von jeweils 16 Euro keine allzu hohe Investition.
Und falls der Funke nach zwei Stunden nicht übergesprungen ist, bleibt noch immer die Rückgabe.