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Final Fantasy 7 Rebirth im Test: Ein bezauberndes Remake mit kleinen Schwächen

Wolkig mit Aussicht auf Materiabällchen.

Gelungenes Remake zwischen nostalgischer Erinnerung und Fortsetzung mit einem starken Kampfsystem – in einem umfangreichen Abenteuer mit kleinen Fehlern, aber auch vielen liebevollen Kleinigkeiten.

Final Fantasy 7 gehört zu jenen Spielen, die ich nach dem Ende gleich noch mal begonnen habe. Nein, nicht das Original, sondern den Vorgänger, der noch das Wort Remake im Namen hatte. Die mit stilvoller Retro-Ästhetik versehene Science-Fiction-Welt, das starke Kampfsystem und ganz besonders die Art und Weise, mit der Square Enix die bekannte Geschichte nicht nur einfach wiederholt, sondern ihr auf behutsame Art neue Fäden einspinnt, hatten es mir angetan.

Und genau da macht das neue Spiel natürlich weiter, denn lasst euch nicht davon irritieren, dass es keine Zahl im Namen trägt: Final Fantasy 7 Rebirth ist Teil zwei der Remake-Trilogie, die eins der bekanntesten und beliebtesten Spiele aller Zeiten neu aufleben lässt. Jedenfalls kommen nostalgische Erinnerung und die Spannung einer Fortsetzung auch in Rebirth auf so gelungene Art zusammen wie im Vorgänger schon. Weder als Fan des Originals noch als Neueinsteiger in Sachen Final Fantasy 7 sollte man sich dieses Abenteuer daher entgehen lassen.

Nun finde ich es weiterhin schade, dass sich die Inszenierung am Klamauk und an der plakativen Dramatik eher jugendgerechter Anime orientiert, was für mein Empfinden im seltsamen Widerspruch zur eigentlich ernsten Geschichte steht. Die in der Erweiterung zu Remake noch angenehm quirlige Yuffie finde ich diesmal sogar viel zu überdreht, die ständig mit gekreuzten Beinen kichernden Frauen zeichnen ein unnötig infantiles Frauenbild und subtile Zwischentöne gibt es ohnehin nicht, wenn einem die Charaktere höchstpersönlich lang und breit erzählen, worum es in der Geschichte gerade geht, anstatt das durch kleine Aktionen behutsam aufzubauen.

Mir muss auch mal jemand erklären, was besonders Tifa und Aerith an Cloud eigentlich finden, der sein beziehungsfeindliches Verhalten hauptsächlich mit abweisendem Murmeln, enervierendem Grunzen und katatonischer Schockstarre kompensiert. Immerhin darf der Herr irgendwann wählen, mit wem er auf ein Date geht, weshalb eine zumindest halbwegs glaubwürdige Hinführung in Sachen Romantik durchaus angebracht wäre. Von DER Szene mal ganz zu schweigen.

Versteht mich nicht falsch: Rebirth hat mehr coole als fragwürdige Momente – oft in Filmszenen, die ihre erzählerische Kraft aus ikonischen Einstellungen ziehen. Von den interessanten Fragezeichen über der neu aufgerollten Geschichte ganz zu schweigen. Mitunter blitzt sogar ein charmanter Witz durch und was mir besonders gut gefällt: Square Enix zeigt auch die Welt hinter dem schwarz-weißen Schema von Gut gegen Böse.

Nehmt am besten die seit kurzem verfügbare Demo; das ist der Einstieg des Spiels, in dem Cloud diesmal viel länger als im Original an der Seite des übergroßen Antagonisten Sephiroth unterwegs ist. Man lernt ihn und die Beziehung der beiden dadurch viel besser kennen, während man später sogar mit den Soldaten des fiesen Shinra-Konzerns zusammenarbeitet und so ebenfalls einen Einblick erhält, der anno 1997 nur angerissen wurde.

Final Fantasy 7 Rebirth - Test

Ich mag diese Momente. Ich mag vor allem die Tatsache, dass sie sich diesmal besser entfalten können. Denn in Rebirth kann man sich an vielen Schauplätzen viel freier bewegen als in Remake, ist stellenweise sogar in sehr großen offenen Arealen unterwegs und lernt dort nicht nur Land und Leute besser kennen, sondern vertreibt sich die Zeit auch mit Nebenmissionen, Minispielen und anderen Herausforderungen.

Interessanterweise ist es dabei immer noch ein sehr geradliniges Abenteuer, das man wie am Schnürchen spielen kann. Selbst dann ist es kein kurzes Spiel! Wer seine Helden allerdings für die imposanten Bosskämpfe stärken oder das bisher größte Final Fantasy 7 einfach in Ruhe genießen will, der kann locker 80 Stunden und mehr hineinstecken – Game Director Naoki Hamaguchi spricht von mehr als 100 Stunden.

Das größte Final Fantasy 7

Und was macht man in diesen 100 Stunden? Zum einen sind da natürlich ausführliche Sequenzen entlang des roten Fadens, in denen man eine Zeitlang streng der Handlung folgt und häufig etwas spielmechanisch oder inhaltlich Ungewöhnliches passiert. Zum anderen dienen die weitläufigen Areale dafür dem gemütlichen Abarbeiten von Quests und Aufgaben zwischen diesen geradlinigen Handlungsabschnitten. Das ist nicht immer von Vorteil, da die beiden Elemente wie zwei verschiedene Abenteuer wirken können und es in der offenen Welt ein paar spielerisch gehaltlose Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen gibt.

Dazu zählen das Öffnen aller Kisten um ein bestimmtes Haus herum und auch das ständige Sammeln von Ressourcen, mit denen man Ausrüstung und Verbrauchsgegenstände herstellen kann. Das hat ja alles keinen Anspruch. Und gerade das Craften hätte dieses Spiel gar nicht gebraucht, da es das ohnehin vorhandene Kaufen und Verkaufen nicht sinnvoll erweitert.

Abgesehen davon mochte ich es noch nie, X von Y Kisten zu finden, um eine kleine Location als „erledigt“ abzuhaken. Ich spiele doch nicht, um Ergebnisse in eine Excel-Tabelle einzutragen, sondern weil ich in eine plastische Welt abtauchen will – gut versteckte, seltene Kisten mit dafür umso wertvolleren Waffen zu entdecken, hätte mir deshalb besser gefallen. Solche markanten Orte hätte man zudem für ein Environmental Storytelling nutzen können, das hier ebenfalls nicht ganz ausgereizt wird.

Aber genug gemeckert. Viele Panoramen sind dafür nämlich schlicht fantastisch, während die nahe Umgebung ungemein idyllisch wirkt. Altmodischer Retro-Schick, die futuristische Technokratie und weitere Umgebungen ergänzen die abwechslungsreichen Kulissen. Ortschaften sind voller Leben sowie mit liebevollen Kleinigkeiten gespickt und ich habe mehrmals den Fotomodus bemüht, um Clouds ikonischen Umriss vor einem riesigen Containerschiff oder über weiten Tälern abzulichten.

Ja, viele Menschen stehen nur am Fleck, manche Details tauchen erst spät auf und verwaschene Texturen findet man an allen Ecken und Enden. Alles in allem mag ich das „saubere“ Artdesign von Cloud-Vater Nomura aber sehr und genieße den flüssigen Performance-Modus. Lasst euch von den Screenshots nicht täuschen: Final Fantasy 7 Rebirth nutzt zahlreiche Effekte, wegen denen es auf manchen Bildern seltsam überladen aussieht. In Bewegung ist es tausendmal schöner als auf den Schnappschüssen! Das gilt besonders für die ebenso rasanten wie taktisch geprägten Gefechte.


Ihr seid an Final Fantasy 7 Rebirth interessiert, habt den Vorgänger aber noch gar nicht gespielt? Dann werft einen Blick auf das nur im PlayStation Store erhältliche Doppelpack, welches ohne Aufpreis sowohl Rebirth als auch Remake enthält. So oder so kostet das Spiel dort knapp 80 Euro, während die bei Amazon und Saturn erhältliche Ausgabe für knapp 70 Euro verkauft wird. Im Rahmen einer Deluxe Edition erhaltet ihr außerdem einige Stücke des Soundtracks, ein Artbook sowie eine Zauberpott-Materia und ein lebensspendendes Halsband als Accessoire im Fall der digitalen Fassung beziehungsweise ein Steelbook und ein Wendecover für die physische Version.
  • Amazon
  • Saturn
  • Saturn
  • PlayStation Store

  • Lasst mich aber noch einen Moment bei der offenen Welt bleiben, denn in der erfüllt man ja nicht nur belangloses Hinlaufen-und-Anklicken, sondern erledigt auch Nebenmissionen, an denen mal mehr, mal weniger interessante Geschichten hängen. Außerdem sammelt man in besonderen Kämpfen Punkte, wenn man sie unter bestimmten Bedingungen abschließt. Nicht zuletzt fängt man in einigen Arealen ein Chocobo, um es anschließend als Reittier zu nutzen, und vertreibt sich in einer Reihe an Minispielen die Zeit.

    Und oh, diese Minispiele! Die sind nicht alle grandios. Aber alleine das Sammelkartenspiel Queen’s Blood (Deutsch: Blut der Königin) hat es ganz schön in sich und erlaubt ein martialisches Taktieren, das in den ersten Partien noch gar nicht ersichtlich ist. Neue Kartenpakete gehören jedenfalls zum Ersten, das ich bei Händlern kaufe – alles mit Spielwährung, versteht sich. Hier hängen keine Mikrotransaktion dran.

    Es kommen verschiedene Wettrennen, Box-Duelle sowie ein überarbeitetes Fort Gondor hinzu, das mich auf eine amüsante Art überrascht hat, die ich nicht vorwegnehmen will. Am meisten gefällt mir aber, dass man sich an ein Klavier setzen und beliebig darauf herumklimpern kann. Na, sicher erinnert das frappierend an The Last of Us! Das ändert allerdings wenig daran, wie gut das funktioniert. Immerhin wechselt man zwischen verschiedenen Oktaven sowie Akkorden, spielt Halbtöne und mehr.

    Dabei ist man selbstverständlich nicht darauf angewiesen, erst das System zu lernen, denn einige der bekannten Melodien klimpert man als einfaches Rhythmusspiel einfach nach, indem man im angezeigten Augenblick die Analogsticks kippt. Ich finde es bezaubernd, auf diese Art selbst ein paar der liebgewonnenen Ohrwürmer zu spielen. Schön also, dass es das gibt!

    Überhaupt muss ich den exzellenten Soundtrack erwähnen. In welchem Ausmaß hier vertraute Themen ständig neu arrangiert werden und wie konsequent fast jede kleine Szene mit einem extra dafür geschriebenen Stück begleitet wird, sucht zumindest in diesem Umfang seinesgleichen. Das sorgt dafür, dass Final Fantasy 7 Rebirth einen sehr cineastischen Eindruck hinterlässt.

    Was die Aktivitäten angeht, ist da außerdem noch Chadley, dessen Kampfsimulator nicht nur zum Üben gut ist, sondern in dem man wie im Vorgänger schon Esper freischaltet, die man in größeren Gefechten als mächtige Helfer beschwören kann. Zusätzlich ist es aber vor allem Chadley, der quasi den Fortschritt beim Erkunden festhält und unter anderem mit wertvollen Materia-Zaubern belohnt.

    Das ist schließlich der Hauptgrund, der zum Erledigen der vielen Aufgaben motiviert: Man wird sowohl mit besserer Ausrüstung als auch neuen Fähigkeiten belohnt. Es ist ja kein Geheimnis, dass Rollenspiel-Helden mit jedem Kampf an Erfahrung gewinnen, die sie in das Erweitern ihres Könnens stecken. Dazu zählen passive Verstärker (erhöhte Lebensenergie, eine Erhöhung der Magiepunkte usw.) ebenso wie Aktionen, die sie im Zusammenspiel mit ihren Mitstreitern ausführen können.

    Vielfalt und Spektakel im Kampf

    Denn das Kampfsystem ist ebenfalls ein Punkt, an dem sich Rebirth zwar nicht wesentlich von seinem Vorgänger unterscheidet, aber ihn an gleich mehreren Stellen auf durchdachte Art erweitert. Wobei einiges davon schon in der Intergrade-Erweiterung von Remake hinzukam. Sprich, grundsätzlich erwartet euch das Altbekannte: Bis zu drei Charaktere nehmen am Kampf teil und ihr könnt jederzeit einen davon steuern.

    Dabei ladet ihr durch erfolgreiche Hiebe, Streiche, Schläge, Schüsse und Tritte dessen ATB-Leiste auf, um damit besonders wirkungsvolle Angriffe auszuführen oder Zauber sowie Gegenstände zu benutzen. Um ATB kommt ihr also nicht herum, das muss für fast jede Aktion vorhanden sein. Gut daher, dass es sich (ganz langsam) auch von alleine auflädt – im Allgemeinen solltet ihr dafür aber auf die gewünschte Figur wechseln.

    Das ist schon deshalb sinnvoll, weil sämtliche Kämpfer über einzigartige Fähigkeiten verfügen, was das überlegte Zusammenstellen der Party wiederum so wichtig macht. Immerhin darf man diesmal frei wählen, mit welchen Charakteren man die Gefechte austragen will. Es gibt zwar weiterhin Situationen, in denen die Gruppe vorgegeben ist, doch die sind in der Unterzahl, falls man die offenen Abschnitte nicht weitgehend ignoriert.

    Und wie gesagt: Die Helden agieren diesmal nicht nur alle für sich, sondern führen manche Aktionen auch gemeinsam aus. So gibt es neben den regulären Angriffen zum Aufladen der ATB-Leiste auch solche, die sie im Zusammenspiel mit einem Begleiter ausführen. Tifa führt dann mit Aerith an ihrer Seite einen gesprungenen Angriff aus, während Aerith einen Mitstreiter zu ihrer Verteidigung ruft und Red XIII erst ausweicht, um dann einen Konter zu landen.

    Die neue Zusammenarbeit geht aber noch weiter, denn nutzen zwei Charaktere mehrmals bestimmte ATB-Aktionen, darf man mit ihnen einen so genannten Synergieangriff (Deutsch: Synchro-Fertigkeit) ausführen.

    Selbstverständlich spezialisiert man die Charaktere außerdem über das Verteilen von Materiakugeln, die eine Vielzahl an Elementarangriffen, Heilzaubern und mehr enthalten. Nicht zu vergessen auch spezielle Slots in den Waffen, mit denen man deren besondere Eigenschaften stärkt oder die Grundwerte der Kämpfer unterstützt. Hinzu kommen neue Elementarangriffe, die keine Magiepunkte kosten. Das hilft unter anderem dabei, dass man Aerith noch gezielter zur Magierin entwickeln kann, während man ihren Begleitern Materia mit auf den Weg gibt, die nicht zwangsweise alle Elemente abdecken muss.

    Ein Vorteil der ganzen Neuerungen: Das Tohuwabohu vor allem in größeren Gefechten ist jetzt noch spektakulärer als es ohnehin schon war. Spätestens, wenn man einen Esper beschwört, die jetzt übrigens viel häufiger zur Verfügung stehen, überschlägt sich Clouds Odyssey mitunter regelrecht.

    Wenn man den Kämpfen eins vorwerfen kann, dann dass man sich von den vielen einzigartigen taktischen Optionen vielleicht erschlagen fühlt. Doch lasst euch davon nicht irritieren. Überlegt einfach, was ihr erreichen wollt, und welche Aktionen euch dorthin bringen. Nach wie vor bleibt das Spiel bei der Auswahl einer Aktion dann in Superzeitlupe fast stehen, sodass man mehr als genug Zeit für die taktische Planung hat.

    Mit anderen Worten: Ich bin erneut sehr angetan von der Art und Weise, mit der Square Enix seinen großen Klassiker modernisiert – so sehr, dass ich wohl auch diesen Teil gleich wieder von vorn beginnen werde!

    Final Fantasy 7 Rebirth – Fazit

    Einige grafische Schwächen sind nicht zu übersehen, die im Grunde sympathische Erzählweise bleibt oft oberflächlich und in der offenen Welt hat man ein wenig zu sehr mit reiner Fleißarbeit zu tun: Wie sein Vorgänger ist auch Final Fantasy 7 Rebirth kein perfektes Rollenspiel. Gleichzeitig steckt im mittleren Teil der Remake-Trilogie aber eine Vielzahl liebevoller Details, die ihn sowohl inhaltlich als auch visuell und akustisch zu einem traumhaften Vergnügen machen. Gefühlt hat sich Square Enix an jeder Ecke etliche Gedanken um zahlreiche Kleinigkeiten gemacht, eine Reihe unterhaltsamer Minispiele am Wegrand versteckt und ganz besonders das zentrale Kampfsystem so sinnvoll erweitert, dass jedes Gefecht eine wahre Freude ist – von den spektakulären Showdowns gegen beeindruckende Bosse ganz zu schweigen! Trotz ein paar ärgerlicher Schwächen kann ich euch dieses bezaubernde Abenteuer daher nur sehr ans Herz legen.

    Final Fantasy 7 Rebirth
    PROCONTRA
    • elungenes Wiederbeleben der bekannten Geschichte mit behutsam dazugefügten neuen Elementen…
    • Viele offene Areale mit verschiedenen Nebenmissionen, Herausforderungen und unterhaltsamen Minispielen…
    • Starkes Kampfsystem mit sehr individuellen Charakteren und mehreren ineinandergreifenden Systemen
    • Famoser, ausgesprochen abwechslungsreicher Soundtrack mit zahlreichen Arrangements bekannter Melodien
    • Fantasievolle Kulisse mit vielen markanten Schauplätzen
    • Umfangreiches Menü zum Anpassen der Steuerung und Anzeigen an eigene Vorlieben
    • … der ein paar subtile Untertöne gutgetan hätten, da sie übermäßig plakativ erzählt wird
    • … auch wenn manches davon nur dem Zweck der Beschäftigung an sich vorhanden zu sein scheint
    • Viele spät ins Bild kommende Details, einige sehr unscharfe Texturen, plötzliche Hell-Dunkel-Wechsel sowie teils altmodisch animierte Charaktermodelle

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