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Final Fantasy Explorers - Test

Baby's First Monster Hunter.

Final Fantasy Explorers möchte gerne das einsteigerfreundliche Monster Hunter sein und verzichtet dabei auf die wichtigsten Eigenschaften.

Nach den ersten Bildern, Videos und Berichten zu Final Fantasy Explorers hatte ich mich ehrlich auf den neusten Spin-off-Versuch der japanischen Traditionsserie gefreut. Durch Monster Hunter 4 Ultimate bin ich vergangenes Jahr zum Fan von Capcoms Megaseller mutiert und Final Fantasy Explorers versprach eine ähnliche, wenn auch etwas weniger stressige Erfahrung. Ein Spiel, bei dem ich mich nicht zwingend zu wöchentlichen Gruppentreffen verpflichten muss, sondern problemlos zwischendurch ein paar Bosse legen kann und mir aus ihren Überresten kostbare Rüstungen zusammenschmiede.

Leider entfernt Final Fantasy Explorers so ziemlich alles, was Monster Hunter zu einem guten Spiel macht. Im Prinzip orientiert es sich nur lose an der Grundstruktur und tauscht das methodische Kampfsystem gegen langweiliges und schnell in Routine verfallenes Aktivieren MMO-typischer Fähigkeiten. Statt die korrekte Ausrichtung der eigenen Figur bei der Platzierung von Angriffen zu beachten, nutzt ihr die zielsichere Lock-on-Funktion als Krücke und prügelt blind auf den Gegner ein.

Was die Ausstrahlung von Persönlichkeit betrifft, liegt der Rückzugsort hier weit hinter jedem Monster-Hunter-Dorf.

In den ersten Stunden erwartet euch dabei keinerlei Widerstand. Die Lebensleiste der eigenen Figur überschreitet bereits zum Start die Größe eines kompletten Final-Fantasy-Teams und um Ausdauer braucht man sich keinerlei Sorgen zu machen. Sprinten verbraucht kaum Energie und selbst diese regeneriert sich vor der ersten Schlaganimation so rapide, dass man es überhaupt nicht beachten muss. Stumpfsinnig spurte ich von einem armseligen Feind zum nächsten und fühle mich dabei an die holprigen Zeiten alter Free-to-Play-MMOs erinnert.

Dabei spielt es sich nicht verkehrt. Schläge geben ein nettes Trefferfeedback, Spezialattacken drücken den feindlichen Kreaturen ordentlich Schaden rein und audiovisuell ist es wie für einen Square-Enix-Titel gewohnt fantastisch umgesetzt. Nur nützen mir all diese Faktoren nichts, wenn mich der zentrale Ablauf innerhalb der ersten Stunden in ein Wachkoma treibt. Da wie in Monster Hunter erlegte Gegner nur Materialien und keine Erfahrungspunkte hinterlassen, muss die Motivation durch den Wunsch nach dem nächsten Rüstungs-Set oder einer besseren Waffe erfolgen. Doch genau in diesem Punkt versagt Final Fantasy Explorers auf ganzer Linie.

Die zeitlichen Fristen für Aufträge hätten nicht gnädiger ausfallen können.

Die Genialität von Monster Hunter ist nicht die Tatsache, dass man einen Feind mehrfach legen muss, bis man die ausreichende Menge an Gegenständen für das lang ersehnte Upgrade erhält. Die schier endlose Freude entsteht durch die fortlaufende Entwicklung der eigenen Fähigkeiten. Während man eines der Biester Dutzende Male bezwingt, lernt man sein Verhalten und reagiert selbstbewusster in den Auseinandersetzungen. Treibt einen die erste Auseinandersetzung noch an den Rand des Wahnsinns, fühlen sich spätere Gefechte wie einstudiertes Grundschultheater an, das ihr im Halbschlaf aufführt. Je länger das Farmen einer Rüstung andauert, desto effektiver agiert ihr im Umgang mit den jeweiligen Monstern. Es sind also nicht bloß ein paar gestiegene Zahlen, die zum Sieg führen. Auch man selbst ist merklich besser geworden. Die optisch an die Bosse angelehnten Ausrüstungen sind dazu ein nettes Zeichen für diesen Wandel.

In Final Fantasy Explorers befindet ihr euch allerdings ständig in der letzten Phase dieses Feedback-Loop. Schon beim ersten Treffen sind die Kreaturen kein Problem und lassen sich mit stupiden Taktiken bezwingen. Dadurch fühlt sich der Grind eher wie Arbeit an. Ohne die Einarbeitung in komplexe Kombos, Angriffsmuster oder Gruppenaufteilungen geht die Motivation schnell flöten. Im späteren Verlauf werden die Aufgaben zwar etwas schwerer, nur fehlt weiterhin der Zwang zu speziellen Strategien. Lediglich bestimmte Statuswerte müssen angekurbelt werden, um die Herausforderungen zu bestehen. Jeden Teil eurer Ausrüstung könnt ihr ständig mit diversen Items verbessern und müsst dies ab einem gewissen Punkt sogar zwanghaft erledigen. Leider verringert es die Freude über komplett neue Rüstungen und mindert den zielstrebigen Blick auf das nächste Set.

Nur sehr wenige Gegner fühlen sich tatsächlich neu an.

„Im Multiplayer sieht es bestimmt viel besser aus", dachte ich mir und lud einen Freund zur gemeinsamen Bestienjagd ein. Mit einem stabileren Netzcode hätte dieses Vorhaben vielleicht sogar ganz gut funktioniert. In unserem Fall wurde nach fast jeder zweiten Mission einer aus der Lobby geschmissen. Manchmal sogar während eines Bosskampfes. Beim Versuch, fremden Leuten beizutreten, lief es nicht wirklich besser und so zog ich lieber wieder alleine durch die fantasievollen Gebiete.

Die letzte Hoffnung suchte ich schließlich im Jobsystem. Das bestimmt nicht nur eure Werte sowie Ausrüstungen, sondern ermöglicht euch das Erlernen verschiedenster Fähigkeiten, die ihr auch in anderen Klassen einsetzen dürft. Klingt nach hoher Vielfalt mit reichlich Tiefgang zum Austoben. In Wahrheit ist es allerdings nicht viel mehr als ein leeres Versprechen, dessen spielerische Auswirkungen zu gering ausfallen, als dass sich ausgiebiges Herumprobieren lohnen könnte.

Final Fantasy Explorers ist im Kern kein schlechtes Spiel. Nur ein verdammt Überflüssiges, das einen ab der ersten Spielminute effektiver als jede Schlaftablette zum Wegnicken bringt. Ich erkenne deutlich den Versuch, Capcoms Monster-Hunter-Formel zu kopieren und sie durch erhebliche Vereinfachung massentauglicher zu gestalten. Nur leider übersahen die Entwickler, wie der Wunsch nach besserer Ausrüstung an die Herausforderung gebunden ist. Ich kann es nicht empfehlen, aber die einzelnen Spielmechaniken sind kompetent genug umgesetzt, sodass zumindest für die Kleinen eine stressfreie Monster-Hunter-Erfahrung entstehen kann.

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