Final Fantasy IV: The After Years
Fast wie früher
Musikalisch werden zu 95% Nobuo Uematsus fantastische Original-Kompositionen von 1991 beibehalten – und damit kann ich gut leben, ist der Soundtrack von Final Fantasy IV doch einer der besten RPG-Scores überhaupt. Aber auch hier wurde sorgfältig aktualisiert: Für die Fortsetzung haben die Entwickler neue Arrangements spendiert. Die neuen Samples gefallen und verbessern den Klang, ohne den 16-Bit-Charme der Musik zu zerstören, auch die wenigen neuen Kompositionen fügen sich gut ins Gesamtbild ein. Die Soundeffekte sind einfach, aber stimmig, Attacken haben im Kampf die passende akustische Wucht.
Spielerisch wandelt The After Years auf vertrauten Pfaden. Das ATB-Kampfsystem verrichtet zuverlässig seinen Dienst und wie bereits der Vorgänger verzichtet auch das Sequel auf ein komplexes Skill-System. Dennoch gibt es zwei stimmige Neuerungen: Dank des neuen Band-Elements können nun zwei oder mehr Helden eine besonders effektive Team-Attacke starten. Diese muss aber erst gelernt werden.
So manches Team-Manöver eignet ihr euch automatisch im Verlauf der Geschichte an, andere müssen erst durch Experimentieren gefunden werden. Der Schwierigkeitsgrad schwankt hier leider ein wenig. Oft sind Gegner kaum mehr als billiges Kanonenfutter, dann wieder zieht euch ein kniffliger Boss im ersten Anlauf gnadenlos die Hosen aus. Veteranen kommen aber auch ohne große Level-Up-Sessions gut durch das Abenteuer.
Ebenfalls neu sind die Mondphasen: Vollmond, abnehmender Mond, Neumond oder zunehmender Mond beeinflussen das Kampfgeschehen. Mal werden Attacken von Helden und Monster geschwächt und schwarze Magie gestärkt, mal ist es genau anders herum. Auch bestimmte Monster tauchen nur zu bestimmten Mondphasen auf und so mancher Dungeon ist im Neumond weit knackiger als bei Vollmond. Nach 30 Minuten Spielzeit oder einer Übernachtung in Zelt oder Herberge ändert sich jeweils die Mondphase.
Mit einer Dauer um die sieben bis acht Stunden ist Final Fantasy IV: The After Years mit 800 Wii-Punkten – also 8 Euro - nicht allzu teuer bezahlt, aber die erste Episode ist lediglich der Auftakt zu einem großen Abenteuer und endet mit einem veritablen Cliffhanger. Wer sehen will, wie es mit Ceodore und den anderen weiter geht, der muss für weitere Downloads seine Börse zücken. Jeder Hauptfigur wird ein separates Kapitel mit einer Spielzeit von je zwei bis drei Stunden gewidmet, diese schlagen mit jeweils drei Euro zu Buche. Das abschließende große Kapitel, in dem die Spielstände aller anderen Abenteuer für das große Finale übernommen werden, verlangt weitere acht Euro. Summa summarum kommt man auf 37 Euro, will man das ganze Abenteuer erleben.
Aber bevor jemand nun bei „Nepper, Schlepper, Bauernfänger“ anruft: Für diese 37 Euro bekommt ihr den spielerischen Gegenwert eines vollwertigen Rollenspiels. Gut über 30 Stunden werden vergehen, bis Ceodore und Anhang ins große Finale ziehen. Zudem werden die neuen Kapitel über die nächsten Wochen hinweg veröffentlicht, da ist es durchaus nett, wenn man sich dann immer wieder auf das nächste Kapitel der spannend erzählten, wendungsreichen Geschichte freuen kann. Wie das eine bisher erhältliche Abenteuer Rydia´s Quest zeigt, funktioniert das episodische Format überraschend gut im Final-Fantasy-IV-Universum.
Eines gilt es aber zu beachten: Das Spiel kommt nicht nur ohne deutsche Texte daher, wer Final Fantasy IV selbst nicht kennt, sollte das dringend aufholen, bevor er sich auf The After Years stürzt. Auch wenn das Nötigste erklärt wird, so ist die Kenntnis von Handlung und Welt des Klassikers dem Spielspaß doch kolossal zuträglich. Dabei ist es dann auch egal, welche Fassung von Final Fantasy IV – SNES, PSone, GameBoy Advance oder Nintendo DS - ihr gespielt habt. Ich persönlich würde aber zur GameBoy Advance-Fassung raten, die ist nicht nur am dynamischsten, sie ist in Sachen Präsentation auch am nächsten an der Fortsetzung dran.
Final Fantasy IV: The After Years fühlt sich für mich wie Square Enix Geschenk an die alten Fans an. Das Spiel zeigt, dass ein zünftiges JRPG wunderbar ohne Endlos-Dialoge und Video-Overkill eine spannende Geschichte mit sympathischen Figuren erzählen kann. Die grafische Entschlackung kommt dabei dem Spielspaß nur zugute: Ein After Years-Kampf ist bereits vorbei, während manch anderes RPG gerade die üppige Kampf-Arena geladen hat.
Ich für meinen Teil gratuliere Square Enix und Matrix zu der mutigen Entscheidung, das eigene RPG-Flagschiff, das ja eigentlich seit Jahren für audiovisuellen Pomp in Reinkultur steht, so konsequent zu den spielerischen und grafischen Anfängen zurückzuführen. Final Fantasy IV: The After Years ist das perfekte Mittel gegen aufkommende RPG-Müdigkeit im Angesicht moderner Mammut-Rollenspiel-Epen. Ich empfehle dringend, zumindest einmal in die erste Episode reinzuschnuppern, die dafür fälligen acht Euro könnte man auch viel schlechter anlegen.
Final Fantasy IV: The After Years ist ab sofort für Wii online erhältlich.