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Final Fantasy Legend 2

Aka SaGa 2: Goddess of Destiny

Es gibt ein paar eherne JRPG-Gesetze. Der Spieler muss der Story in ziemlicher linearer Art und Weise folgen. Für besiegte Gegner gibt´s Erfahrungspunkte. Helden werden vom Spiel vorgegeben, steigen Levels auf und werden so stärker. Kennt man ja. Und dann gibt es da in Japan eine Serie, die diese Gesetzte seit jeher mit Füßen tritt. Entstanden ist sie 1989 auf dem GameBoy. Die ersten drei Gameboy-Episoden hießen in den USA Final Fantasy Legend, in Japan ist die Reihe unter dem Titel SaGa bekannt.

Aber trotz Namensvewirrung ist die SaGa-Reihe tatsächlich ein entfernter Final Fantasy-Verwandter. Akitoshi Kawazu, der kreative Kopf hinter der inzwischen neunteiligen Serie (Remakes rechnen wir hier mal nicht mit), ist auch der Vater der zweiten Final Fantasy-Episode. Die war experimentell, warf zahlreiche Konventionen des Originals über den Haufen und hat daher bis heute den Ruf des schwarzen Schafs der Serie. Aber während Final Fantasy mit Teil 3 dann wieder in vertraute Gameplay-Gewässer zurück ruderte, bekam der kreative Kawazu mit SaGa seine eigene Reihe, in der er seinen Ideen freien Lauf lassen und sich richtig austoben konnte.

Und das tat er so gründlich, dass die Reihe bis heute die Rollenspieler spaltet. Während die Fans die Serie für ihre mutigen, kreativen Ideen feiern, beklagen sich die anderen über enorm komplexe bis kryptische Systeme, und den durch die nichtlineare Natur der Spiele oft sehr hohen Schwierigkeitsgrad und das für ein JRPG sehr ungewöhnliche Storytelling. Wer sich einmal an Unlimited SaGa für die PS2 versucht hat, der wird das schnell nachvollziehen können. Dieses Jahr feiert SaGa nun sein 20-jähriges Jubiläum, Square Enix begeht diesen runden Geburtstag mit einem aufwändigen DS-Remake der zweiten GameBoy-Episode.

Die ehemals sehr nüchtern präsentierten Kämpfe haben stark an Dynamik gewonnen.

Aus den kleinen, grauen Sprites werden komplex modellierte Polygonhelden- und Monster im Cell-Shading Look, aus den einfachen Szenarien komplexe 3D-Bauten. Square Enix hat mittlerweile einfach raus, wie man der kleinen DS-Hardware beeindruckende Grafiken entlockt. Im Vergleich zum schwerfälligen Final Fantasy IV-Remake wirkt SaGa sehr flott und dynamisch. Die Grafik weckt mit ihrer flüssigen Darstellung und dem Comic-Look Erinnerungen an Dragon Quest Monsters Joker – auch das war schon ein technischer DS-Leckerbissen.

Höchste Qualitäten können wir auch der Musik bescheinigen. Hiroyuki Itos und Nobuo Uematsus Originalkompositionen das GameBoy-Originals wurden wunderschön neu arrangiert und weisen formidable Ohrwurm-Qualitäten auf. Wer einen Vorgeschmack bekommen möchte: Ein Besuch auf der offiziellen Seite von SaGa 2 bringt neben einem eindrucksvollen Trailer auch eine wundervolle Hörprobe des Titelthemas zu Tage. Unbedingt reinschauen und hören!

Bevor Final Fantasy-Fans sich jetzt aber die Hände reiben, muss ich noch einmal betonen: SaGa beziehungsweise Final Fantasy Legend ist eine ganz eigene Art von Rollenspiel und trotz optischer Verwandtschaft ein ganz eigenes Spielerlebnis. Ihr stellt eine vierköpfige Party aus vier verschiedenen Rassen – Mensch, Esper, Mecha und Monster – zusammen und geht auf die Suche nach den Magi, Überresten einer uralten Göttin. Und dabei funktioniert vieles anders als gewohnt. Da sind die Waffen, die nur begrenzt haltbar sind, noch relativ harmlos. Die größte Besonderheit: Die vier Rassen haben nicht nur verschiedene Eigenschaften, auch die Entwicklung der Charakterwerte ist für jede Rasse grundverschieden.

In den Nahaufnahmen wird deutlich, wie detailliert die Figuren gestaltet sind.

Menschen werden im Original beispielsweise nur durch den Konsum gekaufter Gegenstände stärker, und das geht natürlich ins Geld. Die Esper dagegen steigern ihre Werte je nach Leistung im Kampf und lernen so auch neue Fähigkeiten, laufen aber auch Gefahr, bereits beherrschte, nützliche Skills wieder zu vergessen, wenn sie etwas Neues lernen. Die Werte von Mechas sind einzig und allein von ihrer Ausrüstung abhängig und Monster können sich komplett verwandeln, wenn sie besiegte Gegner verputzen. Diese Systeme sollen sich auch im Remake wieder finden, auch wenn Produzent Akitoshi Kawazu dieses mal weniger Zufall und mehr Transparenz verspricht.

Im Gegenzug zu dieser Flexibilität in der Charakterentwicklung ist das eigentliche Abenteuer relativ kurz. Ein halbwegs geübter Rollenspieler soll sehr viel weniger Zeit brauchen, bis er den Abspann bewundern kann. Aber diese Kürze hat auch ihre Vorteile, denn je überschaubarer das Abenteuer, desto höher ist das Replay-Value mit einer anderen Party und einer anderen Strategie.

Ein West-Release ist bisher nicht bestätigt, aber in Anbetracht des guten Rufs der drei Final Fantasy Legend-Episoden im Westen, der hohen Qualität des Remakes und des zwanzigsten Geburtstags der Serie, ist es zweifelsohne nur eine Frage der Zeit, bis das Exoten-RPG-Remake auch für unsere Gefilde angekündigt wird. Experimentierfreudige Rollenspieler, die genug von generischen Schema F-Abenteuern haben, dürfen sich hoffentlich bald auf ein ebenso originelles wie hochwertiges Abenteuer freuen. Denn auch wenn das Spiel im Original schon viele Jahre auf dem Buckel hat, in Sachen Innovation und Originalität ist es auch heute noch den meisten modernen RPGs weit voraus.

SaGa – Goddess of Destiny soll noch 2009 in Japan erscheinen.

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Thomas Nickel Avatar
Thomas Nickel: Fest in der 16Bit-Ära verwurzelt, lehrt der freie Autor Spielegeschichte an der Frankfurter Games Academy. Wird eher selten vor Ego-Shootern gesichtet.
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