Final Fantasy VII
Erneuerer und Spalter
Endlich ist es soweit: Final Fantasy XIII ist fertig, steht in den Läden und hat die Fans mal wieder tief gespalten. Ein Teil der Fans liebt das Spiel für sein Kampfsystem, die Story und die Präsentation, ein anderer Teil kreidet ihm seine extreme Linearität und die fehlende spielerische Abwechslung an. Recht haben beide Gruppen in gewisser Weise. Als vor vielen, vielen Jahren Final Fantasy VII erschien, da war die Rezeption zunächst anders: Squares erstes großes CD-RPG wurde von Spielern und Presse geliebt und ist für viele Rollenspieler bis heute das Maß aller Dinge – an Final Fantasy VII werden bis heute alle anderen Rollenspiele gemessen.
Mal ganz ehrlich, muss ich euch zu Final Fantasy VII noch irgendwas erzählen? Dem Spiel, das endlich das RPG-Genre im Westen populär gemacht hat, dem Spiel, das eine ganze Generation von Spielern geprägt hat, dem Spiel, mit dem Square der PSone die Marktführerschaft eingebracht hat...? Tatsächlich gibt es zu Final Fantasy VII auch heute noch einiges zu sagen, ist das Spiel doch nicht nur ein RPG-Erneuerer und Genre-Etablierer, in Fan-Kreisen ist das Spiel auch ein Spalter.
Ganz klar, Final Fantasy VII ist eines der einflussreichsten Videospiele aller Zeiten und kann sich locker in eine Reihe mit Titeln wie Street Fighter II oder dem hierzulande indizierten Doom stellen. Es hat nicht nur auf einen Schlag das Konsolen-Rollenspiel im Westen bei der großen Masse an Spielern populär gemacht, es hat auch das Genre selbst auf Jahre hinweg geprägt.
So gut wie jeder Rollenspieler kennt Final Fantasy VII. Jeder war schon in Midgar, hat Chocobos gefangen und Musikstücke wie den berühmten „One-winged Angel“ gehört. Figuren wie Cloud, Aerith, Tifa und Sephiroth sind heute regelrechte Ikonen. Held Cloud löste den Archetyp des optimistischen, draufgängerischen Helden ab und war der Vorreiter einer ganzen Horde von sauertöpfischen, komplexbeladenen RPG-Protagonisten. Auch Sephiroth hinterließ seine Spuren: Auf einmal gaben sich die hübschen Knaben die Klinke in die Hand. Kaum ein Rollenspiel, das etwas auf sich hielt, kam in den Folgejahren ohne gutaussehenden Bösewicht mit tragischer Geschichte aus.
Doch nicht wenige Fans der 8- und 16Bit-Episoden sind von Final Fantasy VII (und auch dessen Ausschlachtung in mäßigen Produkten wie „Advent Children“ oder „Dirge of Cerberus“ in den letzten Jahren) und seinen teilweise doch recht fanatischen Fans mittlerweile ziemlich genervt. Sie nehmen es als spielerische und inhaltliche Verwässerung wahr, eine Anbiederung ans Mainstream-Publikum, ein Spiel, das seine Grafik über den Inhalt stellt und dessen Story sich ausgiebig an der Anime-Klischee-Kiste bedient. Und sich in bester Neon-Genesis-Evangelion-Manier mit Motiven aus Kabbalah und einem Hauch Freud´scher Psychoanalyse schmückt.
Der Großteil der Spieler liebt das Spiel zwar bis heute heiß und innig, aber eine kleine, überraschend laute Minderheit sieht in Final Fantasy VII das personifizierte Böse. Das Spiel, das den Anfang vom Ende des klassischen JRPGs einläuetete, die schamlose Annäherung von Square an den furchtbaren Mainstream, die Verwässerung des erprobten Spielprinzips und in den letzten Jahren schließlich der Goldesel, der von Square Enix immer wieder gemolken und den Fans in Abwandlungen neu aufgetischt wird, um die Kassen zu füllen.
All das macht es heute fast unmöglich, sich objektiv mit Final Fantasy VII zu befassen.
Dabei ist die Basis eigentlich recht simpel. Final Fantasy VII ist ein Rollenspiel klassischster Machart. Neun Helden nehmen aus verschiedensten Gründen den Kampf gegen einen übermächtigen Gegner auf: Der Shinra-Konzern entzieht dem Planeten um des Profits und der Macht willen seine Energie. Da taucht ein Schatten aus der Vergangenheit der Helden auf, der seine eigenen Pläne schmiedet und dabei die ganze Welt in Gefahr bringt, wenn die Helden ihn nicht aufhalten.