Final Fantasy XIV: Heavensward - Test
Der perfekte Grund für eine Rückkehr nach Eorzea!
Das Abo-Modell bei MMORPGs ist tot? Dann muss das mal jemand Final Fantasy XIV: A Realm Reborn verraten. Denn dem geht es prächtig. Es wächst, gedeiht, bekommt neuen Content auf regelmäßiger Basis und mit Heavensward vor einer Weile auch das erste große Add-on. Und was für eines!
Bevor es an die Details geht, erst mal etwas, das auf das Grundspiel zutraf und nun für Heavensward noch einmal extra gilt: Dieses Spiel ist immer noch das bestaussehende MMORPG, das es derzeit auf dem Markt gibt. Auf der PS4 oder - und vor allem - auf einem starken PC habt ihr geschliffene Charaktermodelle, bildschöne Landschaften und visuelle Abwechslung mit einem Art-Design, bei dem sich viele Leute anscheinend ebenso viele Gedanken weit über eine grundlegende Erstgestaltung hinaus machten und dieser immer noch verfeinern. Wenn schon für sonst nichts, dann kommt wenigstens für die Aussicht in das neugeborene Realm.
Wenn ihr dann schon da seid, ist es wichtig, dass ihr für Heavensward auch wirklich das Hauptspiel beendet habt - oder zumindest dessen Hauptquest. Im Laufe dieser habt ihr viele NPCs kennengelernt und durch sie die Geschichte erlebt. Im Gegensatz zu manch anderem MMORPG standet ihr dabei nicht im Mittelpunkt, sondern eben diese NPCs, und wenn ihr nicht wisst, was es mit denen auf sich hat, könnt ihr euch zumindest bis zu diesem Punkt Heavensward sparen. Nicht nur das, ihr müsst sichergehen, dass ihr den Inhalt aller Gratis-Erweiterungen vor Heavensward ebenfalls gespielt habt, da diese auch schon die Quests fortsetzten.
Umso lohnender ist es, dass das Add-on an viele Begebenheiten anknüpft, sie weiterspinnt und vor allem keine Sekunde bemüht wirkt. Es fühlt sich so an, als hätten die Entwickler schlicht so viele Ideen gehabt, dass sie problemlos die besten herauspicken konnten, denn von den um die 20 Stunden Inhalt fühlt sich nichts bemüht an. Der neue, etwas dunklere Ton der neuen Bereiche passt perfekt zu den Erzählungen und selbst, wenn es immer wieder mal Passagen gibt, die sich eher nutzlos gestreckt anfühlen - weil sie es sind -, am Ende war es immer die Reise wert. Vor allem, wenn ihr Drachen mögt. Über Drachen hat das Spiel einiges zu erzählen. Auch wenn ich nicht gedacht hätte, dass irgendein Spiel noch etwas Interessantes zu Drachen zu sagen hätte, Heavensward belehrte mich eines Besseren. Allein das lohnte die Reise.
Aber man muss eben auch sagen, dass diese Reise mitunter nicht ganz glatt läuft. Wie schon gesagt, hier und das wurde gestreckt, und das leider und vor allem auf halbem Weg zum neuen 60er-Level-Cap. Als ich mich diesem näherte, konnte ich das Wort Moogle nicht mehr hören. Es gab viel zu viele sinnlose Grinder-Nebenquests, die sich um diese niedlichen Bastarde kümmerten, und viel zu wenig echtes Heldenfutter in Form richtiger Quests. Wurde das FATE-Grinding zum Ende des Hauptspiels ermüdend, sind es nun die Moogles. Aber zum Glück nicht so sehr, dass ihr den Spaß an den richtigen Missionen verlieren würdet. Trotzdem, ein wenig mehr Liebe im Grinding, wenn es denn schon sein muss, hätte Heavensward gutgetan.
Keine große Erweiterung kommt ohne neue Klassen - Jobs in FF XIV - aus und hier sind es gleich drei davon, eine für jede der MMO-Rollen. Der Dark Knight ist der neue Tank auf halbem Weg zwischen Warrior und Paladin, der besser aussieht als beide zusammen und in der Universalrolle durchaus punkten kann. Der Maschinist ist Cid. In jedem Final Fantasy gibt es einen Cid, jetzt könnt ihr einen spielen und eure Rolle ist es, alles zu beharken, was da kommt, sei es mit seinen Handfeuerwaffen oder Support-„Zaubern" in Form von Geschütztürmen. Ein echter Damage-Dealer. Der Astrologe ist am ehesten ein Heiler, der mit seinen herumkreisenden Kugeln aber auch ganz gut austeilen kann. Keine der Klassen revolutioniert den Gedanken der MMO-Gruppenkonstellation, aber es sind nette Variationen erprobter Formate und es war nett, zum Beispiel mit dem Dark Knight etwas flexibler zu sein als mit den beiden Klassen, zwischen denen er steht. Insgesamt also eine Bereicherung für ein gut ausgewogenes Spiel, das diese Stärke eben nicht anfassen möchte.
Spielt ihr die alten Jobs weiter, dürft ihr euch auf ein paar neue Fertigkeiten für jede davon freuen, während ihr euch zu Level 60 vorarbeitet. So fühlen sich zum Beispiel Summoner oder Paladin nun deutlich runder und kompletter an. Die neue Rasse, die Au Ra, sind sicher Geschmackssache. Die Drachengeborenen, die natürlich inhaltlich eine wichtige Rolle spielen, sehen ein wenig langweilig aus. Gefühlt hat jede Fantasy-Anime-Serie etwas in der Art. Sind okay, aber jenseits des Antestens werde ich wohl kaum für den Wechsel der Rasse bezahlen, um einen Au Ra zu spielen. Die neuen Regionen machen das dagegen mehr als nur wett und da ihr dort viel Zeit verbringen werdet: gut so! Die neue Ishgard-Region ist groß, bietet einen kompletten neuen Stadtstaat und über die recht abwechslungsreichen Regionen verteilt findet ihr Massen an neuen Raids, Dungeons und sogar zwei neue Primals inklusive ihrer lokalen Rassen. Da ist es selbstverständlich, dass es auch nicht an neuer Ausrüstung - Dark Knights schwingen die größten Schwerter! - und Rezepten für mehr Crafting fehlt. Wie schon gesagt, an Content mangelt es diesem Update sicher nicht.
Überhaupt mangelt es weder Final Fantasy XIV generell noch Heavensward im Speziellen an viel. Der unglückliche Erstanlauf 2011 ist mittlerweile praktisch vergessen und A Realm Reborn, ab sofort nur noch echt in Verbindung mit Heavensward, hat sich seinen Platz im Olymp der MMORPGs gesichert. Es ist ein Spiel, das seine Abo-Kosten wert ist - etwas, das man denkbar selten sagen kann - und dank der konsequenten Verbesserungen auch bleibt. Heavensward ist ein wichtiger Schritt dafür und als Add-on ist es so komplett und umfangreich, wie man es sich nur wünschen kann. Umso mehr ist es schade, dass es auch hier die Unsitte des Level-Grinds nicht ablegen kann, wenn man eigentlich viel lieber die nächste Story-Mission spielen würde. Diese sind nämlich wieder wirklich gut, aber leider eben auch mit einer Levelsperre versehen. Ein wenig mehr Grinding, als nötig gewesen wäre, da hört es mit der echten Kritik auch schon auf - ob einem die Au Ra gefallen, muss jeder selbst wissen, sie werden schon ihre Fans haben. Heavensward ist die ausgesprochen konsequente wie kompetente Fortsetzung der Saga einer unwahrscheinlichen Spielwiedergeburt. Für jeden, der auch nur vages Interesse daran hat, mehr Zeit in Eorzea zu verbringen, egal ob zum ersten Mal oder als Rückkehrer, ist es Pflicht.