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Flashout 3 – Test: Wenn die Beschreibung „volle Gamepad-Unterstützung!“ schon als Besonderheit hervorhebt...

Und mit Luftbremsen!

Der unausgewogene Schwierigkeitsgrad, eine viel zu kurze Karriere und die langweilige Streckenführung stehen nur an der Spitze dieses langweiligen WipEout-Verschnitts.

„Volle Gamepad-Unterstützung!“, so als wäre das nicht das Mindeste. „Luftbremsen!“, als würden die für sich genommen einen guten Racer auszeichnen. „Herausfordernde Kampagne aus 10 Turnieren bestehend“, als wäre die viel zu kurze Karriere etwas Gutes. Und „Umwerfende 3D.Graphik!“ (der fehlende Bindestrich ist nicht meine Erfindung), so als würde sich Flashout 3 ausgerechnet grafisch hervortun.

Ihr habt natürlich Recht. Wenn ich frage, ob ich hätte ahnen müssen, was mich erwartet, dann ist die Antwort ein klares Ja. Kein Wunder auch: Die Serie hat ihre Wurzeln im App Store sowie auf Google Play und weder Touchscreen-Steuerung noch winziger Bildschirm oder Unterwegs-Zocken eignen sind besonders kompatibel mit martialischen Hochgeschwindigkeits-Wettrennen. Aber wann immer ein Spiel so deutlich in den Fußspuren eines gewissen WipEout stakst, dann weckt das nun mal mein Interesse, weshalb ich mir auch diesen Nachahmer angeschaut habe.

Flashout 3 macht wenig neu und zitiert stattdessen klassische Arcade-Racer. Hier geht's unter Wasser durch einen runden Tunnel.

Nun will ich daraus gar kein großes Ding machen, da auf den ersten Metern gleich klar wird, dass Flashout 3 seine Smartphone-Vergangenheit auch in der ersten exklusiven PC-Ausgabe noch in voller Breite vor sich her trägt. Statt flotter Flieger stehen recht klobige Boliden am Start. Die Mischung aus Streckenführung und Flugphysik lässt den aufregenden Flow der großen Vorbilder missen, das Geschwindigkeitsgefühl hält sich ohnehin in Grenzen und wenn man nicht perfekt fliegt, kommt man nicht nur vom Kurs ab, sondern bleibt gerne mal frustrierend lange in der Kulisse hängen.

In VR bekomme ich Flashout 3 momentan sogar überhaupt nicht zum Laufen, obwohl das Rift offiziell unterstützt wird, und die ebenfalls in der Beschreibung angepriesene „Volle Steam Deck-Unterstützung!“ besteht darin, dass es auf dem Deck überhaupt läuft – Wahnsinn! Von durchgehenden 60 Bildern pro Sekunde war da zum Glück ja keine Rede; lediglich 30 kommen beim Abschalten aller Details hin. Aber die fühlen sich bei einem Spiel dieser Art ziemlich furchtbar an. Zu allem Überfluss werden die Spielstände in der Steam-Cloud zudem nicht über mehrere PCs hinweg synchronisiert. Wer hauptsächlich auf einem großen PC spielt und gerne unterwegs weiter rasen möchte, kann mit dieser Art „volle“ Unterstützung eher wenig anfangen.

Durchaus nett finde ich dafür das Freischalten weiterer Schiffe und vor allem Waffen im Verlauf der Karriere, denn man kann jeden Gleiter mit bis zu drei Waffen- bzw. Verteidigungssystemen ausstatten, wobei jedes System eine gewisse Menge Energie erfordert. Man muss also abwägen, ob man schnell, wendig oder mit starken Waffen unterwegs sein will. Nur dass ein Großteil der Waffen nicht automatisch sein Ziel sucht, sondern geradeaus über den Bug gefeuert wird, ist bei einem Racer mit stark gewundenen Strecken freilich eine fragwürdige Designentscheidung.

Die Cockpit-Perspektive macht erstaunlich großen Spaß. Nur die Übersicht lässt so stark zu wünschen übrig, dass man sie in höheren Geschwindigkeitsklassen erst verwenden kann, wenn man den Streckenverlauf schon in- und auswendig kennt.

Seltsam finde ich auch, dass alle Schiffe einige Sekunden nach dem Start schon sämtliche Waffen abfeuern können, die sich im Anschluss dann lediglich ein paar Sekunden lang wiederaufladen müssen. Wer hatte denn bitte die Idee, dass eine maßlose Ballerorgie von der zweiten bis zur vierten Kurve auf Dauer eine gute Idee sei? Da sind doch weder Taktik noch spannendes Racing im Spiel. Zumal abgeschossene Kontrahenten sofort wieder auf die Strecke gesetzt werden, um einem ihr gesamtes Arsenal ins Heck zu schleudern – woraufhin man sofort wieder auf die Strecke gesetzt wird, um den Gegnern sein gesamtes Arsenal... ihr wisst schon.

Irgendwann entzerrt sich das Feld natürlich und es findet ein halbwegs normales Rennen statt. Und immerhin muss man nicht die Pole Position holen, sondern das Turnier lediglich als mindestens Dritte oder Dritter abschließen, um es zu „gewinnen“ (seufz). Dass man die Zerstörung des eigenen Schiffs nie komplett verhindern kann, bleibt aber immer eine Schwäche im Spieldesign.

Ach, und man kann Turniere übrigens nicht abbrechen. Ihr startet aus Versehen mal mit einem falschen Schiff, vielleicht noch ohne Waffen, weil ihr gerade am Umrüsten wart? Tja, das müsst ihr jetzt vier Rennen lang durchziehen! Ganz davon abgesehen ist es ohnehin nicht besonders sinnig, dass man den Flieger für alle vier Rennen des aktuellen Turniers einstellen muss, obwohl Eliminierungs-Läufe ein ganz anderes Setup erfordern als Zeitrennen und in allen Turnieren selbstverständlich mehrere Arten von Wettläufen stattfinden.

Die Strecke ist oft stark gewunden, was viele Waffen relativ nutzlos macht.

Okay, nach ein paar Turnieren kam ich trotz all des Gemeckers tatsächlich an einen Punkt, wo die Geschwindigkeitsklasse hoch genug war und ich die richtigen Systeme freigeschaltet hatte, um mit Flashout 3 mehr Spaß zu haben, als ich ihm zu diesem Zeitpunkt zugetraut hatte. Wenn man zu Beginn des Rennens nämlich einen Schild aktiviert (muss man erst freischalten), um gefahrlos an ein paar Kontrahenten vorbeizusausen, und von dort dann Täuschkörper abzustoßen, die außerdem Schaden anrichten (stehen ebenfalls erst später zur Verfügung), wird das Ganze plötzlich zu einem absurd einfachen Kinderspiel.

Flashout 3 – Fazit

Nein, richtig gut ist Flashout 3 auch mit allen verfügbaren Waffensystemen nie. Man kann die Flieger nur so einstellen, dass man sich die Gegner vom Hals halten kann, um endlich mal das eigentliche Fliegen über die Strecke zu genießen – soweit das in Anbetracht der weitgehend drögen Streckenführung möglich ist. Grundsätzlich hinkt der WipEout-Nachahmer seinem Vorbild ja nicht nur hinterher, er sättigt leider nicht mal den kleinen Appetit auf einen rasanten Arcade-Racer zwischendurch, weil gleich mehrere Designentscheidungen den entscheidenden Flow sowie den Spaß am martialischen Adrenalinkick behindern. Und ganz ehrlich: Selbst auf dem Smartphone würde mir eine dermaßen müde Kopie keinen Spaß machen. Bleibt deshalb bei Redout 2. Das tut derzeit alles, was ein gutes Rennspiel dieser Art tun muss.

Flashout 3 – Pro und Contra

Pro:

  • Freischalten einiger Waffen- und Verteidigungssysteme
  • Splitscreen-Rennen
  • Nette Cockpit-Sicht...

Contra:

  • ... die allerdings zu wenig Übersicht bietet
  • Langweilige Streckenführung
  • Ständiges Abschießen und abgeschossen Werden
  • Ausgesprochen kurze Karriere
  • Einstellen der Flieger nur für komplettes Turnier und Abbrechen der Turniere nicht möglich
  • Niedrige Bildrate auf Steam Deck und keine Cloud-Synchronisation zwischen verschiedenen PCs
  • Häufiges Hängenbleiben in Kulisse oder in tiefen Senken

Entwickler: Jujubee - Publisher: Jujubee - Plattform: PC - Release: 22.9.2022 - Genre: Rennspiel - Preis: 17,99€

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Benjamin Schmädig Avatar
Benjamin Schmädig: Für ihn ist WipEout 2097 der Grund, aus dem es Videospiele gibt – aber auch Indiesachen, Shooter sowie fast alles, das mit Weltraum zu tun hat. Sucht gute Storys, knackige Herausforderungen und freut sich, wenn die grauen Zellen nicht unterfordert werden.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

In diesem artikel

Flashout 3D

Android, iOS

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