FlatOut Ultimate Carnage
Rasen für Dummies!
Mmmm Mmmm Mmmm Mmmm! Und jetzt alle: Mmmm Mmmm Mmmm Mmmm – nicht dass ich unglaublich musikalisch wäre, obwohl auf meinem Zeugnis in Musik ein fettes 'Sehr gut' prangt, aber FlatOut Ultimate Carnage erinnert mich zwangsläufig an ein One Hit Wonder aus den 90er Jahren. Zwar hat man von den Crash Test Dummies mittlerweile nur noch ihre schmalzige Ballade im Ohr, aber vielleicht hat die Kombo jetzt die einzigartige Chance auf ein fulminantes Comeback. Ich sehe schon den Sticker auf der Verpackung von FlatOut Ultimate Carnage – jetzt mit den Crash Test Dummies.
Während im Ausland menschliche Piloten hinter dem Steuer sitzen, hat Empire Interactive seine durchaus charismatischen Charaktere der Originalfassung kurzerhand gegen die leblosen Testpiloten des ADAC ausgetauscht. Die können zwar nicht singen, treten aber dermaßen aufs Gaspedal, dass man meinen könnte, stumpfes gegen die Wand fahren würde auf Dauer langweilig – ist es vermutlich auch. Aber so ganz ohne Crashs kommt natürlich auch FlatOut Ultimate Carnage nicht aus. Seit dem Debüt ist die Serie für ihr destruktives und actionreiches Gameplay bekannt, in dem rostenden Kisten gleich im Dutzend verschrottet werden.
Fans der Serie, die seit knapp einem Jahr sehnlichst auf einen Nachfolger warten, seien an dieser Stelle gewarnt. Ultimate Carnage ist lediglich das HD-Facelift des zweiten Teils, das für seinen ersten Next Generation Auftritt auf der Xbox 360 mit zeitgemäßer Optik und einigen neuen Spielmodi versehen wurde. Ob sich auch für Veteranen der Kauf lohnt, zeigt unsere ausgiebige Probefahrt.
Man wirft Herstellern häufig Geldmacherei vor. Da wird das gleiche Spielkonzept fünf Mal neu aufgelegt, egal wie viel Schrammen das Spiel im Laufe der Zeit schon bekommen hat. Das könnte man auch bei FlatOut Ultimate Carnage erwarten. Wenn ein Titel allerdings eine Auszeichnung für ein zeitgemäßes Update verdient, dann Bugbears Alternativrenner, der gekonnt die Lücke zwischen Burnout Revenge, Project Gotham Racing und Colin McRae ausfüllt.
Beim ersten Treffen mit Ultimate Carnage fühle ich mich an so manches Blind Date mit einer unbekannten Schönen erinnert. Der erste Anblick ist atemberaubend und man traut seinen Augen kaum. So auch hier, denn was die Entwickler aus der Engine heraus geholt haben, ist wahrlich beeindruckend. Es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Als würde man einen blitzblank polierten Shelby GT neben einen Rost verzierten Trabbi stellen – gut, das sind auch unterschiedliche Autos, aber die optische Diskrepanz dürfte vergleichbar sein. Nun bin ich nicht ganz so eine Grafikhure wie einer meiner Kollegen (ich nenne an dieser Stelle keine Namen, sonst haut der mich wieder), aber die grafische Präsentation holt selbst Genre-Größen wie Bunrout Revenge oder Forza Motorsport in Schlagdistanz.
Das Spiel wirkt wie auf Hochglanz poliert und scharf gestellt – egal ob es die stimmungsvollen Sonnenuntergänge sind, wenn man die Feldwege hinunter rast und am liebsten den Motor abstellen würde, um den Moment auf sich wirken zu lassen. Oder die tollen Wassereffekte, die das kühle Wasser Gischt-artig an der Karre empor spritzen lassen. Dank Bump-Mapping, HDR-Lighting Real-Time-Shadows und verbesserter Partikeleffekte ist das Facelift optimal gelungen. Auch die schmucken Boliden wirken aufgrund von Anti-Alising und erhöhter Polygonzahl plastischer und authentischer als je zuvor. So muss ein Next Generation-Rennspiel aussehen, war mein erster Gedanke, der mich bis zum Ende nicht loslassen sollte.
FlatOut Ultimate Carnage ist - für mich - der Underdog der Rennspiel-Szene. Eine Art Alternativrenner, der zielsicher die Lücke im Einheitsbrei von PGR, Burnout, Colin McRae und Forza findet. Dabei ist Ultimate Carnage nicht der Saubermann wie Burnout, sondern setzt auf das schmutzige Dirty-Image, das Bugbear konsequenterweise auch auf das Gameplay überträgt. Rennen fahren kann jeder, aber hier wird der Kampf um die Krone zum Krieg.