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Flexispot Lotus XC6 im Test: Dieser Zocker-Sessel hat ein Geheimnis

Perfekter Po-Parkplatz zum Zocken?

Hübscher und bequemer Sessel mit klugen Funktionen, aber Schwächen in der Verarbeitung.

Das hier ist das dritte Produkt des Möbelherstellers Flexispot, das mir zum Testen unterkommt. Den höhenverstellbaren Schreibtisch E8 fand ich extrem überzeugend, der Schreibtischstuhl BS11 Pro, den ich kurz darauf testete, konnte da nicht mithalten. Zwar überraschte er mit guter Ergonomie und bestens ausgestatteter Mechanik, ließ aber in Sachen Verarbeitungsqualität zu wünschen übrig. Ein klug designtes Produkt, bei dessen Fertigung am falschen Ende gespart wurde. Ich war gespannt, wie sich der um 360 Grad drehbare Schaukelsessel Lotus XC6 präsentieren würde. In Bildern sah er nach einem perfekten Zock-Sessel aus.

499 Euro verlangt Flexispot in der mechanischen Variante, dieses sanft schaukelnden Möbels mit optionaler Liegefunktion. Das elektrisch verstellbare Modell nennt sich XR6, erscheint im Oktober für 599 Euro, bietet mehr Verstelloptionen und kommt in anderen Stoffvarianten daher, ist aber ansonsten identisch. Nun sind 500 Euro für einen Sessel nicht gerade wenig Geld, doch schon bei Ikea werden für erheblich einfachere mit weniger Funktionen Sitzmöbel schon mal 300 Euro oder mehr fällig. Insofern passt das schon, sofern die Leistung stimmt. Also dann: Schauen wir mal.

Lieferumfang und Aufbau

Der Lotus wird in zwei Paketen geliefert. Diese enthalten lediglich fünf Bauteile, vier Gewindeschrauben und den passenden Innensechskantschlüssel. Der Aufbau war entsprechend simpel, was ich vom Fleck weg vielversprechend fand. Rückenpolster über die metallene Stützkonstruktion gezogen, die ausklappende Fußbank auf die Arme der Mechanik geschraubt und die Rückenlehne über die einrastenden Haltekeile gestülpt. Dann das Sitzkissen auf die Basis gelegt – Klett hält es stabil an Ort und Stelle. Am Schluss nur noch den Stoff an der Rückseite des Sessels gestrafft und nach unten gezogen, wo er an einem Klettstreifen an der Basis des Möbels befestigt wird. Fertig. Sehr schön.

Positiv fiel mir direkt auf, dass sich der Sessel für die Polsterung nicht nur auf das ausladende Schaumstoffkissen und ein über die Basis gespanntes Vlies verlässt. Tatsächlich stecken metallene Federn in der Basis. Das hätte ich so nicht erwartet. Erinnerungen an die überraschend gute Synchronmechanik des BS11 Pro wurden dabei wach, die das Unternehmen in der Anleitung oder auf der Website mit keinem Wort erwähnt hatte. Schön, wenn ein Hersteller auch mal niedrig stapelt und dann mit Features am Start ist, die man nicht erwartet hatte.

Der Lotus XC6 in der Praxis

Ein wenig Ernüchterung tritt ein in Bezug auf… nun ja, den Bezug. Der ist in meinem Fall “Cremebeige & Leinen”. Der Stoff sieht so weit in Ordnung aus, nach Naturfaser fühlt sich das, was hier ankam, aber nicht Sekunde an. Er hat eher diese extrem weiche, aber synthetische Mikrofaser-Haptik, über die man ungern mit den Händen streicht, wenn man trockene Haut hat, falls ihr das kennt. An Täuschung mag ich hier nicht denken, zumal Flexispot das teurere XR6 Modell, das im Oktober erscheinen wird, in Abgrenzung an dieses Stück auch frei heraus mit Polyester-Bezug bewirbt. Aber es wurde zumindest bei mir eine Erwartung geweckt, die der Stoff nicht halten konnte.

Das ist also schon mal schwer Geschmackssache und ich könnte zumindest nicht sagen, dass ich auf dem Lotus mehr geschwitzt hätte, als auf dem modularen Ikea-Sofa, das ich normalerweise zum Spielen besetze. Ohne Zweifel unschön ist jedoch, dass ab Werk bereits drei Fäden gezogen waren (einer oben links an der Rückenlehne, die anderen beiden an der Fußablage), was nicht nur optisch bedauerlich ist, sondern auch die Langlebigkeit des Oberflächenmaterials ein wenig fraglich erscheinen lässt.

Flexispot Lotus XC6 Schaukelsessel in der Testgalerie

Aber es hilft ja nichts – er ist, wie er ist. Und setzt man sich das erste Mal in den XC6 hinein, verfliegen die Sorgen zugegebenermaßen recht schnell, denn das freie Drehen des Sessels und das lautlose, sanfte Schaukeln ist nicht nur angenehm beruhigend (insbesondere für hibbelige Personen für mich), sondern auch beim Videospielen sehr praktisch. In den Herausforderungsleveln von Astro Bot rutsche ich zum Beispiel regelmäßig an die vordere Sitzkante. Dass der Sessel da mitgeht, fand ich sehr cool.

Natürlich muss man aufpassen, nicht zu weit nach vorn zu gehen. Die Hinterkante des ansehnlichen runden Standfußes hebt schon irgendwann ab. Das spürt man aber recht deutlich, ohne dass ich mich je in Gefahr gefühlt hätte, umzukippen. Bei meiner Körpergröße, 1,75m, 68 Kilogramm, ist auch der Schneidersitz problemlos möglich und eine gern genutzte Option, bis meine Knie melden, dass ich keine 25 mehr bin. Fast immer sitze ich sanft schaukelnd im XC6 und fühle mich dabei sehr relaxt, selbst, wenn ich mich tief im Sessel fläze, habe ich nie das Gefühl, er könnte nach hinten umkippen. Insgesamt ziemlich gemütlich, auch wenn sich Fans stabiler Armlehnen anlässlich der flachen Seiten des Sessels ein zusätzliches Kissen mit auf den Lotus nehmen sollten.

Heimlich alles griffbereit

Nett ist auch das kleine Geheimnis dieses Sessels: Ein verstecktes Fach in der linken Armlehne, in das problemlos zwei Dual Sense Controller nebeneinander passen. Auch hier wird mir aber eine Schwäche in der Konstruktion bewusst. Beim Auf- und Zumachen gibt es ein schabendes Gefühl, als riebe irgendwo nahe den beweglichen Teilen der Soff aufeinander. Auch den sichtbaren Schließmechanismus spüre ich nicht einrasten. Außerdem sieht man, dass die Klappe nicht komplett bündig mit der Basis des Sessels abschließt, was man aber nur sehen kann, wenn man das überlappende Armlehnenkissen anhebt. Letzteres ist nur ein kleiner Schönheitsfehler. Die Funktion ist zweifellos gewährleistet und ich habe nicht das Gefühl, die Klappe fällt irgendwann von selbst auf. Aber es fühlt sich an einem 500-Euro-Sessel ein wenig billig an.

Die Krone ist natürlich der Liegemodus: An der rechten Seite ist ein sauber verbauter Kunststoffhebel, den man zieht, woraufhin die Fußablage ausfährt. Das geht mit einem Schwung, der ein kleines Kind über den Haufen kegelt. Da man im Normalfall aber selbst gerade sitzt, wenn der Hebel gezogen wird, sehe ich dieses Szenario so schnell nicht eintreten. Der Sitz kippt dann jedenfalls in eine annähernde Liegeposition nach hinten, wobei die Schaukelfunktion blockiert. Das ist smart gemacht und auch besser so, denn bei einem derart verlagerten Schwerpunkt wäre es wohl ein Leichtes, nach hinten rüberzufallen. Dieser Modus ist für Handheld-Zocken meines Erachtens ideal, aber auch im Serienmarathon leistet er gute Dienste.

Etwas schade, dass es auch hier einen kleinen Haken zu vermelden gibt. Denn um die Fußablage wieder einzuklappen, muss man überraschend feste mit den Waden nach unten drücken, während es am Ende der Bewegung erneut kein rechtes Feedback darüber gibt, ob die Fußstütze eingerastet ist. Ein paar Mal passierte es, dass ich den Mechanismus nicht beim ersten Mal geschlossen bekam. Auch hier gilt: Gut designt, aber nicht mit der letzten Sorgfalt gebaut. Es ist ein Akt, weder ins Aufrechte zu kommen. Ein kleiner, aber ein Akt.


Seid ihr interessiert, gibt es den drehbaren Schaukelsessel Lotus XC6 bei Flexispot zu kaufen. In der noch 14 Tage laufenden Aktion gibt es aktuell 130 Euro Rabatt.


Flexispot Lotus XC6 – Fazit

In Summe gefällt mir der Lotus eigentlich. Er ist ein formschöner Sessel mit gutem Sitzkomfort, angenehmer Schaukelmechanik, bequemer Liegefunktion und einem wie für Controller gemachten “Geheimfach”. Im Grunde ein perfekt auf Zock-Bedürfnisse geeichtes Stück Mobiliar. Es ist klar, dass bei Flexispot Designer sitzen, die etwas auf dem Kasten haben.

Schade, dass die Fertigung offenbar nicht ebenso umsichtig vonstattenging. Der Bezug entspricht offenbar nicht ganz der Beschreibung und purzelt mit gezogenen Fäden aus der Packung und einige der Mechanismen wirken, als hätten sie die Qualitätskontrolle nur gerade so bestanden. Nichts davon tut in direkter Linie der Gemütlichkeit oder der Funktion Abbruch. Aber es sorgt dafür, dass ich mich schwertue, euch die Investition von 499 Euro ohne Einschränkungen ans Herz zu legen. Es ist ein cooler Sitz, der euer Spielzimmer bereichern kann. Aber ich lege meine Hand nicht dafür ins Feuer, dass er das in fünf oder mehr Jahren auch noch tut.

Flexispot Lotus XC6
PROCONTRA
  • Schönes Design
  • Gute Schaukelmechanik für bequemen Sitz in jeglicher Position
  • Willkommene Liegefunktion
  • Praktisches Geheimfach
  • Einfacher Aufbau
  • Zu viele Mängel für diesen Preis
  • Mehrere gezogene Fäden ab Werk
  • Zuklappen der Fußablage schwergängig und ohne Feedback
  • Mechanismus für Seitenfach schabt
  • Stoff fühlt sich nicht nach Leinen an

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Alexander Bohn-Elias Avatar
Alexander Bohn-Elias: Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

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