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Folge 3 von Falcon and The Winter Soldier enttäuscht erstmals - Serienkritiker

Doch nur mit Wasser gekocht?

Die übliche Einordnung, was Spoiler angeht: Ich werde diesmal nicht über konkrete Ereignisse sprechen, nicht über einzelne Charakterentscheidungen oder Wendungen verraten, die als Überraschung gemeint sind, sofern es welche geben sollte. Und nein, das ist keine Bestätigung, DASS es welche gibt - nur so an die ganz Vorsichtigen (die das hier vermutlich eh nicht lesen sollten). Ist in dieser Folge nicht notwendig und die Diskussion über einzelne Plot-Punkte überlasse ich euch in den Kommentaren - bitte Spoiler-Tags nutzen.

Ich werde aber darüber sprechen, weshalb mir gewisse Dinge nicht gefielen, welche erzählerischen Fehler begangen wurden. Wisst ihr was, am besten, ihr lest das hier erst, wenn ihr diese Folge selbst gesehen habt!

Weitere Folgen in der Einzelkritik:

Folge 1 von Falcon and the Winter Soldier ist alles, was ich mir erhofft hatte
Folge 2 von Falcon and The Winter Soldier überrascht schon nach 5 Minuten


Gut, nachdem ich die ersten beiden Folgen noch mehr oder minder sehr begeistert aufgenommen habe, versetzte Episode drei - Power Broker - meinem Enthusiasmus einen Dämpfer. Die Produktionswerte sind weiterhin extrem hochwertig, was auch für die Darstellungen und den allgemeinen Ton der Serie gilt. Auch gefiel mir, dass wir wieder knietief in Comic-Territorium angekommen sind. Die Referenzen an das größere Marvel-Universum und die Verknüpfungen zu den restlichen Filmen habe ich gern gesehen. Tatsächlich musste ich die Folge zweimal schauen und dann eine Weile darüber nachdenken, um zu begreifen, was mich störte.

Wir können es im Grunde kurz machen: Ich hatte gleich mehrfach schwere Probleme mit der „Suspension of Disbelief" - konnte also das Gesehene nicht einfach akzeptieren und hinterfragte, was da auf dem Bildschirm passierte. Bei jemandem, der so gut wie jeden der Marvel-Filme zwei bis vier Mal gesehen hat, will das schon etwas heißen. Zur Erklärung, aber ohne Namen, Orte und Begebenheiten zu nennen:

Damit diese Folge passieren kann, mussten die Autoren gleich drei Charaktere des MCU ganz schön verbiegen. Im ersten Drittel tut einer etwas, das man ihm nicht abkauft und seine bisherige Charakterzeichnung untergräbt. Direkt danach erfährt man ein ... klitzekleines, brandneues Detail über eine etablierte Figur, das die anderen Filme unerklärlicherweise komplett ausgeblendet haben und den Plot der dritten Folge überhaupt erst möglich macht. In der Mitte dann basiert eine weitere Begegnung auf einem Zufall, wie er sich sonst nur in einem Star-Wars-Film ereignet. Wie gesagt: Ich konnte buchstäblich nur schwer glauben, was ich da sah.

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Sam wirkt wie in Folge drei wie ein unbeteiligter Passagier, zudem machen gleich zwei Nebenfiguren etwas, das ihre Charakterentwicklung ohne Not beschleunigt, irgendwie gehetzt wirkt und an gleich drei Stellen bekommt man etwas sehr brechstangig Exposition eingetrichtert, was die ersten Folgen zwar auch schon hin und wieder passierte, aber mittlerweile etwas zu freimütig eingesetzt wird, um an den Rest des MCU anzuknüpfen.

Falls es so weitergehen sollte, läuft die Serie Gefahr, Opfer ihres eigenen Universums zu werden. Das MCU war immer ein bunter Haufen Filme, die tonal gar nicht so gut zusammenpassten und sich auch nicht mühten, dass es so war. Und deshalb hat es funktioniert. Stellt man einen Captain America The Winter Soldier neben Guardians of the Galaxy 2 oder Doctor Strange, so haben die Filme im Grunde wenig gemeinsam. Sie sind nur lose verbunden, weil es zu seltsamen Reibungen führen würde, zöge man sie zu eng zusammen. Die Folge Power Broker streckt sich nicht einmal über allzu viele Sub-Franchises hinweg und bekommt es dennoch hin, dass sich diese Welt plötzlich klein und voller bequemer Zufälle anfühlt.

Ich drücke die Daumen, dass es nicht so bleibt.

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