Forspoken - Wenn das Spielgefühl passt, dann kann ich es nicht erwarten Athia zu besuchen!
Der erste Eindruck des Gameplay von Forspoken macht einen guten Eindruck, beantwortet aber noch nicht die entscheidende Frage nach dem Spielgefühl.
Forspoken war eine echte Überraschung, als es angekündigt wurde. Eine neue IP von einem Großen sieht man nicht jeden Tag und der Trailer machte den Eindruck, dass da was Großes passiert. Und, ist das jetzt so, kommt da etwas Großes? Nach einer Viertelstunde nur gesehenem, aber nicht gespieltem Gameplay, kann ich sicher und definitiv sagen: Ich habe keine Ahnung.
Es ist auf jeden Fall ein spannendes Projekt, so wie es eigentlich fast immer der Fall ist, wenn japanische, US und andere Entwickler sich zusammentun. So stellte sich das Schreiber-Duo vor, um fast zehn Minuten darüber zu sprechen, wie aufwendig, persönlich und dreidimensional die Heldin Frey entworfen wurde, wie natürlich und glaubhaft sie in der seltsamen Welt, in die sie geworfen wurde, reagiert und vieles mehr.
Nun, um euch kurz den Hintergrund zu geben: Frey ist eine Streunerin aus dem New York unserer Gegenwart, musste sich immer durch das Leben boxen und ihr wurde nie etwas geschenkt. Dann passiert etwas, das sie in die Fantasy-Welt von Athia voller Monster und Dämonen wirft, in der sie im Gegenzug nun magische Fertigkeiten hat. Wilde Sprünge, Feuerbälle und vieles mehr machen sie zu einer auch in der Welt aussätzigen Super-Magierin. Denn nur weil ihr wisst, dass sie die Heldin ist und wohl was Gutes tun möchte, wissen das ja nicht die normalen Bewohner, die schon von den restlichen Dämonen genug genervt sind. Kann man da einer Fremden mit der Feuerkraft eines Schlachtkreuzers in den Fingern trauen?
Wenn ich hier flapsig rumerzähle, denn liegt das vielleicht am Tonfall des Spiels, der ansteckend sein könnte. Frey soll - so nehme ich zumindest an - so etwas wie Straßenslang verbreiten und flucht viel. Aber ich habe Dokumentationen über US-Bewohner in, sagen wir mal, einfacheren Lebensumständen und aus weniger begehrten Wohnlagen gesehen und niemand redete dort so. Gestelzte Attitüde trifft auf Zeilen, geschrieben von Leuten, die offenbar noch weniger Einblick in unschöne Welten hatten. Um nicht zu sagen: Ich komme gleich noch dazu, dass ich sehr viel von dem, was ich von Forspoken sah, mochte. Jedoch die Dialoge, die in der Präsentation jedoch zu sehen und vor allem hören waren, lassen selbst plattere Marvel-Serien wie von Samuel Beckett verfasst wirken. Eigentlich würde ich Frey am ehesten im Devil-May-Cry-Universum verorten.
Insoweit ist es nicht unwichtig zu klären, ob man Freys Sprücheklopferei im Kampf abschalten kann. Im 5-Sekunden-Takt wird was rausgehauen und schon in den wenigen Minuten war das zu viel des Schlechten. Nun, das Problem sollte sich leicht lösen lassen und wir kommen endlich zu all dem, was einen guten Eindruck machte. Der Kampf selbst sieht durchaus einladend aus. Frey bewegt sich schnell und kann leicht viel Raum greifen.
Das Kampf-System setzt augenscheinlich auf eine Mischung aus Strafing, um magische Geschosse abzufeuern, dann per Sprüngen und Nah-Attacken ranzugehen, zuzuschlagen und wieder Distanz zu gewinnen. Frey ist zumindest auf diesen ersten Blick keine besonders versierte Nahkämpferin und verursacht den meisten Schaden mithilfe magischer Angriffe. Einiges davon, wie ein meterhoher Wasser-Ball, der aus dem Nichts auftaucht und Feinde einmal ordentlich durchspült, während ihr sie weiterbearbeitet, brennende Phantomwesen, die für euch kämpfen und einiges mehr deuten auf ein umfangreiches Arsenal hin. Dieses soll sich dann auch untereinander noch kombinieren lassen und für genug Komplexität im Kampf gut sein.
Stealth soll ebenfalls eine Rolle spielen, vor allem aber die freie Bewegung durch die Welt. Wie der Master Chief zuletzt setzt auch Frey auf einen in ihrem Falle magischen Greifhaken, um sich schnell über Dächer und entlang von Berghängen zu bewegen. Es war noch nicht ganz klar, ob Forspoken hier so frei wie Halo sein wird, aber der erste Eindruck geht in diese Richtung. Gut so, denn offene Welten langsam abzulaufen, wer hat die Zeit dafür. Ich scherze nur halb, denn eines der größten Highlights von Halo: Infinite war die schnelle Beweglichkeit innerhalb der Welt und wenn Forspoken auch in diese Richtung geht, dann fantastisch.
Die Welt von Athia selbst macht auch einen spannenden Eindruck. Nier, Ico und ähnlich kreative Werke scheinen da durch, wenn Frey durch riesige Ruinen turnt oder mittelalterliche Städtchen, in denen alles etwas zu groß wirkt, turnt. Aber auch viel Landschaft war schon zu sehen. Wüsten, Wälder und sogar eine längere Szene unter Wasser. Hier ging es auch gegen einen der scheinbar recht raumgreifenden Bosse, eine Art Riesenanemone oder so etwas. Die zerlegte dann Frey in weniger als einer Minute, was wohl darauf hindeutet, dass noch nicht genug gelevelt wurde. Schließlich sieht man überall Trefferpunktzahlen bei Treffern aufpoppen und diese hier waren nicht auf Freys Seite.
Natürlich gibt es auch ein Crafting, einen Fertigkeitenbaum und was man heutzutage für ein Action-Adventure noch so braucht. Ihr schaltet neue Fertigkeiten frei und nicht alle drehen sich strikt um den Kampf, sondern auch manchmal darum, solchen auszuweichen. So könnt ihr euch scheinbar unsichtbar machen und müsst nicht einen Gegner erledigen, um durch die Tür hinter ihm zu kommen. Ihr sammelt neue Waffen und Rüstungen, Accessoires gehören dazu und alles dient dazu, die Punkte für Leben, Ausdauer, Verteidigung und die magischen Richtungen nach oben zu treiben. Ein wenig klischeehaft werden dann noch Nägel für spezielle Fertigkeiten umlackiert. Warum nicht. Forspoken hat einen westlichen Anstrich, aber viel darin wirkt immer noch sehr japanisch.
Optisch muss ich sagen, dass ich von der neuen Luminous Engine des ebenfalls neuen Luminous Studio durchaus angetan bin. Hohe Sichtweiten, ausreichend Details und immer der Eindruck, dass das Format des Streams für die Vorschau etwas verschluckt und dass das alles live so richtig gut aussehen könnte. Diesen Eindruck bestätigt ein kurzes, nicht gestreamtes Video, in dem man sehen kann, dass hier für Athia optische Schönheit entworfen wurde. Ein wenig unpersönlich hier und da vielleicht, aber trotzdem. Wenn das Herumturnen in dieser Welt Spaß macht, dann freue ich mich darauf, das in einer solch hübschen Umgebung zu tun.
Es ist wirklich schade, dass es noch nicht möglich war Forspoken anzuspielen. Zu sagen, dass ich bisher von der Story und den Dialogen nicht sehr angetan war, trifft es wohl gut. Aber dann wieder waren es vielleicht nur ein paar nicht ganz glückliche Szenen. Vor allem aber hängt alles davon ab, wie sich Frey durch die Welt und im Kampf bewegt. Es gibt eine Reihe von Spielen, in denen mir die Handlung nicht egaler sein könnte, mit denen ich aber viele Stunden verbrachte. Just Cause wäre auch so ein Fall. Jeder Dialog ein Fehlschlag, aber das Spiel ein echter Gewinner. Ausgehend von den Animationen und der darauf abgeleiteten Beweglichkeit Freys, könnte Forspoken in genau diese Richtung gehen. Ihre neue Welt von Athia lädt optisch spontan ein, besucht zu werden, die Gegner scheinen interessant genug, jetzt muss sich Forspoken nur noch so gut im Spiel anfühlen, wie es im Dialog schwächelt. Dann kann ich es nicht erwarten, mit Frey durchzustarten. Vielleicht auch jede zweite Zwischensequenz wegzudrücken, aber da wäre Forspoken bei mir in guter Gesellschaft.