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Forza Motorsport 3

Für diese Generation

Die Fahrer überholen einander so, wie es auch Menschen tun würden. Sie belegen nicht mit letzter Sturheit und ohne Rücksicht auf Verluste die Ideallinie, wenn ihr da sein solltet, und auch die Anpassung der Fahrweise hält sich zum Glück in Grenzen. So leicht bringt ihr sie nicht aus der Ruhe, da könnt ihr drängeln, wie ihr wollt. Ein absolutes Highlight dürfte das keineswegs immer wieder gleiche Verhalten in Standardsituationen sein. Es kommt vor, dass ein Fahrer in der letzten Runde auch mal mehr riskiert und vor Kurven verzögert bremst oder eine Schikane etwas schwungvoller nimmt, um euch nicht doch noch aufholen zu lassen.

Bei der Bissigkeit hakt es allerdings ein wenig. Selbst auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad bremsen sie hinter euch ein wenig zu sehr ab, um nicht aufzufahren und gehen mitunter auch sehr konservativ um die Ecken. Profis werden sich in den ersten Stunden auf den unteren beiden Schwierigkeitsgraden langweilen und selbst auf dem dritten und höchsten nur selten ans Limit gehen müssen. Das Bild ändert sich dann nach dem ersten Drittel der Solokarriere deutlich. Die Wagen werden schneller, die Kurse härter und die KI legt zwar nicht viel zu, aber ihr braucht schon wesentlich mehr Routine, um überhaupt diesen F50 vage fehlerfrei durch die Runden der Amalfi-Küste oder des von mir so leidenschaftlich gehassten Nürburgrings zu ziehen. Trotzdem, ein ganz klein wenig mehr Aggressivität hätte dieser ansonsten fantastischen KI gut zu Gesicht gestanden.

Harte Profis suchen die Herausforderung aber sowieso am liebsten unter ihresgleichen und messen sich Online. Lags scheinen auch gegen acht Spieler kein großes Thema und eine Vielzahl von Modi und Leaderboards befriedigen jeden kompetitiven Geschmack. Spielt Katz und Maus, rutscht im online-exklusiven Driftmodus herum oder findet die kürzeste Strecke statt der besten Zeit. Genug zu tun findet sich immer und auf Hindernisse wird ganz verzichtet. Ihr müsst nicht neidvoll gucken, wie jemand in seinen mit maßlos viel Credits freigeschalteten McLaren F1 GTR steigt, während ihr selbst noch ein Leben neben dem Karrieremodus pflegen und euch so offline mit dem kleinsten Klassenvertreter begnügen müsst. Online habt ihr Zugriff auf alle 400 Fahrzeuge, so dass es keine Ungerechtigkeiten gibt. Auch keine vergeudete Zeit, falls für euch der Onlinemodus den Sinn und Zweck eines solchen Spiels ausmacht. Überhaupt will Forza 3 so wenig wie nur irgendmöglich eures kostbaren Lebens vergeuden und macht euch alles denkbar einfach.

Der mit 200 Events ausufernde Karrieremodus kümmert sich wie ein guter Manager um alle eure Bedürfnisse. Ihr habt ein Auto und er guckt, welche Rennen damit zu fahren sind. Euer Wagen muss getunt werden, also fragt er kurz, ob ihr die Credits freigebt, damit er das Beste daraus machen kann. Die Einstellungen sind nicht ganz optimal, also dürft ihr entweder selbst in die wahrhaft abenteuerlichen Schrauberuntiefen abtauchen oder ihr lasst arbeiten, schwingt euch ein, zwei Tastendrücke weiter ins Cockpit und seid wieder unterwegs.

Forza Motorsport 3 - Danos Time Trial

Das Versprechen, dass sich hinter diesen wirklich sehr sinnvollen Vereinfachungen für die Masse der Spieler das ganze Räderwerk einer Simulation verbirgt, war kein leeres. Wie zu besten Gran-Turismo-Zeiten können Werkstättenlehrlinge an jedem Regler schieben, jedes der vielen Tuningteile selbst kaufen und einstellen und den Wagen zu wirklich ihrem eigenen machen. Oder es dem Computer überlassen und einfach nur fahren. Ein sehr eleganter Weg, um den Hardcore-Anspruch mit absoluter Zugänglichkeit zu verbinden, ohne Kompromisse an eine Seite machen zu müssen.

Dass die Zugänglichkeit sowieso dieses Mal ein großes Thema ist, machte Turn 10 ja schon im Vorfeld klar und liefert jetzt auch wie versprochen. Wer keine Lust auf irgendwelches Drumherum hat, davon sich vielleicht überfordert fühlt, der lässt es einfach, drückt auf den Knopf und legt einfach los. "Einfach" bedeutet in diesem Falle, dass vor Kurven sogar gebremst wird, das Fahrverhalten bietet alles an Hilfen auf, was geht, und die KI spart Rechenzyklen und damit wahrscheinlich sogar Strom. Schäden am Fahrzeug bleiben rein optischer Natur und wer hier keinen einzigen Sieg holt, sollte vielleicht noch einmal Videospiele als Hobby überdenken. Es fehlt dann wohl einfach das Händchen dafür.

Insbesondere, wenn man bedenkt, dass euch Forza 3 die Chance gibt, jeden Fehler beliebig auszubügeln. Ihr könnt solange ihr wollt zurückspulen, immer in 10 Sekunden Schritten und notfalls bis zum Start des Rennens. Ganz ohne Strafe, ohne Abzüge und Reue. Natürlich nicht im Onlinemodus, aber sonst wo, wann und so oft ihr wollt. Ruiniert das nicht die Spielerfahrung? Nicht im Geringsten. Es gibt einfach diese blöden Fahrfehler in der letzten Runde, die drohen, euch Lebenszeit zu rauben und die sechs Runden Nürburgring wiederholen zu lassen. Hinfort mit ihnen. In „sauberen“ Ranglisten finden sich die Harten wieder. Die Normalos freuen sich auch so. Anfänger werden voller Dankbarkeit sein. Ab jetzt sollte jedes Rennspiel dieses Feature haben. Außer vielleicht GTR. Das spielen eh nur die Krassen.