Forza Motorsport 4
Mein Auto und ich
Hinweis: Braucht ihr Hilfe auf der Piste? Schaut in unsere Tipps und Tricks zu Forza Motorsport 4 mit Tuning, Setups, Autovista und dem Warthog.
Anfangs war es mir nicht möglich, Forza Motorsport 4 zu verstehen. Da war zwar das nette Intro-Filmchen mit der Stimme von Top-Gear-Host Jeremy Clarkson, der gewohnt zynisch philosophierte, gleichzeitig aber auch den Grundtenor des Spiels legte: Die Liebe, die Leidenschaft zum Automobil. Andererseits warf mich Turn 10 anschließend sofort in einen Ferrari in den Berner Alpen und demonstrierte den knallharten Simulationscharakter des Spiels. Knallhart in diesem Falle in Form von "Mehr als lenken und auf dem Gas bleiben muss man eh nicht", denn bevor man überhaupt ins Hauptmenü kommt, muss man sich in diesem 2-Runden-Rennen mit allen aktivierten Fahrhilfen herumschlagen. Das Spiel bremst den Renner aus Maranello eigenhändig in den Kurven, ans Ausbrechen darf das rote Biest sowieso gar nicht erst denken - Traktions- sowie Stabilitätskontrolle helfen schon aus.
Natürlich ist dem nur im Einstieg so, gleich danach darf der Schwierigkeitsgrad beliebig verstellt werden. Hier das ABS aus, dort das Fahrverhalten auf Simulation gestellt. Und trotzdem fragte ich mich nach den ersten Rennen nun bereits zum vierten Mal, was der Begriff Motorsport im Titel des Spiels zu suchen hat - abgesehen von der Tatsache, dass man mit vierrädrigen Vehikeln um die Wette fährt. Für eine waschechte Motorsportsimulation bietet auch Teil 4 zu wenig, kann Polyphony Digitals Gran Turismo 5 quasi freundschaftlich die Hand schütteln.
Beide Spiele würden sich untereinander verstehen, denn beide folgen nicht diesem Prinzip. Forza möchte gar keine Motorsportsimulation sein, vielmehr eine Autofahrsimulation. Kein Pokémon-ähnliches "Schnapp sie dir alle!" wie Gran Turismo 5, sondern die Leidenschaft zum Automobil. Ihr kauft ein Auto und könnt es über lange Zeit nutzen. Seid nicht gezwungen, von Veranstaltung zu Veranstaltung den Karren zu wechseln. Ihr motzt es auf, verschönert es, verpasst ihm ein individuelles Design. Forza ist "Mein Auto und ich". Fast schon eine eigene Liebesgeschichte.
Möglich ist dies durch die im Gegensatz zum Vorgänger nochmals überarbeitete Karriere. In der Welt-Tour schickt euch das Spiel auf der an Google Maps angelehnten Karte quer über den Globus. Pro Strecke stehen immer drei Events zur Auswahl, die sich zudem noch eurem derzeitig ausgewählten Fahrzeug anpassen. Sitzt ihr beispielsweise gerade in einem Audi R8, ist mindestens eine der Rennveranstaltungen ein S-Klasse-Event. Nutzt ihr dagegen einen C-Klasse-Wagen, taucht das S-Klasse-Event gar nicht erst auf. Turn 10s Grundidee, mit nur einem Auto die Welt-Tour zu bestreiten, funktioniert hingegen nicht ganz, da es gelegentlich je nach Strecke und Fortschritt in der Karriere - insgesamt zehn Saisons gibt es - schlichtweg kein Event für euren Boliden gibt. Gleichzeitig erlaubt das System, dass ihr etwa ein D-Klasse-Fahrzeug auswählt und trotzdem Fortschritte in der Karriere macht, wenn ihr vom ganzen S-Klasse-Geschwindigkeitsrausch mal eine Verschnaufpause braucht.
Forza-Veteranen freuen sich sowieso, denn die importieren bei Spielstart bequem ihren Spielstand aus Forza Motorsport 3 und erfreuen sich, je nach Fahrerlevel im Vorgänger, über einen erweiterten Fuhrpark. Eine elegant gelöste Methode, denn so muss man sich zu Beginn nicht nunmehr zum vierten Mal mit den langsamen F-Klasse-Autos rumplagen, ehe man etwas Schnelleres fahren kann. Wie gehabt lassen sich die einzelnen Events aber auch über das entsprechende Veranstaltungs-Menü auswählen. Da ihr euren Fahrerlevel dieses Mal nun deutlich schneller steigert - meine Wenigkeit war nach nicht mal fünf Stunden bereits Level 20 - und die höchsten Events mit den pfeilschnellen LMP1-Boliden lediglich Level 15 benötigen, habt ihr relativ früh die komplette Auswahl über alle verfügbaren Veranstaltungen im Spiel. Forza 4 fühlt sich im Vergleich zu GT5 somit nicht wie Arbeit an.