Ananas Express, Ohne Limit
Zweimal Drogen, einmal Cooper, einmal Rogen.
Ananas Express (2008)
Regie: David Gordon Green
Darsteller: Seth Rogen, James Franco, Gary Cole, Amber Heard
Ananas Express ist die Geschichte des Kiffers Dale (Seth Rogen), der Gerichtsvorladungen überbringt und sonst nicht viel mehr Perspektive hat, abgesehen von der nächsten dicken Tüte. Er spielt den Tranigen, etwas unbeholfen durch den Trott namens „Leben" Schreitenden, wie es in zig Kifferkomödien der Fall war.
Eine sehr solide Darbietung, die man selbst ohne emotionalen Draht zum Thema genießen kann. Vor allem wenn ich an den Kreuzjoint denke, muss ich immer wieder lachen. Die erste halbe Stunde nutzt Regisseur David Gordon Green bewusst für all die Klischees und das Hihihi, weil es eben um Kiffer geht.
Das ändert sich ein wenig, als Dale Zeuge eines Mordes wird. Ein Drogenboss (Gary Cole) und eine korrupte Polizistin (Rosie Perez) wäre eigentlich genug, doch zu allem Überfluss lässt Dale einen Joint-Stummel mit der nicht gerade in jedem Hinterhof verkauften, sehr exquisiten Sorte „Ananas Express" fallen. Für einen Drogenboss dauert es nicht lange herauszufinden, woher das Zeug stammt...
Hier erhöht Green das Tempo, erst zaghaft, später dann immer mehr, und gibt der Kifferkomödie einem leichten Buddy-Action-Movie-Einschlag. Für Dale und seinen Dealer Saul (James Franco; u.a. Spider-Man-Trilogie) wird das unbekümmerte Hineinleben in den Tag zu einem Kampf darum, ob Leben überhaupt noch eine Option ist. Die Verfolgungsjagd im Auto etwa gehört zu den Highlights.
Beim als endlose Schießerei aufgezogenen Finale meinte es irgendwer ein wenig zu gut, doch das tut dieser bis dorthin wunderbar vergnüglichen Geschichte kaum einen Abbruch. Ananas Express ist kein Film der subtilen Töne. Er hat Holzhammerhumor, er hat plattes Kiffergeschwurbel. Aber zum Glück nicht auf die saudämliche Adam-Sandler- oder Kevin-James-Art, weshalb ich jeden, der nicht zu weit weg ist vom Thema und Komödien mit leichtem Crime-Touch mag, zum Anschauen ermuntern würde.
Ohne Limit (2011)
Regie: Neil Burger
Darsteller: Bradley Cooper, Robert De Niro, Abbie Cornish
Der Lebensstil muss sich ändern für den erfolglosen Schriftsteller Eddie Morra (Bradley Cooper). Drastisch. Es muss etwas passieren mit dem Slacker wider Willen. Neues Buch ebenso überfällig wie die Miete, noch keine einzige Seite geschrieben, Frau weg, Decke kracht ihm auf den Kopf, alles Mist. Jeder, der einen ähnlichen Lebensabschnitt durch hat, kennt das. Es fällt leicht, hierfür eine Art Empathie zu empfinden.
Zum Glück, muss man fast sagen, bekommt er eine neue Droge namens NZT in die Finger, die sämtliche Hirnkapazitäten freisetzt. Alles irgendwo mal Gesehene, Gehörte oder Gelesene, jedes kleine Fitzelchen Information ist sofort abrufbereit. Fremdsprachen erlernbar beim bloßen Zuhören in einer Woche, der Aktienmarkt eine Goldgrube mit nur einer Richtung: von 10.000 auf zwei Millionen in wenigen Tagen.
Regisseur Neil Burger zeigt Eddies energische Perspektive mit tunnelartigen, schneller werdenden Zooms, dicht gedrängten, grellen Bilder mit verzerrten Effekten, vielen Schwenks. Sie funktionieren als kurzfristige Wendung, die sein Leben einschlägt, als Abdriften auf die Überholspur, von null auf hundert. Der Film lebt von Burgers fantastischer Inszenierung des Aufschwungs als wahnsinnigem Drogenrausch. Er nimmt diesen Ego-Trip später als Anlass zum Fall, denn alles geht zu Ende, auch der Vorrat an NZT.
Robert De Niro gibt den gesetzten Kapitalisten, einen etwas gelangweilt wirkenden Finanzmogul, und auch er wird von Cooper an die Wand gespielt. Dessen sich exzessiv auf ein ungewisses „Nach-vorn" verengender Blick und der fantastische Elektro-Soundtrack kennen nur eine Richtung, in die uns der Film peitscht. Die Logiklücken und das im Vergleich nicht soo tolle Finale kann man locker verschmerzen.
Beide Filme sind auf DVD oder Blu-ray erhältlich.