Ghostbusters (2016), Ghostbusters - Die Geisterjäger (1985)
Und wen rufen wir jetzt?!
Ghostbusters (2016)
Regie: Paul Feig
Buch: Paul Feig, Katie Dippoid
Darsteller: Melissa McCarthy, Kristen Wiig, Kate McKinnon, Leslie Jones, Chris Hemsworth
Flach ist die Geisterlandschaft
Nun ist es halt doch passiert. "Ghostbusters" aus dem Jahr 1985 bekommt sein Quasi-Remake. Dabei wurden die Rollen der vier unkonventionellen Helden komplett durch Frauen ausgetauscht, die Geschichte in modernen Zeiten neu erzählt. Die Frage die sich da stellt ist: warum? Der Film soll Fans des Originals in die Kinosäle locken, doch die haben gar keinen Bedarf an einer Neuumsetzung. Die Spezialeffekte der Originale sehen selbst heute noch mehr als solide aus und ihr Humor ist zeitlos.
Was da jetzt passiert ist, hat leider kein besonderes Potenzial, in der Geschichte der großen Kinofilme Erwähnung zu finden. Und das liegt gar nicht mal an der Storyline an sich. Das Grundgerüst von "Ghostbusters" ist tatsächlich originell und recht unterhaltsam. Ein bisschen Flair aus den 1980ern kommt immer wieder auf und der Film hält eine ansprechende Balance aus Respekt vor dem ursprünglichen Werk und den eigenen Ideen, die man verfolgen möchte. Hieraus hätte man einiges schaffen können. Vor allem, wenn man eine stärkere Brücke zu den Ereignissen von damals geschlagen hätte, anstatt Anspielungen vage in der Luft zu halten und wie alten Zigarettenrauch verwehen zu lassen.
Ist es eine Fortsetzung oder ein Remake? Ich bin mir nicht sicher. Ist auch egal. Denn das ist nicht der Punkt, der dieser Fantasykomödie das Genick bricht. Es sind die Figuren und der Humor, die hier kaum unpassender hätten platziert werden können. Wo im Original echte Charakterköpfe in schräge Ereignisse verwickelt wurden und sich aus den unterschiedlichen Persönlichkeiten organisch Situationskomik ergab, werden die vier Frauen im neuen Film jeweils auf ein einziges Persönlichkeitsmerkmal reduziert. Humor und Sprüche operieren nur haarscharf über Fußbodenniveau und sind in gewissen Situationen sogar völlig fehl am Platz.
Melissa McCarthy macht, was sie in fast allen ihren Filmen macht, und kommentiert wie aus der Kanone geschossen eine Offensichtlichkeit nach der anderen. Kristen Wiig ist die typische arme S**, die von Fettnäpfchen zu Fettnäpfchen stolpert und gleichzeitig irgendwie Sympathieträger spielen muss. Kate McKinnon ist völlig durchgedreht, aber tatsächlich hier und dort auf eine lustige, fast liebenswerte Weise. Leider muss das auch den Drehbuchautoren aufgefallen sein und so wird ihre Art völlig überspitzt und viel zu oft eingesetzt, was ihrer Figur von Minute zu Minute mehr schadet. Und Leslie Jones ... Nun, ja. So gemein es klingt, sie ist quasi das weibliche Pendant zu Winston Zeddmore (Ernie Hudson) aus dem Original. Das übelste Klischee eines Afroamerikaners im Kino. Mit all den Sprüchen und dem verängstigten Gefluche, das dazu gehört.
Und da wir den rassistischen Teil gerade hinter uns haben, widmen wir uns doch noch dem Sexismus. In diesem Fall präsentiert von Chris Hemsworth als männliche Sekretärin Kevin (er hat nicht einmal einen Nachnamen, der arme Mann). Seine Rolle ist so peinlich wie deplatziert. Janine (Annie Potts) war eine lausige/faule Angestellte. Das war es aber auch schon. Kevin ist einfach nur dumm. Er ist möglicherweise die Rache, für alle dummen Blondchen, die vor Jahrzehnten die Kinofilme bevölkert haben. Wer weiß. Aber ein Mann, der zu blöd ist, Fäkalien und Spiegelei zu unterscheiden und 116 Minuten lang auf seinen Körper reduziert wird, hat in "Ghostbusters" nichts zu suchen.
Der Humorlevel, wie er hier dargereicht wird, ist vielleicht genau der Geschmack von einigen Kinogängern, zugegeben. Aber die Gags sind so austauschbar wie unterirdisch. Hinzu kommen viele (viele!) Logiklöcher, die entweder mit wissenschaftlichen Humba Humba oder gar nicht erklärt werden. Der Tech-Schwachsinn hat damals auch geklappt. Aber dafür hatte man nicht eine ganze Latte Schwachsinn im Gepäck, der nur aus der Faulheit der Schreiberlinge resultieren kann.
Aber ich will auch etwas Gutes erwähnen. Die Geister zum Beispiel sehen gar nicht so schlecht aus, wie viele nach den ersten Trailer in die Welt posaunt haben. Generell sind die Trickeffekte sehr nett anzusehen. Aber unterm Strich enden da aber auch schon die Propunkte. Wem das reicht, dem sei gegönnt, was er in diesem Machwerk geboten bekommt. Ich für meinen Teil bevorzuge im direkten Vergleich den ersten Film. Und den zweiten Film. Die Trickserie und sogar die Fortsetzung der Trickserie. Im Zweifelsfall sogar das Triple-A-Videospiel...
Als kleiner Zusatz, die Cameos der alten Riege, aufgelistet vom schlechtesten, bis hin zum besten Auftritt: Bill Murray (Fremdschämfaktor über 9.000!), Ernie Hudson (langweilig), Annie Potts (wenigstens irgendwie unerwartet), Dan Aykroyd (konnte man so stehen lassen) und Harold Ramis (wer die "Cameo" entdeckt, bekommt einen Keks).
Ghostbusters - Die Geisterjäger (1985)
Regie: Ivan Reitman
Buch: Dan Aykroyd, Harold Ramis
Darsteller: Bill Murray, Dan Aykroyd, Harold Ramis, Ernie Hudson, Sigourney Weaver, Rick Moranis
Da wir noch die Zeit und den Platz haben, würde ich vor allem denen unter euch, die das Original nie gesehen haben, ans Herz legen, diese Bildungslücke zu schließen. Zum einen waren die Schöpfer von Kinofilmen damals noch nicht einer Million Regeln unterstellt. Man musste sich nicht für jeden Satz und jede Geste einer Figur entschuldigen, da vielen bewusst war, dass sie genau das ist: ein fiktiver Charakter in einer ausgedachten Geschichte. Das ermöglicht "Helden" wie Bill Murray als Dr. Peter Venkman, der einen unpassenden Spruch nach dem anderen reißt, ohne dabei lächerlich oder aufgesetzt zu wirken.
Er ist, wer er ist und die Situationen die ihm widerfahren, verknüpfen sich mit seinen Reaktionen zu der gelungen Situationskomik, auf die ich weiter oben angespielt habe. Bei den Figuren von Dan Aykroyd und Harold Ramis sieht es ganz ähnlich aus. Ihre Rollen sind zwar nicht mehrschichtig wie eine Zwiebel, dafür aber konsequent in ihrer Umsetzung und ohne jemals aufgesetzt zu wirken, wie es jetzt im Remake zum Beispiel der Fall ist. Lediglich Winston Zeddmore (Ernie Hudson) ist ein Wackelkandidat, der hauptsächlich ein Klischee erfüllt, aber in der Gruppe für eine gewisse Dynamik sorgt.
Außerdem war damals vielen bekannt, dass ein Mix aus Horror und Komödie nur funktioniert, wenn die Wechselwirkung zwischen Protagonisten und Geistern/Monstern zu Lachern führen, nie aber die Schockelemente an sich. Sie wirken in ihrer Umgebung vielleicht lustig, sollten für sich allein gestellt jedoch niemals ins Lächerliche driften. Dass ist hier gut gelungen. Sogar besser als in den meisten anderen Vertretern dieses Subgenres. Hinzu kommt, dass damals in einer Komödie ab 12 Jahren noch einiges mehr erlaubt war als heute. Beleidigungen, rauchende oder Alkohol trinkende Hauptfiguren, Sex - das volle Programm eben. Das mögen viele nicht als gutes Fallbeispiel für ihren Nachwuchs erachten, macht die Charaktere aber realistischer und zu besseren Identifikationsfiguren. Sind Charaktere zu weit ab vom Schuss und mit einem "normalen" Menschen kaum noch zu vergleichen, wer fühlt sich dann am Ende von ihnen angesprochen?
Die Handlung dieses Films erklärt auch nicht alles und viel wird mit technischem Blödsinn erklärt. Dafür macht der Streifen in sich, in seinem eigenen Universum, durchaus Sinn und verhindert gekonnt fast alle Logiklöcher, die hätten entstehen können. Und als Sahnehäubchen oben drauf gibt es Spezialeffekte, die sich sehen lassen können. Für ihre Zeit höchst einfallsreich und gelungen, heute noch immer sehr nett anzusehen. Man möchte sich fast der Schwärmerei hingeben und "zeitlos" sagen.
Über Teil twei scheiden sich die Gemüter. Manche lieben ihn genauso sehr wie den Vorgänger, andere mögen ihn gar nicht und die meisten schwanken irgendwo dazwischen. Hier läuft nicht mehr alles so rund wie eben angepriesen, doch das Rezept stimmt noch immer. Man hat eine eigene Geschichte, neue Ideen und die Dynamik zwischen den Figuren ist noch nicht ausgelutscht. Einem waschechten dritten Teil hätten sie damals nicht Stand gehalten, doch wer mit dem Film aus dem Jahr 1985 seinen Spaß hatte, kann sich gerne und ohne zu zögern auch an seinen Nachfolger von 1989 wagen.
Was ist Freitagskino?
Jeder Mensch braucht mal Abwechslung. Wir alle mögen Kino, also schreiben wir (fast) immer freitags über Filme oder Serien. Keine Sorge, wir versuchen nicht, etablierten Filmkritikern große Konkurrenz zu machen, sondern einfach nur zu berichten, wie ein Film auf uns wirkte und ob wir dazu raten würden, ihm eine Chance zu geben. Welche Filme oder Serien das sind, hängt davon ab, was derjenige Autor in den letzten Wochen sah. Wir unterwerfen uns jedenfalls nicht vollends dem Diktat der Aktualität.
Es können aktuelle Blockbuster, ausgemachtes Genre-Kino, aber auch Arthouse-Geheimtipps sein, die noch im Filmspielhaus um die Ecke laufen. Die neueste Netflix-Serie kommt ebenso unter die subjektive Lupe wie ein alter HBO-Liebling, der sich nach Jahren unserem unter Umständen veränderten Geschmack stellen muss. Ebenso werden immer wieder nach Ewigkeiten wiederentdeckte Schätze zur Sprache kommen, überbewertete Klassiker oder unterschätzte Perlen. Wie gesagt, wir wollen euch damit nur ein wenig Diskussionsstoff über das zweitbeste Geek-Hobby liefern - und ein paar Inspirationen, was sich vielleicht lohnen könnte. Wir hoffen, euch macht die Rubrik genau so viel Spaß wie uns, auch wenn diese Sorte Unterhaltung zur Abwechslung mal nur bedingt interaktiv ist.