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Independence Day: Wiederkehr, Futureworld (1976)

Das Blockbuster-Dilemma: Größer = besser?

Regie: Roland Emmerich
Buch: Carter Blanchard, Dean Devlin, Roland Emmerich
Darsteller: Jeff Goldblum, Liam Hemsworth, Jessie Usher, Maika Monroe

Größer = besser

Wie viel Klischee wohl in einen einzigen Film passt? Kommt natürlich ganz darauf an, wie lang die Spielzeit ist. Aber offensichtlich entspricht der Wert ganz genauso der Antwort auf die Frage, wie sehr man seinen eigenen Film persiflieren kann. Roland Emmerich verspricht uns in "Independence Day: Wiederkehr" die gleiche bombastische Action und Sehnervorgasmen, die schon Teil eins zu einem Augenschmaus machten. Dieses Versprechen hält er. Dass das Konstrukt, das diese visuellen Effekte der Meisterklasse umgibt, ein baufälliges Gerüst ist, hat er aber versehentlich verschwiegen.

"Independence Day" war seinerzeit vielleicht nicht der cleverste Film, aber er hatte ganz klar definierte Vorzüge. Die Action war mehr als ansehnlich und die (fast) gesichtslose Bedrohung aus dem Weltall kratzte unüberhörbar an der Wand zum Horrorgenre, immer mit einer guten Portion Humor. Die Menschheit steht am Rande der Vernichtung, überlebt mit mehr Glück als Verstand und die ganze Zeit standen Dramen ganz normaler Zivilisten genauso im Mittelpunkt wie die Helden, die ihre Heimat verteidigen.

Ach, den fand ich immer so lustig. Okay, hier ist er wieder: Dr. Brakish Okun (Brent Spiner).

In der Fortsetzung möchte man dieses Erfolgsrezept noch einmal nachköcheln. Nur größer muss es sein. Einfach überwältigend. In Sachen Charaktere liegt der Fokus auf einer neuen Generation Charaktere, die samt und sonders aus den verstaubtesten Klischeeschubladen gezerrt wurden. Die Überlebenden von damals sind leider allesamt entweder belanglos oder ein Abziehbild ihres vergangenen Ichs.

Also, welche Veteranen haben wir? Den verrückten Dr. Brakish Okun (Brent Spiner), weil er im ersten Teil schon so herrlich skurril war. Bill Pullmann als gealterter Ex-Präsident, der sogar vom amtierenden Präsidenten und einfach allen anderen weiterhin "Mr. President" genannt wird. Wahrscheinlich, weil niemand dem armen Kerl sagen möchte, dass er nur noch ein wirrer Redenschwinger ist. Und natürlich David Levinson, erneut verkörpert von Jeff Goldblum. Er ist dafür zuständig... Ahnung zu haben und auch da zu sein. Das ist ein wichtiger Job und niemand hat darin mehr Erfahrung als der gute, alte Goldblum.

Und bei den Jünglingen? Da haben wir natürlich den Saubermannhelden (Jessie Usher). Den Badass-Helden mit dem weichen Kern (Liam Hemsworth). Die Freundin vom Badass - die hauptsächlich von Szene zu Szene mitgeschleift wird. Den Sidekick vom Badass, der sich genug Mut erkämpft, um die schönste Frau unter den Nebenfiguren um den Finger zu wickeln. Ein afrikanischer Warlord (Deobia Oparei), der mit grimmiger Miene Oneliner von sich gibt, eine Parodie auf so ziemlich alles darstellt und Aliens mit Macheten jagt. Und einen Bürohengst, der einfach nur nervt, aber scheinbar von den Machern des Films als lustig eingestuft wurde. Ach ja, und natürlich die warmherzige Präsidentin der Vereinigten Staaten. Das Herz am rechten Fleck, aber genug Ellenbogen, um in dieser von Männern dominierten Welt voranzukommen.

Wirklich interessante Figuren gibt es also nicht. Dafür aber etwas anderes. Beeindruckende Action. Viele, viele Logiklöcher, aber dennoch höchst beeindruckende Action. Da verzeiht man der ersten Hälfte des Films gerne, dass man "Story" hier nicht allzu großschreibt. Die veränderte Welt nach dem ersten Angriff wird umfassend, aber knackig-kurz erzählt und dann geht es auch schon zur Sache. Doch so sehr dieses Fest den Augen gefällt, so sehr wird es mit dem Kurs auf Teil drei auch wieder vernichtet.

Größer ist immer besser. Darum hat das neue Alienschiff auch einen Durchmesser von 500 Meilen (oder so).

In der zweiten Hälfte konzentriert man sich darauf, aus den unbekannten Gegnern etwas mit "Gesicht" zu machen. Man kommt nicht umhin, plötzlich an "Stargate", "Aliens" oder sogar "Halo" zu denken. Man will ein Universum aufbauen. Man will die Menschheit an etwas viel Größerem teilhaben lassen. Man will... Action, Action, Action. Mehr wird es nicht werden. Und mehr ist "Independence Day: Wiederkehr" auch nicht. Popcornkino vor dem Herrn. Blöd, nicht richtig durchdacht und voller Fremdschämmomente. Aber im Kino ein echter Hingucker, bei dem sogar das 3D ausnahmsweise nicht wirklich nervt, sondern die gezeigten Katastrophen eindrucksvoll untermalt.

PS: Warum verursacht das gigantische Alienschiff bei der Landung gar nicht dumm erklärte Katastrophen, aber beim Abflug passiert nichts dergleichen?

PPS: Warum wird ein Schiff wie in Teil zwei für die Pläne der Aliens benötigt, aber im ersten Teil hatte die damals nicht gezeigte Königin nur ein vergleichsweise schnuckeliges Modell und letztendlich kam der große Brummer dieses Mal auch nur wegen eines Notrufs der ersten Angriffswelle?!

PPPS: Warum sind Tausende von Jahren alte Aliens mit unglaublichem Wissen nicht in der Lage, auch nur eine Alienkönigin (ja, Alienkönigin) zu besiegen, aber von uns Menschen lässt sie sich mit dem gleichen Plan reinlegen, den sie selbst zuvor angewendet hat?

PPPPS: Wenn die Welt vor zwanzig Jahren fast komplett ausgelöscht wurde, warum sehen dann die Städte dieser Zeitlinie genauso aus wie unsere Versionen? Abgesehen von der Alientechnologie, die quasi überall eingebaut wurde.


Futureworld (1976)

Regie: Richard T. Heffron Buch: George Schenk, Mayo Simon
Darsteller: Peter Fonda, Arthur Hill, Yul Brynner, Blythe Danner

Wenn Science-Fiction, dann doch bitte richtig. Man braucht keine großen Explosionen, Weltuntergang und Raumschiffe so groß wie Planeten, um in diesem Genre eine spannende Geschichte zu erzählen. Das beweisen heutzutage Filme wie "Ex_Machina" genauso eindrucksvoll wie "Futureland" von Richard T. Heffron vor vierzig Jahren. Gleichzeitig ist der Film ein kaltherziger Beweis dafür, dass Fortsetzungen nicht zwangsläufig ein Abklatsch des ersten Erfolgs sein müssen.

Der Vorgänger "Westworld" handelte von einem Vergnügungspark, der seine Besucher die Zeit im Wilden Westen nachspielen ließ. Mit Androiden, die von Menschen nicht zu unterscheiden waren und der Bespaßung der zahlenden Kundschaft zuliebe erschossen, verprügelt, vergewaltigt und wer weiß was sonst noch werden konnten. Ein Heidenspaß für die ganze Familie also. Und vor allem eine bedrückende, psychologisch aneckende Gedankenwelt, die der menschlichen Seele einen hässlich-ehrlichen Spiegel vorhält.

Yul Brynner war schon lange vor Arnold Schwarzenegger der Terminator.

Natürlich geht alles schief. Eine "technische Panne" führt dazu, dass eine der Attraktionen (Yul Brynner) Amok läuft und schon 1973 in bester Terminator-Manier seinen Opfern im lässigsten Tempo nach dem Leben trachtet. Jetzt würde man nach heutiger Erfahrung vielleicht erwarten, die Fortsetzung baut einfach dumpf auf dieser Vorlage auf. Mitnichten. "Futureworld" nimmt den Gedanken seines Vorgängers und verzweigt diesen stärker, spinnt die Ideen und Fragen weiter und bereichert sie durch einen ganz neuen, recht cleveren Ansatz.

In "Futureworld - Das Land von Übermorgen" wurde der Freizeitpark neu eröffnet. Der Geschäftsführer (Arthur Hill) möchte anscheinend das Vertrauen der Bevölkerung zurückgewinnen und lädt daher einige Skeptiker und Besserwisser ein, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Unter ihnen auch Reporter Chuck Browning (Peter Fonda), der bei den Ereignissen von damals dabei war und mit seinem Artikel den Ruf dieser Einrichtung fast komplett vernichtet hätte.

Die Frage nach dem Menschsein... Also der hier ist schon mal keiner.

Der Film nimmt sich viel Zeit, Charaktere und Welt zu beschreiben, aber nicht wie mit dem Hammer im Sägewerk, sondern ansprechend in die Geschehnisse eingeflochten. Gleichzeitig bietet er genug Action, um auch auf anderen Ebenen zu unterhalten. Klar ist dieser Film ein Kind seiner Zeit und vielen heutzutage wohl etwas zu verstaubt. Doch für Science-Fiction-Fans gehört er zum absoluten Muss. Die Kameraeinstellungen galten damals als rasant, vergnügliche Ideen lockern die Stimmung immer wieder auf und philosophisch anspruchsvolle Ansätze regen zum Denken an.

Wer sich darauf einlässt und mit solchen Welten etwas anfangen kann, wird gut und vor allem spannend unterhalten. Am wichtigsten ist es jedoch, sich in die Zeit und die Umstände zu versetzen. Abseits davon, selbst heute noch, sind die Ideen in diesem Film nicht weit von der Richtung entfernt, in die unsere Gesellschaft sich bewegen könnte. Etwas farbenfroh in seiner Darstellung - wohl wahr -, aber nur einen Steinwurf von der Realität entfernt. Sofern wir die Möglichkeiten dieser Technologie hätten.


Was ist Freitagskino?

Jeder Mensch braucht mal Abwechslung. Wir alle mögen Kino, also schreiben wir (fast) immer freitags über Filme oder Serien. Keine Sorge, wir versuchen nicht, etablierten Filmkritikern große Konkurrenz zu machen, sondern einfach nur zu berichten, wie ein Film auf uns wirkte und ob wir dazu raten würden, ihm eine Chance zu geben. Welche Filme oder Serien das sind, hängt davon ab, was derjenige Autor in den letzten Wochen sah. Wir unterwerfen uns jedenfalls nicht vollends dem Diktat der Aktualität.

Es können aktuelle Blockbuster, ausgemachtes Genre-Kino, aber auch Arthouse-Geheimtipps sein, die noch im Filmspielhaus um die Ecke laufen. Die neueste Netflix-Serie kommt ebenso unter die subjektive Lupe wie ein alter HBO-Liebling, der sich nach Jahren unserem unter Umständen veränderten Geschmack stellen muss. Ebenso werden immer wieder nach Ewigkeiten wiederentdeckte Schätze zur Sprache kommen, überbewertete Klassiker oder unterschätzte Perlen. Wie gesagt, wir wollen euch damit nur ein wenig Diskussionsstoff über das zweitbeste Geek-Hobby liefern - und ein paar Inspirationen, was sich vielleicht lohnen könnte. Wir hoffen, euch macht die Rubrik genau so viel Spaß wie uns, auch wenn diese Sorte Unterhaltung zur Abwechslung mal nur bedingt interaktiv ist.

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